Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(2): 114-120
DOI: 10.1055/s-0033-1336588
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema: Akutes Nierenversagen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akutes Nierenversagen – Recovery – Welcher Patient und warum?

Acute kidney injury – Recovery – Which patients and why?
Detlef Kindgen-Milles
,
Benedikt Pannen
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Publication Date:
15 March 2013 (online)

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Zusammenfassung

Akute Nierenfunktionsstörungen betreffen etwa 30% aller Intensivpatienten. Eine Nierenersatztherapie wird bei etwa 8% der Patienten erforderlich. Die Letalität liegt dann bei 50% und von den Überlebenden bleiben primär 10–30% dauerhaft dialysepflichtig. Ein besonders hohes Risiko für eine Nicht-Erholung besteht bei vorbestehender Nierenerkrankung, im höheren Lebensalter sowie bei einem sepsisbedingten akuten Nierenversagen (ANV). Auch bei primärer Erholung im Sinne einer Dialysefreiheit besteht in den folgenden Jahren ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz. Spezifische Maßnahmen zur Förderung einer rascheren Erholung von einem ANV sind nicht verfügbar. Aus großen Studien gibt es allerdings Hinweise, dass eine Behandlung mit kontinuierlichen Nierenersatzverfahren im Vergleich zu einer intermittierenden Dialyse die Rate an primärer Erholung verbessert.

Abstract

Acute kidney injury occurs in up to 30% of all ICU patients. Renal replacement therapy is required in approx. 8%, and mortality in the latter group is up to 50%. Dialysis dependency occurs in 10–30% of survivors. Risk factors for non-recovery are baseline kidney disease, advanced age, and sepsis-induced kidney failure. Even in those with initial recovery the subsequent risk of chronic renal failure is high. Specific interventions to promote renal-recovery are not available. Nevertheless, there is some evidence that if continuous renal replacement therapies are used instead of intermittent haemodialysis the chance of recovery to independence from dialysis is increased.

Kernaussagen

  • Etwa 30 % aller Intensivpatienten sind von akuten Nierenfunktionsstörungen betroffen. Die Letalität in dieser Gruppe liegt bei ca. 50 %.

  • Ein akutes Nierenversagen (ANV) ist prinzipiell vollständig reversibel, allerdings besteht im Langzeitverlauf bei den Patienten ein signifikant erhöhtes Risiko für die Manifestation einer terminalen Niereninsuffizienz.

  • Wesentliche Risikofaktoren für eine Nichterholung sind eine

    • vorbestehende Nierenfunktionsstörung,

    • hohes Alter sowie

    • Sepsis als auslösende Ursache.

  • Derzeit stehen in der Klinik keine pharmakologischen Interventionen zur Förderung der Erholung von einem ANV zur Verfügung.

  • Prospektiv-randomisierte Studien sowie epidemiologische Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass bei primärer Behandlung des ANV mit kontinuierlichen Nierenersatzverfahren im Vergleich zur intermittierenden Dialyse die Erholung möglicherweise besser ist. Die Evidenz reicht derzeit aber noch nicht aus für eine generelle Empfehlung.

  • Patienten nach ANV sollen in Zukunft regelmäßig nachuntersucht werden, um die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung frühzeitig zu erkennen.

Ergänzendes Material