Zentralbl Chir 2013; 138(01): 10-11
DOI: 10.1055/s-0033-1341294
Kurz referiert – Schwerpunkt Thoraxchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pleuramesotheliom Stadium I oder II – PD im Vorteil gegenüber EPP

Contributor(s):
Renate Ronge
Rena O et al.
Extrapleural pneumonectomy for early stage malignant pleural mesothelioma: A harmful procedure.

Lung Cancer 2012;
77: 151-155
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Publication Date:
06 March 2013 (online)

 
 

Eine Studie aus Italien vergleicht die Operationsverfahren extrapleurale Pneumonektomie und Pleurektomie / Dekortikation hinsichtlich Lebensqualität und Krankheitskontrolle.
Rena O et al. Extrapleural pneumonectomy for early stage malignant pleural mesothelioma: A harmful procedure. Lung Cancer 2012; 77: 151–155

Trotz multimodaler Therapiekonzepte ist es bislang nicht gelungen, beim malignen Pleuramesotheliom (MPM) eine durchschlagende Verbesserung von Krankheitskontrolle und Langzeitüberleben zu erzielen. Eine Studie verglich nun die beiden Operationsverfahren extrapleurale Pneumonektomie (EPP) und Pleurektomie / Dekortikation (P / D) hinsichtlich Lebensqualität und Krankheitskontrolle. Gewinnerin des Vergleichs ist die P / D. O. Rena und C. Casadio führten eine prospektive, nicht-randomisierte Studie mit 77 MPM-Patienten im Tumorstadium I (n = 16) oder II (n = 61) durch. Bei 40 Patienten erfolgte eine EPP, bei 37 eine P / D.

Alle Patienten erhielten flankierend eine platinbasierte Chemotherapie und eine externe Bestrahlung (EPP: gesamter Hemithorax mit 45–60 Gy; P / D: Inzisionsstelle mit 21 Gy). Die letzten 39 konsekutiven Patienten (19 EPP, 20 P / D) füllten zu Studienbeginn sowie 1 Monat nach der Operation und dann alle 6 Monate bis zum Auftreten eines Rezidivs einen validierten Fragebogen zur Lebensqualität von Krebspatienten (EORTC-QLQ-C30) aus.

Zur Auswertung gelangten folgende Parameter: körperliche und soziale Funktion, Rollenfunktion, globale Gesundheit, Husten, Schmerzen und Dyspnoe. Klinische und radiologische Nachuntersuchungen erfolgten im Abstand von 3 Monaten.

Die P / D-Gruppe schnitt besser ab als die EPP-Gruppe in puncto:

  • postoperative Komplikationsrate: 24 vs. 62 %,

  • postoperative Sterblichkeit: 0 vs. 5 % (1 Pneumonie, 1 Schlaganfall),

  • mediane postoperative Aufenthaltsdauer: 7 vs. 9 Tage,

  • mediane Zeit zwischen Fern- oder Lokalrezidiv und Tod: 14 vs. 9 Monate,

  • medianes Langzeitüberleben: 25 vs. 20 Monate (nicht signifikant).

Die P / D-Gruppe zeigte ein schlechteres Ergebnis als die EPP bei der:

  • medianen postoperativen krankheitsfreien Zeit: 11 vs. 14 Monate,

  • Lokalrezidivrate: 56 vs. 21 %,

  • Zeit bis zum Auftreten eines Lokalrezidivs: 11 vs. 13,5 Monate (nicht signifikant).

Bei vergleichbarer Ausgangssituation besaßen P / D-Patienten 6 und 12 Monate nach dem Eingriff eine deutlich höhere Lebensqualität als EPP-Patienten. Die EPP-Gruppe war 12 Monate postoperativ weiterhin in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt, während die P / D-Gruppe mit Ausnahme des Schmerz-Scores bei allen übrigen Parametern in etwa wieder ihre Basiswerte erreichte.

Fazit

MPM-Patienten, die sich einer P / D unterziehen, profitieren im Vergleich zur EPP von einer besseren Langzeitüberlebensqualität sowie einer geringeren Morbidität und Mortalität. Auch verbleibt ihnen mehr Lebenszeit nach einem Rezidiv, wenngleich Rückfälle häufiger und auch früher auftreten. In Übereinstimmung mit europäischen Richtlinien zum MPM-Management befürworten es die Autoren, im Rahmen eines multimodalen Therapieprotokolls vorzugsweise lungensparende Techniken wie die P / D einzusetzen – es sei denn, es würde sich herausstellen, dass die EPP eine bessere Krankheitskontrolle erzielt.


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