Dialyse aktuell 2012; 16(08): 477
DOI: 10.1055/s-0032-1329359
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atypisches hämolytisch-urämisches Syndrom (aHUS) – Terminaler Komplementinhibitor wirkt zielgerichtet

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Publication Date:
02 October 2012 (online)

 
 

Das atypische hämolytisch-urämische Syndrom (aHUS) ist eine seltene Erkrankung, die durch eine coombs-negative Hämolyse und Thrombozytopenie gekennzeichnet ist. Auslöser ist eine genetisch bedingte Regulationsstörung im Komplementsystem mit chronisch unkontrollierter Komplementaktivierung. In der Folge kommt es zur thrombotischen Mikroangiopathie (TMA), die lebensbedrohliche Schäden an Niere, Hirn und Herz sowie anderen Organen setzt. "Etwa 65 % der betroffenen Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose, werden dialysepflichtig oder leiden unter dauerhafter Nierenschädigung", berichtete Prof. Thorsten Feldkamp, Kiel, in Duisburg. aHUS wurde bislang vor allem unterstützend mit Plasmatherapie behandelt, die bei anderen TMA wie der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) lebensrettend, bei aHUS aber wenig effektiv ist. "Mit Eculizumab können wir aHUS nun erstmals gezielt behandeln", so Feldkamp.

Herausforderung medikamentöse Differenzialtherapie

Der terminale Komplementinhibitor Eculizumab (Soliris®) verhindert die komplementvermittelte TMA, indem er spezifisch und hochaffin an das Komplementprotein C5 bindet und die Spaltung in die Fragmente C5a/b sowie damit die Bildung des terminalen Komplexes C5b-9 blockiert. Die proximale Komplementfunktion bleibt intakt. Eculizumab ist bereits seit 2007 zur Therapie der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) zugelassen, die ebenfalls auf einer Störung im Komplementsystem beruht. Basierend auf 2 kleinen, einarmigen Studien [ 1 ], [ 2 ] erfolgte im vergangenen Jahr die Zulassung zur Therapie von Kindern und Erwachsenen mit aHUS (Abb. [ 1 ]).

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Abb. 1 Reduzierte Komplementaktivität unter Eculizumab bei aHUS.

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Unkontrollierte Komplementaktivität rasch unterdrückt

Behandelt wurden insgesamt 37 jugendliche und erwachsene Patienten. Unter der Therapie kam es innerhalb einer Stunde zu einer hocheffektiven Verringerung der unkontrollierten Komplementaktivität. Die Thrombozytenzahl stieg signifikant und anhaltend. Über 80 % erreichten einen TMA-ereignisfreien Zustand und die hämatologischen Parameter normalisierten sich. Die Nierenfunktion verbesserte sich deutlich und stabil: Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) stieg um bis zu 31 ml/min. "Das entspricht einer Verbesserung um ein CKD-Stadium", kommentierte Feldkamp. Die Dialysepflicht entfiel bei 4 von 5 Patienten, ebenso der Bedarf an Plasmainterventionen. Eculizumab wurde im Allgemeinen gut vertagen.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Symposium "Die Behandlung thrombotischer Mikroangiopathien revolutionieren mittels zielgerichteter Therapie", veranstaltet von Alexion Pharma Germany im Rahmen des 13. Update Hämatologie/Onkologie, Duisburg


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  • Literatur

  • 1 Licht C et al. Poster presented at ASN Kidney Week Philadelphia/PA. November 8–13, 2011; Poster #TH-PO366
  • 2 Greenbaum L et al. Poster presented at ASN Kidney Week Philadelphia/PA. November 8–13, 2011; Poster #TH-PO367

  • Literatur

  • 1 Licht C et al. Poster presented at ASN Kidney Week Philadelphia/PA. November 8–13, 2011; Poster #TH-PO366
  • 2 Greenbaum L et al. Poster presented at ASN Kidney Week Philadelphia/PA. November 8–13, 2011; Poster #TH-PO367

 
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Abb. 1 Reduzierte Komplementaktivität unter Eculizumab bei aHUS.