Zentralbl Chir 2013; 138(01): 8-9
DOI: 10.1055/s-0033-1337684
Kurz referiert – Schwerpunkt Thoraxchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pleuramesotheliom – Lebensqualität nach P / D leidet nicht

Contributor(s):
Renate Ronge
Mollberg BM et al.
Quality of life after Radial Pleurectomy Decortication for Malignant Pleural Mesothelioma.

Ann Thorac Surg 2012;
94: 1086-1092
Pass HI.
Invited Commentory.

Ann Thorac Surg 2012;
94: 1092-1093
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 March 2013 (online)

 
 

Im multimodalen Therapiekonzept des malignen Pleuramesothelioms bieten sich für die operative Behandlung zwei Verfahren an, die extrapleurale Pneumonektomie (EPP) und die Pleurektomie / Dekortikation (P / D). Letztere ist schonender.
Mollberg NM et al. Quality of life after Radial Pleurectomy Decortication for Malignant Pleural Mesothelioma. Ann Thorac Surg 2012; 94: 1086–1092 . Pass HI. Invited Commentory. Ann Thorac Surg 2012; 94: 1092–1093

Bei der operativen Behandlung eines malignen Pleuramesothelioms (MPM) gehen mögliche Überlebensvorteile häufig mit zusätzlichen Einschränkungen der Lebensqualität einher. Es sei denn, es kommt die im Vergleich zur EPP schonendere P / D zum Einsatz. Unter bestimmten Voraussetzungen kann sie sogar zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsgruppe um N. Mollberg von der University of Illinois. Sie hatten 28 konsekutive Patienten im Alter von 54–89 Jahren, die sich einer radikalen P / D unterzogen, prospektiv untersucht. 23 Patienten waren im fortgeschrittenen Tumorstadium III oder IV. 20 erhielten eine adjuvante Chemotherapie. Vor P / D sowie 1, 5–6 und 8–9 Monate danach füllten die Patienten einen Lebensqualitätsfragebogen für Krebspatienten (EORTC QLQ-C30) aus. Dieser erfasst die globale Lebensqualität sowie 5 Funktionsskalen (körperliche, emotionale, soziale, kognitive und Rollenfunktion), 3 Symptomskalen (Müdigkeit, Übelkeit / Erbrechen, Schmerz) und 6 Einzelitems (Dyspnoe Schlafstörungen, Appetitverlust, Obstipation, Diarrhoe, finanzielle Situation). Die Ergebnisse werden auf Werte von 0–100 transformiert (100 = bestes Ergebnis bei globaler Lebensqualität und Funktionen; 100 = schlechtestes Ergebnis bei Einzelitems und Symptomen). Alle Teilnehmer wurden zu Beginn gemäß WHO Performance Status (PS) einer Gruppe 0 (normale Aktivität wie vor der Erkrankung) oder einer Gruppe 1 (Einschränkung bei körperlicher Anstrengung, leichte körperliche Arbeit möglich, gehfähig) zugeordnet.

16 Patienten wiesen einen PS-Ausgangswert von 0 auf, 12 hatten einen Wert von 1. Vor der Operation schnitten in der PS-Gruppe 0 die Bereiche globale Lebensqualität (68,8 Punkte), soziale Funktion (67,7) und Müdigkeit (43,8) relativ am schlechtesten ab. Patienten mit PS 1 zeigten bereits deutliche Einschränkungen bei der globalen Lebensqualität (52,8), der Rollenfunktion (52,8), der sozialen (59,7) und der emotionalen (58,3) Funktion. Auch fühlten sie sich häufig durch Dyspnoe (42,4), Müdigkeit (50,0) und Appetitlosigkeit (61,1) beeinträchtigt.

1 Monat nach P / D litten beide PS-Gruppen noch unter den Auswirkungen der Operation. 4–5 Monate später ergaben sich für die PS-Gruppe 0 keine wesentlichen Unterschiede zur Ausgangssituation, während PS-1-Patienten signifikante Verbesserungen in puncto Lebensqualität, Müdigkeit und Dyspnoe verspürten. 8–9 Monate postoperativ verzeichneten Patienten in PS 0 einen deutlichen Rückgang der Müdigkeit, während die übrigen Parameter dem präoperativen Status entsprachen. Bei Patienten mit PS 1 zeigten sich weiterhin Verbesserungen bei der globalen Lebensqualität sowie bei den Symptomen Müdigkeit, Dyspnoe und Appetitverlust.

Fazit

Die P / D hatte bei MPM-Patienten, die sich zu Therapiebeginn in gutem Allgemeinzustand befanden, keine negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Bei denjenigen mit bereits primär reduziertem Allgemeinzustand trat sogar eine Verbesserung der Lebensqualität ein, zumindest während des Beobachtungszeitraumes von 8–9 Monaten. Allerdings wird die Aussagekraft der Studie durch die kleine Fallzahl limitiert. Offen bleibt beispielsweise auch die Frage, welchen Anteil am Ergebnis möglicherweise die adjuvante Therapie hat.


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Zum Kommentar

Die Studie von Mollberg et al. füllt eine wichtige Lücke im Management des Pleuramesothelioms, kommentiert H. Pass von der New York University School of Medicine. Sie verdeutliche die sich ändernde Sichtweise auf das chirurgische Vorgehen. Es sei damit zu rechnen, dass bei selektierten Patienten im Stadium I oder II, die nur geringe Symptome aufwiesen, die P / D der EPP künftig den Platz als Standardtherapie streitig mache. Für den Patienten sei es ein wichtiger Fortschritt, dass nun Daten existierten, die belegten, dass die Funktionen nach P / D erhalten blieben, selbst wenn ein Rezidiv auftrete. Solange wenig Aussicht auf eine kurative Behandlung bestehe, solle man versuchen, das Krankheitsgeschehen im Sinne einer "chronischen" Erkrankung aufzufassen, so Pass.


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