Kim SP, Thompson RH, Boorjian SA et al.
Comparative effectiveness for survival and renal function of partial and radical nephrectomy
for localized renal tumors: a systematic review and meta-analysis.
J Urol 2012;
188: 51-57
Quelle: Kim SP, Thompson RH, Boorjian SA et al. Comparative effectiveness for survival and
renal function of partial and radical nephrectomy for localized renal tumors: a systematic
review and meta-analysis. J Urol 2012; 188: 51–57
Thema: Retrospektive Daten haben in verschiedenen Studien gezeigt, dass das onkologische
Outcome bei partieller Nephrektomie – also organerhaltender Tumorresektion – dem der
radikalen Tumornephrektomie äquivalent ist. Darüber hinaus wurde ein erhöhtes Gesamtüberleben
beobachtet, wahrscheinlich basierend auf einer besseren Nierenfunktion. In dieser
Metaanalyse sollten Gesamtüberleben, tumorspezifisches Überleben und chronische Nierenerkrankung
zwischen organerhaltender und radikaler Tumorchirurgie verglichen werden.
Projekt: Wissenschaftliche Datenbanken und Register wurden bis einschließlich Februar 2011
zur Identifizierung von geeigneten Studien zur partiellen und radikalen Tumornephrektomie
ausgewertet. Die primären Endpunkte waren Gesamt- und tumorspezifisches Überleben.
Der sekundäre Endpunkt war die chronische Nierenfunktionseinschränkung nach Operation.
Der Einfluss auf die Nierenfunktion wurde über die glomeruläre Filtrationsrate oder
die Notwendigkeit der Hämodialyse gemessen. 36 englischsprachige Studien und damit
41 010 Patienten entsprachen den Anforderungen für einen systematischen Review bezüglich
der primären und sekundären Endpunkte.
Ergebnisse: 77 % bzw. 23 % der Patienten wurden mit einer radikalen bzw. partiellen Tumornephrektomie
therapiert. Die organerhaltende Operation korrelierte mit einem um 19 % erhöhten Gesamtüberleben
und einem um 29 % gesenkten tumorbedingten Versterben sowie mit einem um 61 % erniedrigten
Risiko der chronischen Nieren-Funktions-Einschränkung im Beobachtungszeitraum. Unter
Berücksichtigung der Heterogenität der verwendeten Studien und der "random effect
models" erwiesen sich das Gesamtüberleben und die Nierenfunktion als signifikant different.
Fazit: Die organerhaltende Tumorchirurgie verbessert das Gesamtüberleben sowie den Erhalt
der Nierenfunktion bei zumindest gleichem onkologischem Outcome im Vergleich zur radikalen
Tumornephrektomie bei Patienten mit organbegrenzten Tumoren.
Schlüsselwörter: Nierentumoren – organerhaltende Tumorchirurgie – bessere Nierenfunktion – erhöhtes
Gesamtüberleben
Die hier dargestellten Daten stehen im Einklang mit den Empfehlungen der nationalen
und internationalen Leitlinien zum Organerhalt bei Tumoren bis 7 cm (T1) unter Berücksichtigung
der Lokalisation. Das verbesserte Gesamtüberleben basiert wahrscheinlich auf einer
besseren Nierenfunktion. Dies wird auch durch frühere Arbeiten belegt. So zeigten
Weight et al. in einer multivariaten Analyse ein 2,5-fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko
nach 5 Jahren bei vergleichbarer Komorbidität und vergleichbarem Patientenalter nach
Nierentumorchirurgie aufgrund benigner Läsionen [
1
]. Die postoperative glomeruläre Filtrationsrate war ein unabhängiger Prädiktor des
Gesamtüberlebens und des kardiovaskulären Überlebens. Der Zusammenhang zwischen der
glomerulären Filtrationsrate und einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität sowie
einer verkürzten Lebenserwartung wurde bereits im Jahre 2004 durch Go et al. belegt
[
2
].
Andererseits zeigt die prospektive Studie der EORTC (European Organisation for Research
and Treatment of Cancer) ein verbessertes oder gleichwertiges Gesamtüberleben bei
radikaler Tumornephrektomie [
3
]. Die Schwäche dieser Studie liegt jedoch in einer geringen Patientenzahl, substanziell
fehlenden Nachsorgedaten und dem Crossover und erreichte nicht die notwendige Einschlussrate.
Zusammenfassend sollte die Nierenteilresektion die Therapie der Wahl bei Nierentumoroperation
sein, wenn sie technisch machbar ist.