Key words
vascular - veins - angiography - interventional procedures - shunts - fistula
Einleitung
Für die Behandlung von Patienten mit schwerer bzw. sehr schwerer chronisch obstruktiver
Lungenerkrankung (COPD) gibt es eine Reihe unterschiedlicher Behandlungsstrategien,
die vordringlich die medikamentöse Therapie, Atemphysiotherapie, Sauerstofftherapie,
bronchoskopische bzw. chirurgische Eingriffe zur Reduktion des Lungenvolumens und
die Lungentransplantation umfassen [1]. Trotz dieser unterschiedlichen Therapiekonzepte ist keine dieser Behandlungsoption
geeignet, eine langfristige Verschlechterung des Gesundheitszustands aufzuhalten.
Die Sauerstofftherapie ist eine der wenigen Behandlungsstrategien, die die Überlebensrate
bei Patienten mit COPD und chronischer Hypoxämie verbessert [1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]. Ein alternatives Therapiekonzept, das auf eine verbesserte Sauerstoffversorgung
abzielt und somit die körperliche Belastbarkeit und Atemnotsymptome verbessern soll,
ist die perkutane Anlage eines arteriovenösen Shunts [7]
[8]. In dieser Arbeit stellen die Autoren eine neue interventionelle radiologische Technik
zur perkutanen Anlage eines arteriovenösen Shunts bei Patienten mit COPD vor, die
zum ersten Mal im Rahmen einer klinischen Multicenterstudie Anwendung fand. Die Planung
der Studie sowie die klinische Betreuung der Patienten und die Nachkontrollen erfolgten
primär durch pneumologische Zentren in Deutschland. Über das klinische Outcome wird
an anderer Stelle berichtet.
Prinzip des AV-Shunts
Ziel des interventionellen radiologischen Eingriffs ist es, einen Shunt zwischen Arterie
und Vene in der distalen rechten oder linken Beckenstrombahn (A. iliaca externa und
V. iliaca externa) herzustellen. Um eine dauerhafte, in ihrer Größe genau definierte
Fistel zu erreichen, wird während der Intervention das von der Firma ROX Medical (San
Clemente, CA, USA) entwickelte Anastomotic Coupler System (ACS) implantiert. Aus der
Anlage des AV-Shunts resultierend wird der Sauerstoffgehalt des venösen Blutes im
großen Kreislauf erhöht und über einen sauerstoffabhängigen Reflex die pulmonale Durchblutung
durch Weitstellung der Lungengefäße vergrößert [9]
[10]. Eine weitere Folge des AV-Shunts resultiert in einer Verminderung des peripheren
Gefäßwiderstands, was eine Steigerung des Herzzeitvolumens zur Folge hat [7]
[9]
[10]. Hierdurch soll eine verbesserte Durchblutung und Sauerstoffabgabe an das Gewebe
erzielt werden, mit nachfolgender Steigerung der körperlichen Belastbarkeit [11]
[12]. Eine chronische Steigerung des Herzzeitvolumens vergrößert das Schlagvolumen, womit
größere Änderungen der Herzzeitvolumina bei Änderungen der Herzfrequenz ermöglicht
werden [7]. Ein erhöhtes Herzzeitvolumen aufgrund belastungsinduzierter Tachykardie erlaubt
wiederum einen erhöhten Sauerstofftransport und -verbrauch, was für die arbeitende
Muskulatur essenziell ist [7]. Das maximale Herzzeitvolumen hängt eng mit dem maximalen Sauerstoffverbrauch zusammen,
der wiederum in enger Beziehung zur maximalen Belastbarkeit steht.
Material und Methoden
Zwischen Dezember 2008 und November 2010 wurden 40 Patienten (mittleres Alter: 62,2 ± 6,6
Jahre; 18 Frauen, 22 Männer) mit schwerer COPD in die Multicenterstudie eingeschlossen.
Demografische und andere Baseline-Charakteristika sind in [Tab. 1] aufgeführt. Prüfplan und Einwilligungserklärung und alle den Studienteilnehmern
bereitgestellten Studienmaterialien wurden von der jeweiligen lokalen Ethikkommission
genehmigt.
Tab. 1
Demografische und andere Baseline-Charakteristika.
|
n = 38
|
demografische Charakteristika
|
|
Alter (Jahre)
|
62,18 ± 6,66
|
männliches Geschlecht; Anzahl (%)
|
21 (55,3)
|
Body-Mass-Index
|
23,51 ± 4,32
|
Raucheranamnese
|
|
|
37 (97)
|
|
39,89 ± 21,88
|
arterielle Blutgase
|
|
PaO2 (mmHg) (n = 33)
|
62,37 ± 8,74
|
PaCO2 (mmHg) (n = 33)
|
41,61 ± 5,38
|
FEV1 – Post Bronchodilatator
|
|
|
21 (55,2)
|
|
16 (42,1)
|
|
1 (2,6)
|
Dyspnoe
|
|
NYHA
|
|
|
1 (2,6)
|
|
15 (39,4)
|
|
21 (55,2)
|
|
1 (2,6)
|
Die Einschlusskriterien waren: eine bekannte COPD im Stadium III oder IV nach Gold,
ein FEV1 zwischen 20 und 50 % des Sollwertes, ein BMI ≤ 31,1 kg/m² (Männer) oder ≤ 32,3 kg/m²
(Frauen), abgeschlossene pneumologische Rehabilitation und optimierte medikamentöse
Therapie, eine Gehstrecke über 50 m ohne Sauerstoff im 6-Minuten-Gehtest und eine
Verbesserung um 15 % oder 35 m mit Sauerstoff (oxygen responder), Alter: > 18 Jahre,
unterschriebene Einverständniserklärung.
Planungs-CT
Zur Planung der AV-Shunt-Anlage wurde präinterventionell bei jedem Patienten ein Angio-CT
der Beckengefäße durchgeführt. Einerseits dient es vor dem Eingriff dazu, den Verlauf
der Beckenarterien und -venen zueinander genau darzustellen, andererseits lassen sich
hierdurch verkalkte und nicht verkalkte Plaques der A. iliaca externa, die abhängig
vom Grad ihrer Ausbildung und Lokalisation den Eingriff limitieren können, genau darstellen.
Voraussetzung für die Durchführbarkeit der AV-Shunt-Anlage ist ein zumindest kurzstreckig
paralleler Verlauf von A. und V. iliaca externa. Darüber hinaus müssen die beiden
Gefäße in ihrem parallelen Verlauf relativ nah beieinander liegen; der Abstand beider
Gefäße sollte 4 mm nicht übersteigen. Das Anfertigen von MPRs aus den CT-Daten ist
für die präinterventionelle Planung und Beurteilung der Gefäßverläufe sehr hilfreich
und erlaubt später im Katheterlabor eine gezielte Einstellung der geeigneten Arbeitsprojektionen.
Im Bereich der geplanten Fistelanlage sollte außerdem das Vorliegen von verkalkten
und nicht verkalkten Plaques ausgeschlossen werden, da hierdurch das periinterventionelle
Risiko von z. B. Dissektionen oder peripheren Embolien reduziert werden kann.
Rechtsherzkatheter
Unmittelbar vor jeder arteriovenösen Shuntanlage wurde ein Rechtsherzkatheter zum
Ausschluss einer pulmonalarteriellen Hypertonie durchgeführt. Patienten mit einem
mittleren Pulmonalarteriendruck von mehr als 35 mmHg wurden von der Studie ausgeschlossen.
Anastomotic-Coupler-System (ACS)
Das Lumen der anastomotischen Verbindung zwischen A. und V. iliaca externa wird durch
ein aus Nitinol geformtes Implantat, das ACS, definiert und kalibriert ([Abb. 1]). Das ACS ist auf einem für die perkutane Shuntanlage konzipierten 6F-Implantations-System
vormontiert ([Abb. 2]). Während des Einsetzens entfalten sich sowohl auf arterieller als auch venöser
Seite Stabilisierungsarme, welche so an den Gefäßinnenwänden der Iliacalgefäße anliegen,
dass das Implantat eine Seite-zu-Seite-Anastomose mit einem Shuntlumen von 4 mm Durchmesser
definiert.
Abb. 1 Abbildung des aus Nitinol geformten Anastomotic-Coupling-Systems (ACS), das sich
während der Implantation entfaltet und mithilfe von Stabilisierungsarmen sowohl auf
der arteriellen als auch auf der venösen Seite fixiert wird.
Abb. 2 Abbildung der an der Spitze abgeflachten 11F-Schleuse a, des Spiraldrahts b, der Punktionsnadel c und des Implantations-Systems d.
Shuntanlage
Zunächst erfolgt die Einlage einer 4-French(F)-Schleuse (1,35 mm) in die A. femoralis
comm., über die ein 0,035“-Führungsdraht (0,89 mm) bzw. alternativ ein speziell für
den Eingriff konfigurierter Spiraldraht ([Abb. 2]) bis in die infrarenale Aorta eingeführt wird. Der Vorteil des Spiraldrahts ist,
dass er den Verlauf und die Grenzen des Gefäßlumens der A. iliaca ext. auch ohne Kontrastierung
gut darstellt, was später bei der venösarteriellen Punktion sehr hilfreich sein kein.
Der Spiraldraht kam erst gegen Ende der Studie bei wenigen Patienten zum Einsatz.
Anschließend erfolgt die Punktion der ipsilateralen V. femoralis comm. mit Einlage
einer 6F-Schleuse (2,0 mm). Nach Einführen eines 0,035“-Amplatzer-Super-Stiffs oder
Backup-Meyer-Drahts über den venösen Zugang und Entfernen der Schleuse wird die venöse
Punktionsstelle zunächst mit einem 13F-Dilatator (4,3 mm) vorgedehnt. Anschließend
wird dann vorsichtig eine speziell für den Eingriff konfigurierte, an der Spitze schräg
abgeflachte venöse 11F-Schleuse (3,7 mm) eingeführt ([Abb. 2]), deren intravasale Lage durch eine Kontrastmittelinjektion gesichert werden sollte.
Um eine Verletzung der Vene zu vermeiden, die unweigerlich einen Abbruch der Intervention
auf der entsprechenden Seite zur Folge hätte, sollte beim Einführen der Schleuse die
abgeflachte Seite nach dorsal zeigen. Anhand der aus dem CT bekannten Gefäßverläufe
sowie der Drahtpositionen zueinander wird nun eine erste Arbeitsebene eingestellt,
bei der Arterie und Vene in überlappender Projektion zur Darstellung kommen ([Abb. 3]). Hiervon ausgehend wird die Röntgenröhre nun um 90° gedreht, um eine parallele
Darstellung der Gefäße zu erreichen (Arbeitsebene 2). Durch eine Kontrastmittelinjektion
in Arterie und Vene wird nun noch einmal dokumentiert, dass die Distanz zwischen Arterie
und Vene nicht mehr als 4 mm beträgt. Nach Einführen der speziell für den Eingriff
entwickelten Punktionsnadel ([Abb. 2]) in die Vene über einen 0,018“-Führungsdraht (0,46 mm) und Zurückschwenken der Röntgenröhre
in Arbeitsposition 1 erfolgt nun das „Crossing-Manöver“, also die Punktion der Arterie
von der Vene aus. Hierbei wird die gebogene Punktionsnadel an der geeigneten Stelle
positioniert, durch leichte Rotationsbewegungen die optimale Ausrichtung der Nadelspitze
in Richtung der Arterie ertastet und durch Vorschub der Nadel aus der Schutzhülle
die Venen- und Arterienwand durchstoßen. Eine korrekte Lage der Punktionsnadel im
Lumen der Aorta wird durch Drahtvorschub dokumentiert. Nach Entfernen der Punktionsnadel
und Belassen des Führungsdrahts in Vene und Arterie wird erneut Arbeitsebene 2 eingestellt
und durch eine Kontrastmittelinjektion in beide Gefäße sichergestellt, dass kein Auseinanderweichen
der Gefäße durch ein zwischenzeitlich aufgetretenes Hämatom stattgefunden hat ([Abb. 3]). Über den weiterhin einliegenden 0,018“-Führungsdraht erfolgt nun die Implantation
des ACS ([Abb. 1]), das in die Seit-zu-Seit-Anastomose zwischen A. und V. iliaca externa implantiert
wird. Hierzu wird nun das an der Spitze konisch konfigurierte Implantations-System
([Abb. 2]) über den 0,018“-Führungsdraht von der Vene in die Arterie eingeführt und durch
Zurückziehen der Schutzhülle, das in zwei Schritten durchzuführen ist, das ACS je
zur Hälfte in der Arterie und Vene verankert. Bei der Freisetzung des ACS wird die
11F-Schleuse an den Implantationspunkt vorgeschoben und durch leichten Druck auf die
Schleuse ein Auseinanderweichen beider Gefäße verhindert. Nach arterieller Kontrastinjektion
zur Kontrolle einer regelrechten ACS-Implantation und Fistelanlage erfolgt als letzter
Schritt die Dilatation der Fistel mittels eines 4 mm-Ballonkatheters, die hinterher
erneut durch eine Kontrastinjektion dokumentiert werden sollte ([Abb. 3]). Der Shuntdurchmesser wurde in unserer Studie anhand der kalibrierten DSA-Bilder
bestimmt. Die Kalibrierung wurde mittels der Ballonmarker durchgeführt. Die meisten
Patienten wurden während der Intervention nicht speziell antikoaguliert, wohingegen
bei allen Patienten nach der AV-Shuntanlage eine Thrombozytenaggregationshemmung mit
100 mg ASS für ein Jahr durchgeführt wurde.
Abb. 3 a Arbeitsprojektion A mit überlappender Darstellung der kontrastierten rechten A. iliaca
externa und der durch einen Führungsdraht markierten V. iliaca externa. b Arbeitsprojektion B mit Darstellung der parallel verlaufenden, kontrastierten Beckengefäße
nach venös-arterieller Punktion und über dem Implantationspunkt einliegenden Führungsdraht
in Vene und Arterie. Der Implantationspunkt befindet sich ca. 3 cm proximal des Abgangs
der A. circumflexa ilium profunda. c Kontrastierung der Vene und Arterie nach erfolgreicher Implantation des ACS zum Ausschluss
eines Hämatoms und Dokumentation einer regelrechten Implantatlage. d Nach arterieller Kontrastinjektion zeigt sich eine deutliche AV-Fistel mit Jetphänomen
und Kontrastierung der V. iliaca externa.
Da die Implantation des ACS und die nachfolgende Ballondilatation mit Schmerzen für
den Patienten verbunden sein kann, sollte zu Beginn der Intervention eine Analgesie
mit Piritramid (Dipidolor 7,5 mg i. v.) oder Pethidin (Dolantin 50 mg i. v.) als Kurzinfusion
durchgeführt werden. Nach Entfernung der Katheter und Schleusen erfolgen die manuelle
Kompression der Punktionsstellen und die Anlage eines Druckverbands mit nachfolgender
Bettruhe für 24 h und Low-dose-Heparinisierung.
Ergebnisse
In 38 von 40 Patienten (95 %) konnte die AV-Shuntanlage erfolgreich durchgeführt werden.
Bei diesen Patienten betrug die Fistelgröße zwischen 3 und 4 mm. Die durchschnittliche
Interventionsdauer betrug 43 ± 12 min. Bei einem Patienten wurde aufgrund ausgeprägter
verkalkter und nicht verkalkter Plaques in der arteriellen Beckenstrombahn auf die
Implantation des ACS verzichtet. Bei einem weiteren Patienten konnte die venösarterielle
Punktion aufgrund ungeeigneter Gefäßverläufe nicht erfolgreich durchgeführt werden.
Bei zwei Patienten wurden nach Einlage der venösen 11F-Schleuse geringe Kontrastmittelparavasate
nachgewiesen. In einem Fall wurde daraufhin die Intervention auf der kontralateralen
Seite erfolgreich durchgeführt. In dem zweiten Fall erfolgte die Shuntanlage ipsilateral
nach 4 Wochen. Bei zwei Patienten traten postinterventionell relevante Hämatome im
Bereich der venösen Punktionsstelle und im proximalen Oberschenkel auf, die jedoch
erfolgreich konservativ behandelt werden konnten. In einem Fall wurde nach der venösarteriellen
Punktion eine kurzstreckige arterielle Dissektion beobachtet, die jedoch nicht flusslimitierend
war und keine Limitation für die Implantation des ACS darstellte. Ein umschriebener
venöser Thrombus zeigte sich bei einem Patienten im Bereich des implantierten ACS,
der jedoch nach Gabe von 5000i. E. Heparin nicht mehr nachweisbar war. In einem Fall
trat nach Implantation des ACS eine periphere Embolie mit Verschluss der A. tibialis
anterior auf, welcher am Folgetag durch eine 24-stündige Lysetherapie erfolgreich
und ohne Komplikationen rekanalisiert werden konnte.
Diskussion
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist eine progressive Erkrankung, die die
Kombination aus chronischer Bronchitis und Lungenemphysem beinhaltet [13]
[14]. Die COPD ist die häufigste chronische Lungenerkrankung; allein in Deutschland sind
zwischen 3 und 5 Millionen Menschen an einer COPD erkrankt, wobei schätzungsweise
fast 1 % der Bevölkerung unter schwerer bzw. schwerster COPD im Stadium III bzw. IV
leidet. Eine Alternative zu den etablierten Behandlungsstrategien zur Verbesserung
der Atemnot und körperlichen Belastbarkeit durch Erhöhung der gemischtvenösen Oxygenierung
ist die in dieser Arbeit vorgestellte neue interventionelle-radiologische Technik
zur Anlage einer arteriovenösen Fistel.
In der vorliegenden Studie konnte das ACS in 95 % (38 von 40) der Fälle erfolgreich
implantiert werden. In sämtlichen dieser Fälle zeigte sich nach der Implantation ein
arteriovenöser Shunt mit einem Fisteldurchmesser von 3 – 4 mm. In keinem der Fälle
trat eine schwerwiegende Komplikation in Form einer retroperitonealen Blutung auf,
wodurch die Sicherheit der Implantationstechnik dokumentiert wird. In zwei Fällen
traten nach Entfernung der Schleusen relevante Hämatome im Bereich der venösen Punktionsstelle
auf, die konservativ behandelt werden konnten. In beiden Fällen lag eine relativ tiefe
Punktion der V. femoralis communis vor, verbunden mit einer perinterventionellen Gabe
von 500 mg Aspirin i. v. sowie 5000i. E. Heparin i. v., was in Kombination mit dem
Entfernen relativ großlumiger venöser Schleusen und der venösen Druckerhöhung nach
Fistelanlage als Ursache für die Blutungen angesehen werden kann. In weiteren Fällen
wurde auf die perinterventionelle Antikoagulation und Gabe von Thrombozytenaggregationshemmern
verzichtet; es wurde lediglich eine Low-dose-Heparinisierung für 24 h durchgeführt.
Bei einem Patienten trat unmittelbar nach der venösarteriellen Punktion eine kurzstreckige
arterielle Dissektion im Bereich des Implantationspunkts auf, die jedoch weder flusslimitierend
war noch als Limitation für die ACS-Implantation angesehen wurde. Auch hier konnte
die AV-Fistel regelrecht implantiert werden. Der Patient zeigte im CT relativ deutliche
nicht verkalkte Plaques im Bereich der arteriellen Beckenstrombahn, was die Bedeutung
einer sorgfältigen Patientenselektion im Vorfeld des Eingriffs unterstreicht. In einem
weiteren Fall trat während der Intervention eine periphere Embolie mit Verschluss
der A. tibialis anterior auf. Durch 24-stündige Lysetherapie konnte das Gefäß wieder
erfolgreich rekanalisiert werden. Als Ursache für die periphere Embolie wird in diesem
Fall eine iatrogene Plaqueablösung angesehen, die möglichweise durch Manipulation
des Spiraldrahts oder während der venösarteriellen Punktion hervorgerufen wurde. Auch
hier ist anzunehmen, dass das Risiko für derartige Komplikationen mit dem Ausmaß der
Plaquelast steigt. Eine venöse Thrombenbildung im Bereich des ACS trat in nur einem
Fall auf und konnte durch einmalige Gabe von 5000i. E. Heparin erfolgreich therapiert
werden.
Einfluss der AV-Fistel auf den pulmonalarteriellen Druck
Patienten mit COPD können aufgrund des erhöhten Afterloads, der durch ein vaskuläres
Remodeling oder durch hypoxische Vasokonstriktion zustande kommt, eine Rechtsherzinsuffizienz
entwickeln. Ein durch eine AV-Fistel hervorgerufenes erhöhtes HZV kann prinzipiell
zu einer weiteren Erhöhung des pulmonalarteriellen Druckes führen. Wenn jedoch eine
Erhöhung der gemischtvenösen Sauerstoffsättigung mit einer Verbesserung der Oxygenierung
in der Lunge einhergeht, kann dies zu einer Reduktion der hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion,
des pulmonalen Gefäßwiderstands und des pulmonalarteriellen Druckes führen [14]. Dass diese Effekte tatsächlich auftreten, konnte in einer Studie von Faul et al.
gezeigt werden [8], in der bei 12 Patienten mit schwerer COPD mittels operativer bzw. perkutaner Vorgehensweise
eine AV-Fistel angelegt wurde. Nach 12 Wochen konnte hier eine nummerische, wenn auch
nicht statistisch signifikante Senkung des pulmonalarteriellen Druckes von 29,1 auf
26,3 mmHg beobachtet werden. Die 6-min-Gehstrecke konnte nach 12 Wochen im Mittel
von 217 m auf 276 m gesteigert werden. Dieser Anstieg war statistisch signifikant.
In einer weiteren, an 15 Patienten durchgeführten Studie zeigte sich nach perkutaner
AV-Shunt-Anlage eine signifikante Steigerung des Herzminutenvolumens und des Sauerstoffangebots,
jedoch bestand ein Trend zu einer Reduktion der 6-min-Gehstrecke [15].
Schlussfolgerung
Die perkutane arteriovenöse Shuntanlage mit Implantation des ACS der Firma ROX Medical
bei Patienten mit schwerer COPD ist ein sicheres und schnell durchzuführendes Verfahren,
das eine niedrige Komplikationsrate aufweist. Die in unserer Multicenterstudie aufgetretenen
periinterventionellen Komplikationen waren allesamt beherrschbar. Schwerwiegende Komplikationen
in Form von retroperitonealen Blutungen traten nicht auf. Weitere Studien und Nachuntersuchungen
sollen eine verbesserte Oxygenierung bei den Patienten mit schwerer COPD, die Langzeitoffenheitsrate
des ACS sowie den klinischen Nutzen der Methode untersuchen und dokumentieren.