Aktuelle Urol 2012; 43(05): 298
DOI: 10.1055/s-0032-1329449
Referiert und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kurzmitteilung – Mit körpereigener Abwehr gegen den Nierenzelltumor

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 October 2012 (online)

 
 

Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Tübinger Firma immatics biotechnologies haben in 2 aktuellen klinischen Studien in der Fachzeitschrift Nature Medicine gezeigt, dass eine aktive Immunisierung von Krebspatienten bei nur geringen Nebenwirkungen erfolgreich sein und ihr Leben deutlich verlängern kann. Im Gegensatz zu Chemotherapien werden hier die körpereigenen Abwehrkräfte gezielt gegen den Tumor mobilisiert.

Der Nierenzellkarzinomimpfstoff IMA901 besteht aus 10 synthetischen sog. tumor-assoziierten Peptiden (TUMAP), die körpereigene T-Killerzellen gegen den Tumor aktivieren. "Alle bisher eingesetzten Medikamente haben zwar eine deutliche Verbesserung in der Einschränkung des Tumorwachstums beim Nierenkrebs gebracht, jedoch haben sie nicht die gewünschte Lebensverlängerung oder gar Heilung erzielt", sagt Prof. Dr. Arnulf Stenzl, Leiter der Abteilung Urologie des Universitätsklinikums Tübingen. Daher sei die aktive Immunisierung in Kombination mit einer niedrig dosierten einmaligen Chemotherapie auch klinisch als ein Meilenstein in der Behandlung des Nierenzellkarzinoms, aber möglicherweise auch anderer bösartiger Tumoren zu werten. Ein besonderer Aspekt der Studie ist eine bisher einmalig tiefgehende Analyse der Immunantwort gegen die eingesetzten Krebsantigene mithilfe von Biomarkern. Insbesondere die Eigenschaften der beteiligten Leukozyten im Verlauf der Impfung wurden detailliert gemessen.

Klinischer Verlauf mit Immunreaktion assoziiert

Die Studie zeigt, dass bei Nierenkrebspatienten mit nachweisbaren T-Zell-Reaktionen gegen 2 oder mehr tumor-assoziierte Peptide (TUMAP) Immunreaktion und klinischer Verlauf eindeutig miteinander in Zusammenhang stehen. Das bestätigt die Hypothese, dass krebstherapeutische Maßnahmen durch eine breit angelegte Aktivierung des Immunsystems gegen mehrere Zielstrukturen auf der Tumoroberfläche gleichzeitig entscheidend weiterentwickelt werden können. "Diese Arbeit ist ein Meilenstein in der Entwicklung der Krebsimmuntherapie. Das hier angewandte Prinzip der aktiven Immunisierung gegen Krebsantigene, die zuvor auf Krebszellen identifiziert worden waren, ist auf praktisch alle Krebsarten anwendbar", so Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee, Leiter der Abteilung Immunologie der Universität Tübingen und Mitgründer von immatics biotechnologies, einer Ausgründung der Abteilung Immunologie an der Universität Tübingen.

Zoom Image
Tübinger Wissenschaftler haben den Nierenkrebsimpfstoff IMA901 erfolgreich angewendet: Die aktive Immunisierung kann bei geringen Nebenwirkungen das Leben der Patienten deutlich verlängern, so das Ergebnis zweier klinischer Studien aus der Fachzeitschrift Nature Medicine.(© ccvision)

Nach einer Pressemitteilung
(Eberhard Karls Universität Tübingen)


#
#

 
Zoom Image
Tübinger Wissenschaftler haben den Nierenkrebsimpfstoff IMA901 erfolgreich angewendet: Die aktive Immunisierung kann bei geringen Nebenwirkungen das Leben der Patienten deutlich verlängern, so das Ergebnis zweier klinischer Studien aus der Fachzeitschrift Nature Medicine.(© ccvision)