Der Klinikarzt 2013; 42(01): 46
DOI: 10.1055/s-0033-1334820
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Myelodysplastische Syndrome – Individuelle Therapien notwendig

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Publikationsdatum:
30. Januar 2013 (online)

 
 

    Weil myelodysplastische Syndrome (MDS) eine heterogene Gruppe klonaler Stammzellerkrankungen darstellen, stellen sie sowohl bei der Diagnostik als auch bei der Therapie eine Herausforderung dar.

    "Die regelmäßige Gabe von Erythrozytenkonzentraten gehört zur Standardsupportivtherapie, die bei der Mehrheit der Patienten zu einer transfusionsbedingten Eisenüberladung führt", erklärte Dr. Florian Nolte, Mannheim. Dies bedeutet eine schlechtere Prognose für MDS-Patienten, wie Nolte anhand einer prospektiven, nicht randomisierten Studie belegte: Der Überlebensvorteil für Patienten, die einer konsequenten Eisenchelation zugeführt worden waren, betrug 124 vs. 53 Monate. Es wies darauf hin, dass die Eisenchelation zudem möglicherweise die Hämatopoese verbessert.

    Durch eine immunmodulatorische Therapie mit Lenalidomid (Revlimid®) erreichten mehr als 60 % der Patienten eine komplette Transfusionsfreiheit, ca. 10 % reduzierten den Transfusionsbedarf um wenigstens 50 %, dokumentierte PD Aristoteles Giagounidis, Duisburg, nach der MDS-003-Studie bei Patienten mit niedrigem und intermediär-I-Risiko nach IPSS (International Prognostic Scoring System), die eine del(5q)-zytogenetischer Anomalie aufweisen.

    Aberrante DNA-Methylierungen werden vor allem bei Patienten mit fortgeschrittenem MDS festgestellt. Der DNA-Methyltransferasehemmer Azacitidin (Vidaza®) verzögert nachweislich den Übergang eines MDS in eine akute myeloische Leukämie (AML) und verlängert signifikant das Überleben von Patienten mit Hochrisiko-MDS, teilte Prof. Norbert Gattermann, Düsseldorf, mit.

    PD Dr. Guido Kobbe, Düsseldorf, empfiehlt, Hochrisikopatienten so schnell wie möglich zu transplantieren. Dabei zeigen retrospektive Studien, dass aufgrund niedriger Rezidivraten periphere Blutstammzellen das Mittel der Wahl sind. Hauptprognostische Faktoren sind Zytogenetik und Komorbidität. Kobbe beleuchtete das intensitätsreduziertes Konditionierungsschema FLAMSA (Fludarabin, Hochdosis-Cytarabin, Amsacrin), gefolgt von Antithymozytenglobulin und Melphalan. Das Gesamtüberleben für Patienten in kompletter Remission lag nach 4 Jahren bei 65 %. Vier rezidivierende Patienten (4/30) wurden erfolgreich mit Azacitidin und Spenderlymphozyten behandelt.

    "Bei der AML im höheren Lebensalter ist eine intensive Chemotherapie nur bei günstigem Karyotyp bzw. gutem Performence-Status sinnvoll oder wenn die Absicht besteht, zu transplantieren," so PD Katharina Götze, München.

    Das Überleben von Patienten mit chronischer myelomonozytärer Leukämie (CMML) kann mit Hydroxyurea verlängert werden; Azacitidin ist bei CMML mit WBC (Leukozyten) < 13 g/l und 10–29 % Knochenblasten zugelassen, sagte Dr. Raphael Itzykson, Paris.

    Sabine M. Rüdesheim, Frechen

    Quelle: 4. MDS-Forum am 29. September 2012 in Düsseldorf.
    Veranstalter: Celgene GmbH, München.


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