Z Orthop Unfall 2012; 150(06): 565
DOI: 10.1055/s-0032-133187
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nicht-traumatische Hüftkopfnekrose – Implantation von autologen Knochenmarkszellen hilft!

Contributor(s):
Thilo Floerkemeier
Gangji Valérie et al.
Autologous bone marrow cell implantation in the treatment of non-traumatic osteonecrosis of the femoral head: Five year follow-up of a prospective controlled study.

Bone 2011;
49: 1005-9
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 January 2013 (online)

 
 

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effizienz der Implantation von Knochenmarkzellen in das Nekroseareal einer Hüftkopfnekrose im Frühstadium mit gleichzeitiger Core Decompression hinsichtlich klinischer Symptome und Fortschreiten der Hüftkopfnekrose zu bestimmen.
Valérie Gangji et al. Autologous bone marrow cell implantation in the treatment of non-traumatic osteonecrosis of the femoral head: Five year follow-up of a prospective controlled study; Bone 2011; 49:1005–9

Einleitung

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Blutgefäßversorgung des Femurkopfes. Die Blutgefäßversorgung erfolgt sowohl über die Aa. circumflexa femoralis lateralis und medialis als auch über die A. lig. capitis femoris aus der A. obturatoria und über den Markraum. Bei fehlenden bzw. nicht ausreichenden Gefäßanastomosen zwischenden Gefäßen aus dem Lig. capitis femoris und den über den Schenkelhals eintretenden Kollumgefäßen kann es durch den Abriss von Blutgefäßen entweder infolge einer Luxation oder eines Schenkelhalsbruches zu Nekrosen des Knochengewebes im Femurkopf kommen. (Quelle: Schünke et al. Prometheus; Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: M. Voll. Stuttgart: Thieme; 2004)

Die Pathogenese der Hüftkopfnekrose ist bisher nicht endgültig geklärt. Es wird eine Gefäß- und Knochenerkrankung vermutet. Zur Induktion einer Regeneration der Osteonekrose im Frühstadium gilt bisher die retrograde Anbohrung (Core Decompression) als Standardtherapie. Allerdings variiert der Erfolg dieser Therapie, sodass neue Therapieansätze zu fordern sind. Einer dieser Ansätze beinhaltet die gleichzeitige Anwendung von Knochenmarkszellen.


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Methode

Von initial 24 Patienten mit Stadium ARCO I oder II zu Beginn der Studie konnten 19 Patienten nach 24 und 60 Monaten nachuntersucht werden. Diese wurden randomisiert entweder der Kontrollgruppe mit Therapie durch alleinige retrograde Anbohrung oder der Gruppe mit zusätzlicher Behandlung durch autologe Knochenmarkzellen vom hinteren Beckenkamm zugeordnet. Ferner erfolgte eine doppelte Verblindung. Das Knochenmark wurde vom hinteren Beckenkamm gewonnen. Zu verschiedenen Zeitpunkten (3, 6, 12, 24, 36, 48 und 60 Monate postoperativ) wurden Schmerzen gemäß der visuellen analogen Schmerzskala, Gelenk-bezogene Symptome sowie radiologische Veränderungen (Progression des Stadiums sowie Veränderung des Volumens des Nekroseareals) erfasst.


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Ergebnisse

Die zusätzliche Intervention mit Knochenmarkzellen führte zu einer signifikanten Reduktion von Schmerzen und Gelenk-bezogenen Symptomen. Zudem konnte durch diese Therapie die Progredienz der Hüftkopfnekrose verringert werden. Nach 60 Monaten wiesen 8 der 11 Hüftgelenke der Kontrollgruppe mindestens ein Stadium ARCO III oder höhergradig auf, während nur 3 der 13 Hüftgelenke mit zusätzlicher Therapie durch Knochenmarkzellen eine Progression aufzeigten.


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Kommentar

Die Daten der vorliegenden Studie belegen in einer kleinen Patientengruppe, dass die retrograde Anbohrung in Kombination mit der Implantation von autologen Knochenmarkzellen eine effektivere Therapie im Frühstadium der Hüftkopfnekrose als eine alleinige retrograde Anbohrung darstellen könnte.

Das Studienprotokoll erfüllt einen hohen Standard. Die Studie ist prospektiv, randomisiert mit Einbezug einer Kontrollgruppe und doppelt verblindet. Zudem wurden sinnvolle Ein- und Ausschlusskriterien gewählt. Die Effizienz der Therapie wurde durch adäquate klinische und radiologische Aspekte überprüft. Limitierend ist allerdings die geringe Patientenanzahl.

Zusammenfassend könnte die Applikation von Knochenmarkzellen entsprechend einen deutlichen Benefit für die meist jungen Patienten mit Hüftkopfnekrose bedeuten. Weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven sind allerdings zu fordern.


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Blutgefäßversorgung des Femurkopfes. Die Blutgefäßversorgung erfolgt sowohl über die Aa. circumflexa femoralis lateralis und medialis als auch über die A. lig. capitis femoris aus der A. obturatoria und über den Markraum. Bei fehlenden bzw. nicht ausreichenden Gefäßanastomosen zwischenden Gefäßen aus dem Lig. capitis femoris und den über den Schenkelhals eintretenden Kollumgefäßen kann es durch den Abriss von Blutgefäßen entweder infolge einer Luxation oder eines Schenkelhalsbruches zu Nekrosen des Knochengewebes im Femurkopf kommen. (Quelle: Schünke et al. Prometheus; Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: M. Voll. Stuttgart: Thieme; 2004)