Z Orthop Unfall 2012; 150(05): 456
DOI: 10.1055/s-0032-1329632
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implantatentfernung im Fuß- und Sprunggelenksbereich – Bei Beschwerden: raus damit!

Contributor(s):
Martina Wendt
Williams AA et al.
The Benefits of Implant Removal from the Foot and Ankle.

J Bone Joint Surg Am 18.07.2012;
94 (Suppl. 14) 1316-1320
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Publication History

Publication Date:
18 October 2012 (online)

 
 

Bisher existierte keine prospektive Studie in der Literatur über positive Aspekte einer Implantatentfernung und die retrospektiven Studien waren hinsichtlich der Ergebnisse inkonsistent. Um die durch Implantate im Fuß- und Knöchelbereich verursachten Probleme sowie die Risiken der Implantatentfernung genauer beurteilen zu können, wurde die folgende prospektive Studie konzipiert und durchgeführt.
The Benefits of Implant Removal from the Foot and Ankle. J Bone Joint Surg Am 2012 Jul 18;94(14):1316–1320

Einleitung

Nach operativer Versorgung ist eine Implantatentfernung ein übliches Verfahren und umfaßt ca. 5 % aller orthopädischen Operationen in den USA. Die Indikationsstellung zur Implantatentfernung ist umstritten. Die routinemäßige Entfernung von Implantaten wird nicht empfohlen.

Aufgrund der geringen Weichteildeckung reagieren insbesondere die Fuß- und Knöchelregion empfindlich auf Implantate. Typische Beschwerden sind funktionelle Einschränkungen, anhaltende Schmerzen und ein Schuhkonflikt. Patienten mit implantatbedingten Beschwerden profitieren von einer Entfernung.


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Material und Methoden

In eine prospektive Kohortenstudie wurden insgesamt 74 Patienten eingeschlossen, die Schmerzen im Bereich vorhandener Implantate im Fuß- und Knöchelbereich beklagten. Durch Palpation der Implantate wurden die Schmerzen verstärkt. Der mittlere Zeitraum von der operativen Versorgung der Verletzungen bis zur Implantatentfernung betrug im Mittel 35,6 Monate.

Das Schmerzniveau wurde mit dem Short-Form-McGill Pain Questionnaire (SF-MPQ) und der Visuellen Analog Skala (VAS) präoperativ und 6 Wochen postoperativ erhoben. Die Daten wurden statistisch ausgewertet.

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(© Fotolia/Liv Gris-Larsen)

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Ergebnisse

Von 69 Patienten konnten die Ergebnisse vollständig erfasst und ausgewertet werden. 6 Wochen postoperativ gaben 65 % der Patienten keine Schmerzen mehr an. Keine Veränderung zum Vorbefund wurde von 5 Patienten berichtet und von 2 Patienten eine Zunahme der Schmerzen. Das Schmerzniveau gemessen an der VAS war postoperativ signifikant geringer, bei dem SF-MPQ ebenfalls geringer, jedoch nicht signifikant. Hinsichtlich Geschlecht der Patienten und Implantatlokalisation ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede. Als Komplikation trat bei 2 Patienten ein oberflächlicher Wundinfekt auf.

In der Befragung würden 94 % der Patienten den Eingriff erneut durchführen lassen und 91 % waren mit dem Ergebnis zufrieden.


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Kommentar

Vor Beginn dieser Studie wurde die Hypothese aufgestellt, dass Patienten mit implantatbedingten Beschwerden im Fuß- und Knöchelbereich nach Entfernung der Implantate deutlich beschwerdegemindert seien.

Dies konnte mit der vorliegenden Studie bestätigt werden, was prinzipiell auch zu erwarten war. Alle Patienten hatten lokale Beschwerden im Bereich der vorhandenen Implantate, welche gerade in der Fuß- und Knöchelregion aufgrund der schlechten Weichteildeckung häufiger als an gut weichteilbedeckten Regionen auftreten können. Nach Entfernung der Implantate bestand keine Weichteilirritation mehr und somit wurden auch die Beschwerden gelindert bzw. beseitigt.

Bei osteosynthetischer Frakturversorgung bei Erwachsenen ist aufgrund der Beschaffenheit und Verträglichkeit der Implantate heutzutage eine Entfernung im Verlauf nicht mehr zwingend erforderlich, ausgenommen sind temporäre Arthrodesen, K-Drähte etc. Eine Implantatentfernung erfolgt nur bei anhaltenden Beschwerden, die durch einliegende Implantate verursacht werden, wie z. B. aufgrund einer Weichteilirritation im Fuß- oder Knöchelbereich oder an der Hand. Eine generelle Implantatentfernung ist nicht zu empfehlen, da jeder Eingriff Risiken birgt. In der vorliegenden Studie sind bei zwei Patienten Wundinfektionen aufgetreten. Aber auch Nerven- und Gefäßverletzungen und fortschreitende Infektionen bis zur Osteitis stellen mögliche Komplikationen dar. Daher sollte auch bei diesen scheinbar simplen Operationen grundsätzlich eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.


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(© Fotolia/Liv Gris-Larsen)