Key words
abdomen - MR imaging - efficacy studies
Einleitung
Die wesentlichen radiologischen bildgebenden Verfahren zur Primär- oder Rezidivdiagnostik
bei Patienten mit Morbus Crohn (MC) sind neben der konventionell-radiologischen Doppelkontrastuntersuchung
die abdominelle Sonografie mit Ultraschall (US), die Computertomografie (CT) und die
Magnetresonanztomografie (MRT) [1]. Alle genannten Untersuchungsmethoden weisen Vor- und Nachteile auf, weswegen in
der aktualisierten deutschen S3-Leitlinie zur Diagnostik des MC festgehalten wurde,
dass nicht eine einzelne Untersuchung den Goldstandard darstellen kann [2]
[3]. Auch die aktuellen europäischen Leitlinien beschreiben die Bedeutung aller Verfahren
mit Priorisierung der MRT [4].
Die MRT bietet unter Einbeziehung der aktuellen technischen Entwicklungen den Vorteil,
eine bildgebende Untersuchungsmethode mit hoher örtlicher und zeitlicher Auflösung
zu sein und dabei ohne Strahlenexposition auszukommen. Sie wird daher in den Leitlinien
der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) neben
dem US als die favorisierte radiologische Basisdiagnostik des MC angesehen.
Die MRT des Dünndarms mit oraler Kontrastierung, die in der Literatur als MR-Enterografie
(MRE) bezeichnet wird, repräsentiert eine in vielen Studien etablierte und wenig belastende
Methode, die relevante Pathologien bei Patienten mit MC mit hoher Sensitivität und
Spezifität detektieren kann [5]
[6]. Zusätzlich können Aussagen über den Aktivitätsgrad der Erkrankung sowie eventuell
vorliegender extraluminaler Komplikationen, wie etwa Abszesse oder Fisteln, getroffen
werden, die endoskopischen Verfahren oder konventionell-radiologischen Doppelkontrastverfahren
verborgen bleiben können. Die MRE zeigt auch eine exzellente Übereinstimmung mit aktuellen
klinischen Score-Systemen wie etwa der Montreal-Klassifikation bezüglich der Beurteilung
der Erkrankungsausprägung hinsichtlich Entzündungen, Stenosen oder perforierenden
Prozessen [7].
Auch in aktuellen Metaanalysen erweist sich die MRE als eine der CT oder den konventionellen
Verfahren gleichgestellte oder überlegene Methode [8].
Der MRT kommt in nahezu allen klinischen Fachbereichen eine steigende Bedeutung zu.
Bei gleichzeitig hohen Untersuchungskosten durch personal- und investitionsintensive
Fixkosten ist aus ökonomischen Gründen die Untersuchungszeit pro Untersuchungsgang
ein wertvolles Gut [9]. Bei der aktuell bereits klinisch hohen Akzeptanz der MRE für die Evaluation von
Patienten mit MC und gleichzeitig weiter bestehender Knappheit von MRT-Geräten kommt
der Untersuchungszeit jeder Einzeluntersuchung eine zunehmende Bedeutung zu. Ziel
dieser prospektiven Studie war es daher, ein optimales MRT-Sequenz-Protokoll für die
Untersuchung von Patienten mit MC herauszuarbeiten um künftig ggf. verkürzte Sequenzalgorithmen
zu etablieren.
Material und Methode
Patientenkollektiv
In die vorliegenden Studie wurden konsekutiv 84 Patienten (42 weiblich, 42 männlich)
prospektiv eingeschlossen, welche bei einem histologisch gesicherten MC zu einer MRE
angemeldet wurden. Bei keinem der angemeldeten Patienten bestand eine Kontraindikation
zur Durchführung einer MRE. Das Alter zum Untersuchungszeitpunkt betrug zwischen 16
und 81 Jahren (Median 37 Jahre). Die MRE erfolgte im Rahmen der Erstdiagnostik oder
zu Verlaufskontrollen bei neu aufgetretenen klinischen Symptomen.
MR-Untersuchungsablauf
Alle Patienten waren zum Untersuchungszeitpunkt mindestens 12 h nüchtern. Eine besondere
Darmvorbereitung, z. B. Abführen, war für diese Untersuchungsmethode nicht notwendig.
Um ein hypointenses intraluminales Signal in der T1-gewichteten Sequenz zu erzeugen
(„dark lumen Technik“), tranken die Patienten zunächst innerhalb 1 h 2 l Wasser mit
zusätzlich 25 g Mannitol und 5 g Johannisbrotkernmehl (Nestargel, Nestlé Deutschland
AG, Frankfurt am Main, Deutschland) pro Liter, um eine ausreichende Distension des
Darmes zu erzeugen. Kurz vor der Untersuchung erhielten die Patienten 200 – 300 ml
NaCl 0,9 % als rektale Kontrastierung zur zusätzlichen Distension des Rektums [10]
[11]. Zur Verstärkung der Darmdistension und zur Reduktion der Darmperistaltik während
der Untersuchung erhielten alle Patienten 40 mg Butyl-Scopolamin (Buscopan, Boehringer
Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim am Rhein, Deutschland) intravenös.
Zur Optimierung der Darstellung der entzündlichen Darmwandveränderungen erfolgte eine
Kontrastverstärkung der T1-gewichteten Sequenzen durch eine intravenöse Applikation
von Gd-DTPA (Magnevist, Schering AG, Berlin, Deutschland) in einer Dosierung von 0,1 mmol/kg
Körpergewicht.
Die Untersuchung wurde an einem 1,5 Tesla-MR-Tomografen mit einer Gradientenfeldstärke
von 20 mT/m durchgeführt (Symphony, Siemens Medical Systems, Erlangen, Deutschland).
Die Patienten wurden in Rückenlage in zirkulären 4-elementigen Körperspulen untersucht.
Zunächst wurden koronare T2 / T1-gewichtete-Sequenzen (TrueFISP, True Fast Imaging
With Steady Precession, TR/TE 4,76/2,38 ms, Flip-Winkel 60°, Matrix 256, FOV 450 mm,
Messzeit 19 s) mit einer Schichtdicke von 5 mm und anschließend axiale T2-gewichtete
Turbo-Spin-Echo-Sequenzen (HASTE, Half Fourier-Acquired Single Shot Turbo Spin Echo,
TR/TE 1070/77 ms, Flip-Winkel 150°, Matrix 256, FOV 400 mm, atemgetriggert, Messzeit
109 s) mit einer Schichtdicke von 8 mm angefertigt.
Zusätzlich wurden axiale fettgesättigte, T1-gewichtete Gradienten-Echo-Sequenzen (2D-FLASH,
Fast Low Angle Shot, TR/TE 124/4,7 ms, Flip-Winkel 70°, Matrix 256, FOV 380 mm) mit
einer Schichtdicke von 6 mm vor (Messzeit 72 s) und nach Gd-DTPA-Applikation (Messzeit
119 s) durchgeführt. Den Abschluss des Sequenzprotokolls bildete eine koronare fettgesättigte
T1-gewichtete Gradienten-Echo-Sequenz (2D-FLASH, Fast Low Angle Shot, TR/TE 86/4,7 ms,
Flip-Winkel 70°, Matrix 256, FOV 380 mm, Messzeit 90 s) mit 5 mm Schichtdicke. Die
gesamte Untersuchungszeit belief sich auf durchschnittlich 26 min (Range: 23 – 37 min)
inkl. der rektalen und intravenösen Kontrastmittelgabe.
Sowohl die gewählten Sequenzen als auch die jeweils angegebenen Sequenzparameter entsprechen
dem Routine-MRT-Protokoll an unserem Institut und sind über Jahre optimiert und etabliert,
wobei jährlich mehr als 200 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
mittels MRE untersucht werden.
Auswertung der Daten
Alle MR-Aufnahmen wurden von 4 erfahrenen Radiologen unabhängig voneinander subjektiv
benotet. Die 4 Auswerter waren Fachärzte für Radiologie mit mindestens 3 Jahren Erfahrung
in der Abdominaldiagnostik. Die Radiologen mussten für jede einzelne Sequenz subjektiv
angeben, wie wichtig sie ihnen zur jeweiligen Diagnosefindung war. Die durchgeführten
Sequenzen wurden diesbezüglich mit einer Ordinalskala entsprechend von Schulnoten
bewertet (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = unbrauchbar).
Alle Noten waren für alle Sequenzen zur Vergabe möglich, verschiedene Sequenzen konnten
auch mit der gleichen Note bewertet werden.
Bei insgesamt 29 Patienten (34,5 %) wurde unter Übereinstimmung aller 4 Radiologen
keine entzündliche Aktivität diagnostiziert. Bei weiteren 20 Patienten (24 %) wurde
übereinstimmend eine entzündliche Darmaktivität gefunden. In weiteren 35 Patienten
(41,5 %) wurde von mindestens einem, nicht jedoch von allen 4 Radiologen eine entzündliche
Darmaktivität postuliert. Bei 12 Patienten (14 %) wurde unter Übereinstimmung aller
4 Radiologen eine singuläre Fistel oder eine komplexes Fistelsystem gefunden (jeweils
perianal oder interenterisch).
Statistische Methoden
Für die Durchführung der statistischen Tests wurde das Programm SPSS in der Version
16.0 (SPSS Inc., Chicago, IL, USA) für Windows (Microsoft, Redmond, WA, USA) verwendet.
Die Rangfolge der MRT-Sequenzen, die sich aus der Benotung der 4 Radiologen ergab,
wurde mit der Rangvarianz-Analyse nach Friedman auf ihre Signifikanz überprüft. Die
Nullhypothese wurde bei einem p-Wert < 0,05 signifikant und bei einem p-Wert < 0,01
hochsignifikant verworfen. Da sich mit dem Friedman-Test aber nur eine Aussage treffen
lässt, ob Rangunterschiede in der Stichprobe bestehen, nicht jedoch die Unterscheidungsrichtung
oder Größe der Rangunterschiede feststellbar ist, wurde im Anschluss noch der jeweils
erste Rang gegenüber allen nachfolgenden Rängen mit dem Vorzeichenrangtest nach Wilcoxon
bestimmt. Auch hier erfolgt die Ablehnung der Nullhypothese bei p < 0,05 mit signifikant
und bei p < 0,01 mit hochsignifikant.
Ergebnisse
Nimmt man die subjektiven Benotungen der 4 Auswerter als Grundlage, ergibt sich als
Reihenfolge der untersuchten Sequenzprotokolle als Erstes die HASTE (Durchschnittsnote
2,49), vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH koronar (Durchschnittsnote 2,60),
erneut vor der TrueFISP (Durchschnittsnote 2,77) und vor der kontrastmittelverstärkten
2D-FLASH axial (Durchschnittsnote 2,85), zuletzt die 2D-FLASH axial mit einer Durchschnittsnote
von nur 4,28 ([Tab. 1]).
Tab. 1
Rangfolge der MRT-Sequenzen bei der MRE für Radiologe 1 – 4. Anhand einer Ordinalskala
(entsprechend Schulnoten) wurden die Sequenzen subjektiv nach ihrer Eignung zur Diagnosefindung
bei MC bewertet (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = unbrauchbar).
Hierbei repräsentiert der mittlere Rang die errechnete Durchschnittsnote.[1]
Rang
|
Sequenzprotokoll
|
mittlerer Rang (im Friedman-Test)
|
1. Rang
|
HASTE
|
2,49
|
2. Rang
|
2D-FLASH koronar mit KM
|
2,60
|
3. Rang
|
TrueFISP
|
2,77
|
4. Rang
|
2D-FLASH axial mit KM
|
2,85
|
5. Rang
|
2D-FLASH axial
|
4,28
|
1 mit KM = mit Gd-DTPA i. v.
Der Rangvergabe liegt der im Friedman-Test ermittelte mittlere Rang zugrunde. Das
Signifikanzniveau liegt bei p < 0,005.
Da der Friedman-Test nur generell eine Aussage trifft, ob zwischen den Bewertungen
der einzelnen Sequenzen ein Unterschied besteht, wird im Folgenden noch das Ergebnis
des nachgeschalteten Wilcoxon-Tests wiedergegeben; hier wurde geprüft, ob der Unterschied
zwischen der Beurteilung der erstrangigen und allen nachrangigen Sequenzen signifikant
ist.
Mit einem p-Wert < 0,05 ist der Unterschied zwischen der erstplatzierten HASTE-Sequenz
und der zweitplatzierten kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH-Sequenz koronar signifikant.
Alle weiteren Ergebnisse sind auf einem Signifikanzniveau von p < 0,01 als hochsignifikant
zu werten.
Die nach den 4 Radiologen aufgeteilten jeweiligen Durchschnittsnoten der einzelnen
Sequenzen können [Tab. 2] entnommen werden.
Tab. 2
Bewertung der MRT-Sequenzen bei der MRE für Radiologe 1 – 4. Anhand einer Ordinalskala
(entsprechend Schulnoten) wurden die Sequenzen subjektiv nach ihrer Eignung zur Diagnosefindung
bei MC bewertet (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = unbrauchbar).
Hierbei ergeben sich die angegebenen Durchschnittsnoten aus dem mittleren Rang im
Friedman-Test.[1]
Sequenz
|
Radiologe 1
|
Radiologe 2
|
Radiologe 3
|
Radiologe 4
|
TrueFISP
|
2,76
|
4,30
|
2,34
|
2,25
|
2D-FLASH koronar mit KM
|
2,57
|
2,29
|
2,72
|
2,83
|
HASTE
|
2,21
|
2,34
|
2,54
|
2,32
|
2D-FLASH axial mit KM
|
3,16
|
2,22
|
2,95
|
3,07
|
2D-FLASH axial
|
4,31
|
3,84
|
4,45
|
4,52
|
1 mit KM = mit Gd-DTPA i. v.
Bei getrennter Betrachtung der 4 beurteilenden Radiologen fällt auf, dass die Benotungen
der Radiologen 1, 3 und 4 ein relativ einheitliches Bild ergeben: Die TrueFISP-Sequenz
erhält neben dem HASTE-Protokoll die Bestnoten. Nur der Radiologe 2 weicht hiervon
deutlich ab. Er vergibt für das TrueFISP-Protokoll die schlechtesten Benotungen. Wie
deutlich sich die abweichende Benotung dieses Radiologen auswirkt, zeigt sich, wenn
man die Gesamtübersicht nochmals nur für die Radiologen 1, 3 und 4 darstellt ([Tab. 3]). Denn hierbei ergibt sich als Reihenfolge der untersuchten Sequenzprotokolle nun
als Erstes die TrueFISP (korrigierte Durchschnittsnote 2,27) vor der HASTE (korrigierte
Durchschnittsnote 2,54), vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH koronar (korrigierte
Durchschnittsnote 2,70), erneut vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH axial (korrigierte
Durchschnittsnote 3,06) und zuletzt die 2D-FLASH axial (korrigierte Durchschnittsnote
4,43).
Tab. 3
Rangfolge der MRT-Sequenzen bei der MRE für Radiologe 1, 3 und 4. Anhand einer Ordinalskala
(entsprechend Schulnoten) wurden die Sequenzen subjektiv nach ihrer Eignung zur Diagnosefindung
bei MC bewertet (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = unbrauchbar).
Hierbei repräsentiert der mittlere Rang die errechnete Durchschnittsnote. Für diese
Berechnung erfolgte eine Elimination der Wertung von Radiologe 2, da dieser eine signifikant
andere subjektive Bewertung der Sequenzen vorgenommen hatte.1
Rang
|
Sequenzprotokoll
|
Mittlerer Rang (im Friedman-Test)
|
1. Rang
|
TrueFISP
|
2,27
|
2. Rang
|
HASTE
|
2,54
|
3. Rang
|
2D-FLASH koronar mit KM
|
2,70
|
4. Rang
|
2D-FLASH axial mit KM
|
3,06
|
5. Rang
|
2D-FLASH axial
|
4,43
|
1 mit KM = mit Gd-DTPA i. v.
Beispielhaft zeigen die [Abb. 1], [2], [3], [4], [5] den MRE-Untersuchungsgang eines 27-jährigen Patienten mit langjährig gesichertem
MC, bei dem aufgrund der Symptomatik eines akuten Schubes eine MRE durchgeführt wurde.
Es zeigte sich das Bild einer Ileitis terminalis und präterminalis.
Abb. 1 – 5 MRE eines 27-jährigen Patienten mit langjährigem MC mit der Symptomatik eines akuten
Schubes mit diffusen Unterbauchschmerzen und blutigen Diarrhöen. Es zeigt sich eine
Ileitis terminalis und präterminalis mit langstreckiger Wandverdickung, langstreckigem
KM-Enhancement der entzündlich veränderten Darmwand und umgebendem „creeping fat“.
Konsekutiv kommt eine prästenotische Dilatation des vorangeschalteten Ileums besonders
in den koronaren Abbildungen zur Darstellung.
Abb. 1 Die axiale T2-gewichtete HASTE-Sequenz (TR/TE 1070/77 ms, Flip-Winkel 150°, Matrix
256, FOV 400 mm) mit einer Schichtdicke von 8 mm zeigt sowohl das „creeping fat“ als
auch die langstreckige Darmwandverdickung im terminalen und präterminalen Ileum. Subjektive
Benotung (Radiologe1 – 4): 2, 1, 2, 2.
Abb. 2 Die koronare fettgesättigte 2D-FLASH (TR/TE 86/4,7 ms, Flip-Winkel 70°, Matrix 256,
FOV 380 mm) mit 5 mm Schichtdicke nach Gd-Applikation zeigt sowohl das „creeping fat“
als auch die langstreckige Darmwandverdickung im terminalen und präterminalen Ileum
mit konsekutivem KM-Enhancement. Subjektive Benotung (Radiologe1 – 4): 2, 2, 1, 2.
Abb. 3 Die koronare TrueFISP (TR/TE 4,76/2,38 ms, Flip-Winkel 60°, Matrix 256, FOV 450 mm)
mit einer Schichtdicke von 5 mm zeigt sowohl das „creeping fat“ als auch die langstreckige
Darmwandverdickung im terminalen und präterminalen Ileum. Subjektive Benotung (Radiologe
1 – 4): 2, 3, 2, 2.
Abb. 4 Die axiale fettgesättigte 2D-FLASH-Sequenz (TR/TE 124/4,7 ms, Flip-Winkel 70°, Matrix
256, FOV 380 mm) mit einer Schichtdicke von 6 mm nach Gd-DTPA-Applikation zeigt sowohl
das „creeping fat“ als auch die langstreckige Darmwandverdickung im terminalen und
präterminalen Ileum mit konsekutivem KM-Enhancement. Subjektive Benotung (Radiologe
1 – 4): 2, 1, 3, 2.
Abb. 5 Die axiale fettgesättigte 2D-FLASH-Sequenz (TR/TE 124/4,7 ms, Flip-Winkel 70°, Matrix
256, FOV 380 mm) mit einer Schichtdicke von 6 mm vor Gd-DTPA-Applikation zeigt sowohl
das „creeping fat“ als auch die langstreckige Darmwandverdickung im terminalen und
präterminalen Ileum. Subjektive Benotung (Radiologe 1 – 4): 3, 3, 2, 3.
Diskussion
Bei Auswertung der aus den subjektiv vergebenen Schulnoten errechneten Gesamtränge
aller 4 beurteilenden Radiologen ergibt sich – wie bereits gezeigt – als Reihenfolge
die HASTE (Durchschnittsnote 2,49), vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH koronar
(Durchschnittsnote 2,60), erneut vor der TrueFISP (Durchschnittsnote 2,77) und vor
der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH axial (Durchschnittsnote 2,85), zuletzt die
2D-FLASH axial mit einer Durchschnittsnote von nur 4,28 ([Tab. 1]).
Eliminiert man aber den Radiologen 2 aus der Auswertung (er vergibt ja für das TrueFISP-Protokoll
die schlechtesten Benotungen), ergibt sich eine neue Reihenfolge ([Tab. 3]), nämlich die TrueFISP (korrigierte Durchschnittsnote 2,27) vor der HASTE (korrigierte
Durchschnittsnote 2,54), vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH koronar (korrigierte
Durchschnittsnote 2,70), erneut vor der kontrastmittelverstärkten 2D-FLASH axial (korrigierte
Durchschnittsnote 3,06) und zuletzt die 2D-FLASH axial mit einer korrigierten Durchschnittsnote
von 4,43. Die TrueFISP-Sequenz erhält hier eine deutliche Aufwertung und läge somit
vor dem in der Gesamtauswertung führenden HASTE-Protokoll. Die hier gefundenen Bewertungen
stimmen auch mit den in der aktuellen Literatur zu findenden Aussagen überein [12]
[13]. Die HASTE- und TrueFISP-Sequenz eignen sich unterschiedlich gut zur Diagnostik
verschiedener MC-Symptome: So sind HASTE-Aufnahmen zur Diagnostik von oberflächlichen
Erosionen und Wandverdickungen besser geeignet, TrueFISP-Aufnahmen (insbesondere durch
das sogenannte Black-border-Phänomen) haben einen Vorteil bei der Darstellung von
Wandulzerationen und mesenterialen Pathologien [12]
[14].
Zur Etablierung eines optimalen Untersuchungsprotokolls zur Diagnostik bei MC müssen
vielfältige Aspekte betrachtet werden. Zum einen wünscht sich der klinische Radiologe
möglichst hochauflösende Sequenzen mit zueinander komplementären Informationen, zum
anderen darf die Untersuchungszeit ein vertretbares Maß nicht überschreiten.
Die axiale HASTE- und die koronare TrueFISP-Sequenz wurden in den meisten Fällen subjektiv
als gute bis sehr gute Sequenzen bewertet, da sie den Auswertern eine stabile Bildgebung
mit wenig Bewegungsartefakten lieferten. So konnte, basierend auf diesen Sequenzen,
eine subjektiv sichere Aussage zur Darmwandverdickungen gemacht werden. Durch die
stabile T2-gewichtete Darstellung der HASTE-Sequenz war darüber hinaus eine Beurteilung
eines Darmwandödems als Kriterium einer aktiven Entzündung möglich. Zur Beurteilung
von vergrößerten mesenterialen Lymphknoten und zur übersichtlichen Darstellung der
viszeralen Anatomie hinsichtlich potenzieller Stenosen wurden von den Auswertern vor
allem die koronar akquirierten Sequenzen bevorzugt. Durch die übersichtlichere Darstellung
der komplexen Darmanatomie in koronarer Schichtführung wurden auch innerhalb der kontrastmittelunterstützten
Gradientenecho-Sequenzen die koronare T1-gewichtete FLASH-2D-Sequenz bevorzugt. Auch
diese Sequenz hat sich in unserer Studie in Übereinstimmung mit der Literatur als
wichtige MRT-Sequenz zur Beurteilung von Entzündungen und Fisteln herausgestellt [10]
[15]
[16]
[17].
Die in dieser Studie gefundene Rangvergabe für die untersuchten Sequenzen zeigt zum
einen, dass die koronare TrueFISP-Sequenz einen guten Überblick über pathologische
Veränderungen bieten kann, zum anderen, dass gerade die T2-gewichtete HASTE-Sequenz
durch die Darstellung von Ödemen wertvolle Informationen über pathologische Veränderungen
bei MC liefert, da sie eine relativ artefaktarme Untersuchungsmethode darstellt, die
die wesentlichen Veränderungen gut abbildet. In vielen Fällen scheinen diese Sequenzen
ohne intravenöse Kontrastierung durch ihre schnelle Durchführbarkeit und Stabilität
in der Bildqualität den radiologischen Auswertern subjektiv die wichtigsten und besten
Sequenzen zur Diagnosefindung zu sein. Konsequent zeigt sich bei allen Auswertern,
dass die native Gradienten-Echo-Sequenz subjektiv den geringsten Anteil zur Diagnoseentscheidung
in der MRE beim MC beiträgt. Dies entspricht der eigenen Erfahrung, wobei diese native
Sequenz noch häufig lediglich für Studienauswertungen zur Beurteilung der späteren
Kontrastmittelaufnahme als Baseline-Untersuchung zusätzlich durchgeführt wird.
Stärken dieser Studie sind das prospektive Design mit 4 Untersuchern, welches versucht,
den subjektiven Einfluss auf die Interpretierbarkeit von Bilddaten korrekt abzubilden.
An Schwächen hingegen wäre einerseits der fehlende Goldstandard zu nennen, andererseits
zeigte sich, dass ein einzelner Untersucher eine signifikant abweichende Präferenzenliste
im Vergleich zu den anderen Untersuchern angab und bereits das Abweichen eines Einzelnen
die Rangreihenfolge abänderte. Andererseits kann als Schwäche gelten, dass lediglich
eine subjektive Bewertung basierend auf einer Schulnotenskala als Grundlage der Etablierung
einer Sequenzrangfolge diente und dass keine objektiven Kriterien in die Auswertung
mit einbezogen wurden. Ferner wurden die mittlerweile zunehmend eingesetzten T1-gewichteten
3D-Gradienten-Echo-Sequenzen (z. B. 3D-FLASH, VIBE) nicht evaluiert. Diese spielen
aktuell eine gesteigerte Rolle in der MRT-Diagnostik im Allgemeinen, der Zugewinn
an Information jedoch bleibt umstritten und muss sich im klinischen Alltag erst noch
beweisen. In aktuellen Studien sind 3D-FLASH-Sequenzen sogar zumeist den TrueFISP-
oder HASTE-Sequenzen unterlegen [18]
[19]. Außer Acht blieben ebenso motilitätsabbildende Sequenzen („cine-MRT“), welche bisweilen
einen diagnostischen Zugewinn zum Routine-Untersuchungsgang bei Patienten mit MC mittels
MRT liefern, wie Froehlich et al. zeigen konnten [20].
Die MRT wird auch in Zukunft die Methode der Wahl zur Verlaufskontrolle und auch zur
Komplementierung der Erstdiagnostik bei MC sein. Umso wichtiger ist es, ein optimiertes
Sequenzprotokoll zu entwerfen, welches optimale Diagnosesicherheit mit vertretbarem
zeitlichem Aufwand kombiniert. Die hier vorliegende Studie möchte zu diesem Ziel einen
Beitrag leisten. Für die Zukunft wären doppelt geblindete Studiendesigns mit hohen
Patienten- und auch hohen Reader-Zahlen wünschenswert, welche eine statistisch einwandfrei
auszuwertende Rangfolge zwischen den vorliegenden Sequenzen ergeben und somit zur
Entwicklung des idealen Untersuchungsprotokolls für Patienten mit MC in der MRE führen
können.
Übereistimmend mit der aktuellen Literatur [12]
[13]
[14]
[18]
[19] kann in der vorliegenden Studie gezeigt werden, dass die TrueFISP und die HASTE
die bedeutendsten Sequenzen für die MRE-Diagnostik beim MC darstellen. Offensichtlich
jedoch kommt den Gradienten-Echo-Sequenzen in koronarer und axialer Schichtführung
nach Kontrastmittelgabe eine zunehmende Bedeutung zu, wohingegen die 2D-FLASH-Sequenzen
ohne KM-Applikation nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Ferner muss
sich noch zeigen, inwieweit diffusionsgewichtete Sequenzen in Zukunft eine Rolle in
der Abdominaldiagnostik [21] und insbesondere bei der Detektion von entzündlichen Darmwandveränderungen bei Patienten
spielen werden und ob diese gar mit den KM-gestützten Sequenzen konkurrieren können.
Dazu gib es bereits vielversprechende Ergebnisse von Oto et al., die mittels diffusionsgewichteten
Sequenzen in 18 von 19 Fällen die korrekte Diagnose von entzündlich veränderten Darmabschnitten
zeigen konnten [22]. In weiterführenden Studien konnte die gleiche Forschergruppe um Oto et al. sogar
die Überlegenheit von diffusionsgewichteten MRT-Sequenzen gegenüber KM-gestützten
MR-Sequenzen für den Einsatz zur Detektion von aktivem MC im Dünndarm zeigen [23].
Schlussfolgerungen
Basierend auf den subjektiven Auswertungen der MRE bei Patienten mit Morbus Crohn
von 4 erfahrenen Radiologen stellen die T2 / T1-gewichteten Sequenzen der koronaren
TrueFISP und die T2-gewichteten Sequenzen der axialen HASTE sehr wichtige und stabile
MRT-Sequenzen dar, die entscheidend zur Diagnosefindung beitragen und mit Platz 1
und 3 im subjektiven Ranking gewertet wurden. Ergänzt werden sollte die MRE mit einer
kontrastgestützten Gradienten-Echo-Sequenz vor allem in koronarer Orientierung, die
ggf. noch mit einer zusätzlichen axialen Sequenz erweitert werden kann. Auf die native
Gradienten-Echo-Sequenz kann am ehesten verzichtet werden.