ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; 121(12): 654
DOI: 10.1055/s-0032-1333171
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

GABA-Teamfortbildung im Oktober in Berlin – Rezession und Dentinhypersensibilität

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Januar 2013 (online)

 

    "Parodontaltherapie – ein Erfolg ohne Nebenwirkung?!" war das Thema der GABA-Fortbildungsreihe für Zahnärzte und Praxisteams. In 9 deutschen Großstädten konnten sich die Teilnehmer über Klinik, Epidemiologie, Patientenwahrnehmung und Therapie der gingivalen Rezession informieren, so auch Ende Oktober in Berlin.

    Gingivale Rezessionen sind eine der Hauptursachen für Hypersensibilitäten. Ihre Entstehungen sind multifaktoriell und nicht selten eine Folge einer Parodontalbehandlung. Als 1. Referent stellte sich Prof. Thomas Kocher, Greifswald, dieser provokanten Fragestellung und ging in seinem Referat auf die Ätiologie der Rezessionen und deren Folgen ein. Er unterschied zwischen entzündlich und nicht entzündlich bedingtem Knochenabbau. Zu letzteren gehören mechanische Traumata (z. B. Zahnbürsten), Knochenanatomie, Zahnstellung, einstrahlende Bänder, aber auch das Alter der Patienten. Für die entzündliche Form machte er die Parodontitis verantwortlich, aber auch als Folge einer zu aggressiven PA-Behandlung. Problem der Rezessionen sind freiliegende Zahnhälse, die zum einen oft sehr schmerzhaft, zum anderen erhöht karies- und erosionsgefährdet sind. Sein Fazit: Präventiv sollte der Patient über atrau­matische Mundhygiene aufgeklärt werden. Für die Praxis empfahl er, das Ultraschallgerät nicht mit voller Leistung zu benutzen und beim Scalen wirklich nur betroffene Gebiete zu behandeln. Bei bereits fortgeschrittenem Substanzverlust und erhöhter Empfindlichkeit können spezielle Zahnpasten (z. B. Elmex Erosionschutz, Elmex Sensitiv Professionell, Meridol) empfohlen werden.

    Dr. Oliver Laugisch, Bern, sprach in seinem Vortrag das Problem der Schmerzempfindlichkeit der freiliegenden Wurzelbereiche an und wie Schmerzfreiheit und Zahnhartsubstanzerhalt bei den betroffenen Patienten erreichbar sind. Er stellte die Möglichkeiten der Mucogingivalchirurgie, der Infektionsprophylaxe und Mundhygiene, der Therapie der Dentinhypersensibilität und der Erosionsprophylaxe vor. Er erklärte, wie anhand eines Entscheidungsbaumes (präventives-, non-invasives-, invasives Vorgehen) die für den Patienten individuell passenden Maßnahmen gewählt werden können. Prävention: Aufklärung Mundhygiene, gering abrasive Zahnpasten, Erosionsprophylaxe. Non-invasive Maßnahmen: fluorhaltige Präparate, Versiegler. Invasives Vorgehen: konservative/prothetische Restaurationen und als letzte Möglichkeit die Endodontie.

    Als letzte Referentin gab DH Susanne Graack, Hamburg, Tipps und Tricks für die erfolgreiche Prophylaxesitzung.

    Die Fragestellung der Veranstaltung fand ich sehr mutig, und die Antworten haben mich in meiner eigenen Wahrnehmung bestätigt: Viel hilft nicht immer viel!

    Gi / ZWR


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