Das aus Kälber-Hämodialysat gewonnene Arzneimittel Actovegin gilt intramuskulär injiziert
nicht als Dopingmittel. Seit einer neueren Bewertung der Weltdopingagentur ist es
in begrenzter Dosierung sogar intravenös erlaubt. Die Studie zur Wirksamkeit des Produkts
auf die aerobe Spitzenkapazität hat tatsächlich wenig Effekte gezeigt.
Int J Sports Med 2012; 33: 305–309
Actovegin (Nycomed Austria GmbH) ist ein deproteinisiertes Hämodialysat aus ultrafiltriertem
Kälberserum, das nach Angaben des Herstellers eine Vielzahl von medizinischen Einsatzmöglichkeiten
hat, z.B. nach Schlaganfall, bei postpartaler Blutung oder – in topischer Form – zur
Unterstützung der Ulzera-Heilung. Intramuskulär wird das Produkt injiziert, um die
Heilung von Muskelverletzungen zu beschleunigen. Es gibt Spekulationen, dass intravenös
injiziertes Kälber-Hämodialysat auch die aerobe Leistungsfähigkeit auf zellulärer
Ebene verbessert. Wissenschaftliche Untersuchungen gab es dazu aber bisher nicht.
Daher erlaubt die WADA eine Injektion, solange ihr Volumen 50 mL nicht übersteigt.
Auch halten die Autoren dieser Studie derartige Effekte für unwahrscheinlich, da in
dem ultrafiltrierten Lysat nur niedermolukulare Bestandteile vorkommen.
In der aktuellen Untersuchung absolvierten 8 Probanden in einem medianen Alter von
24 Jahren 3 Arm-Ergometrie-Tests. Die Tests begannen mit 50 W und wurden bei 75 Wiederholungen
pro Minute alle 2 Min. um jeweils 20 W bis zur Erschöpfung gesteigert. Nach dem ersten
Test ohne Injektion erhielten die Probanden i.v. einmal 40mL Actovegin und einmal
NaCl-Lösung als Placebo, 2 Stunden nach der jeweiligen Injektion erfolgte die Arm-Ergometrie.
Zielparameter waren:
-
die Spitzenkraft (Wpeak),
-
die physiologischen Antworten auf die Spitzenlast,
-
Konzentrationen von Blutglukose und Laktat,
-
die Trainingseffizienz in %,
-
der Sauerstoffverbrauch und
-
der respiratorische Kompensationspunkt (RCP).
So effektiv wie Placebo
Es zeigte sich ein Trend hin zu einer Steigerung der Spitzenkraft und des RCP vom
Basiswert hin zu den Tests unter Placebo und Verum: Wpeak=171 vs. 178 vs. 178 W bzw.
RCP=114 vs. 125 vs. 128 W. Der P-Wert zwischen Basis und Injektionen verfehlte knapp
die Signifikanz (p=0,054), ein unterschiedlicher Effekt zwischen Placebo und Verum
war allerdings nicht zu finden. Die Serumkonzentrationen von Laktat und Glukose zeigten
wie zu erwarten eine Veränderung über die Zeit, aber nicht abhängig von den drei unterschiedlichen
Testbedingungen.
Die Daten legen nahe, dass Actovegin nicht ergogen wirkt und die funktionelle Spitzenkapazität
nicht günstig beeinflusst – zumindest nicht bei dem hier verwendeten Oberkörpertraining
bis zur Erschöpfung. Die Autoren empfehlen allerdings weitere Untersuchungen mit unterschiedlichen
Testsituationen und möglichst durchtrainierten Wettkampfsportlern.