Fallbeschreibung
Weibliche Patientin, 90 Jahre alt. Jetzige Erkrankung: Aufnahme mit klinischen Anzeichen
einer kardialen Dekompensation. Frühere Krankheiten: Diabetes mellitus, Koronare Herzerkrankung,
paroxysmales VHFli, St.p.Pacemakerimplantation, keine Allergien bekannt, Nichtraucherin.
Körpergröße: 155 cm, Gewicht: 39 kg, unauffälliger Status. Laborbefunde im Wesentlichen
unauffällig.
Abb. 1 Thoraxröntgen: Zufallsbefund einer Raumforderung im oberen Mediastinum. (Bild zur
Verfügung gestellt vom Institut für Röntgendiagnostik des Otto-Wagner-Spitals, Wien.)
Wie lautet Ihre radiologische Verdachtsdiagnose?
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B-Zell Lymphom
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Zenker Divertikel
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Bronchogene Zyste
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Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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Scimitar Syndrom
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Auflösung
Diagnose: Zenker Divertikel.
Erläuterung: Zenker-Divertikel als häufigste Form des Ösophagusdivertikels haben meist spezielle
Ursachen. Hinter einem Zenker-Divertikel verbirgt sich eine Funktionsstörung des oberen
Schließmuskels der Speiseröhre. Man nimmt an, dass sich der obere Schließmuskel beim
Schluckvorgang vorzeitig schließt. Das löst dann bei größeren Nahrungsbissen einen
Druckstau im Hypopharynx aus. Gleichzeitig besteht an der Rückseite der Speiseröhre
beim Übergang von der Rachenmuskulatur zur Speiseröhrenmuskulatur eine Schwachstelle,
da hier ein muskelschwaches Dreieck besteht (Kilian-Muskellücke). Baut sich hier beim
Schlucken ein hoher Druck auf, wird die Schleimhaut durch diese Muskellücke gepresst
und nach außen gestülpt. Im Laufe der Erkrankung wächst das Speiseröhrendivertikel,
drückt die Speiseröhre nach vorn und verdrängt die umliegenden Gewebe.
Das Zenker'sche Divertikel wird in 4 Schweregrade eingeteilt. Beim 1. Stadium kommt
es zu einer dornenförmigen Nischenbildung von 2 – 3 mm Länge. Diese Nische ist jedoch
nicht immer sichtbar. Im 2. Stadium erreicht das Divertikel eine Größe von 7 – 8 cm,
im 3. Stadium sogar von mehr als 10 cm. Im 4. Stadium wird die Speiseröhre von der
Aussackung komprimiert, wodurch es zu Behinderungen kommt.
Symptomatisch führt das Zenker-Divertikel häufig zu Schluckbeschwerden, einem Kloß
im Hals und/oder zu einem Fremdkörpergefühl. Aus pneumologischer Sicht ist auf die
Gefahr einer Aspiration hinzuweisen. Ein symptomatisches Zenker-Divertikel sollte
in der Regel einer Operation zugeführt werden.
Abb. 2 Die Diagnose Zenker-Divertikel erfolgt i. d. R. über eine Gastroskopie oder eine
Breischluck-Röntgenuntersuchung. In seltenen Fällen wird die Diagnose auch mittels
Kontrastmittelschluck in der Thorax-CT gestellt. (Bild zur Verfügung gestellt vom
Institut für Röntgendiagnostik des Otto-Wagner-Spitals, Wien.)