ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; 121(09): 446-447
DOI: 10.1055/s-0032-1328852
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kariesexkavation – Mit Erfahrung und moderner Technologie zum Ziel

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Korrespondenzadresse

Prof. Andreas Braun
Leitender Oberarzt
Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Marburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde
Georg-Voigt-Str. 3
35039 Marburg

Publication History

Publication Date:
08 October 2012 (online)

 

Karies oder nicht. Diese Frage stellt sich Zahnärzten immer wieder. Ein neues Detektionssystem, das Sirona kürzlich auf den Markt gebracht hat, lässt Karies rot und gesundes Zahngewebe grün leuchten. SIROInspect bietet Anwendern somit eine wertvolle Unterstützung bei der Beurteilung von Karies und kann die Behandlungsdauer durch den Wegfall häufiger Instrumentenwechsel verkürzen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass die Assistenz aktiv in den Behandlungsprozess eingebunden wird.

Das Erkennen und Entfernen von Karies ist ein Schwerpunkt der alltäglichen zahnärztlichen Arbeit. Gerade bei der Kariesexkavation sind Erfahrung und handwerkliches Können maßgebend – eine 2. Meinung ist dabei ebenso hilfreich, um die richtige Entscheidung zu treffen und ein sauberes Ergebnis zu erlangen. Diese können Anwender auch mithilfe technischer Unterstützung einholen, zum Beispiel, um zu erkennen, welche Bereiche des Zahns kariös infiziert sind und welche nicht. Dafür hat das Unternehmen Sirona aus Bensheim SIROInspect entwickelt und vor Kurzem auf dem Markt eingeführt. Das Detektionssystem basiert auf der sogenannten FACE®-Technologie.

FACE® steht für "Fluorescence Aided Caries Excavation". SIROInspect macht sich die Fluoreszenzeigenschaft von Zähnen zunutze. Wenn man diese mit violettem Licht im Bereich von circa 405 nm anstrahlt, leuchten kariöse Bereiche rot, gesundes Zahngewebe dagegen grün. Auslöser für die Rotfärbung sind Porphyrinverbindungen, die bei der Zersetzung von Zahnhartsubstanz durch Kariesbakterien entstehen. Der Zahnarzt erkennt somit auf einen Blick kariös veränderte Zahnhartsubstanz durch die mitgelieferte Filterbrille. Bereits während der 1-jährigen Erprobungsphase und nun auch seit der Markteinführung verwende ich das Gerät bei der Kariesexkavation. So wie auch in folgendem Fall: Das Beispiel zeigt die Behandlung eines 39-jährigen Patienten mit einer opaken Schmelzverfärbung distal an Zahn 13 mit Verdacht auf eine kariöse Veränderung (Abb. [ 1 ]). Durch Entfernung der opaken Schmelzabdeckung war die Karies deutlich als rot fluoreszierender Bereich mit dem neuen Gerät darstellbar (Abb. [ 2 ]). Der Exkavationsprozess wurde während der gesamten Behandlungsdauer mit SIROInspect kontrolliert (Abb. [ 3 ]). Nachdem die Kavität nur noch eine grüne Fluoreszenz zeigte, war die kariöse Läsion vollständig entfernt (Abb. [ 4 ]) und die Kavität konnte mit einer Kunststofffüllung versorgt werden (Abb. [ 5 ]).

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Abb. 1 Ausgangssituation.
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Abb. 2 Nach Eröffnung der kariösen Läsion.
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Abb. 3 Während der Exkavation.
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Abb. 4 Nach der Exkavation.
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Abb. 5 Nach der Restauration.

Zeitersparnis im Praxisalltag

Die Arbeit mit dem neuen Gerät weist eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Methoden auf, wie etwa Einfärbemitteln. Bei diesen färben Penetrationsfarbstoffe erweichtes Zahngewebe ein. In der Regel ist aber auch remineralisationsfähiges, nicht kariöses Dentin an den Grenzen der kariösen Läsion etwas erweicht. Somit entfernt man beim Einsatz von Färbemitteln häufig auch Zahnhartsubstanz, die nicht hätte entfernt werden müssen. Das neue Detektionssystem hingegen arbeitet nicht mit dem Härtegrad der Zahnhartsubstanz, sondern gibt Behandlern über eine visuelle Rückkopplung eine Information über kariös veränderte Zahnhartsubstanz. Und das nicht punktuell, sondern in dem komplett ausgeleuchteten Bereich, also flächig.

Des Weiteren kann man mit dem Einsatz des Geräts die Arbeitsdauer während der Kariesexkavation im Vergleich zur konventionellen Kariesbehandlung reduzieren. Der Grund: Der mehrfache Instrumentenwechsel zwischen Sonde und Bohrer kann entfallen, da Lichtgriffel und Bohrer gleichzeitig genutzt werden können. Dafür braucht es zunächst ein wenig Übung. Hat man sich aber darauf eingestellt, profitiert man bei der Behandlung von der Zeitersparnis, die sich im Praxisalltag durchaus bemerkbar machen kann.

Ein weiterer Vorteil des Detektionssystems, der mir im Praxiseinsatz aufgefallen ist, liegt in der intensiveren Einbindung meiner Teammitglieder. Meine Assistentin beispielsweise, die während der Behandlung das Gerät in den Mundraum hält, trägt ebenfalls die spezielle Filterbrille, mit der man die roten kariösen von den grünen nicht kariösen Bereichen unterscheiden kann, sodass auch sie die Fluoreszenz gut erkennt. So kann sie mir gezielte Hinweise geben, da sie aus einer 2. Perspektive zusätzliche, eventuell versteckte kariöse Läsionen entdeckt – etwa in Unterschnitten – die sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Das zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Assistenz ist. Es verwundert also nicht, dass das neue Gerät auch bei meinen Assistentinnen gut ankommt.


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Rasche Marktreife dank guter Zusammenarbeit

Ich kenne und nutze die FACE®-Technologie seit gut 1 Jahr zur Kariesdetektion und konnte bereits mit den ersten Prototypen des neuen Detektionssystems arbeiten. Während der Entwicklungsphase führten die Produktentwickler des Herstellers intensive Gespräche mit erfahrenen Erprobern. Unsere Hinweise wurden konstruktiv aufgenommen und umgesetzt.

So war bei dem Prototyp beispielsweise der Durchmesser des Lichtgriffels noch sehr weit. Der jetzige Lichtstab hingegen ist, was Form und Handhabung betrifft, aus meiner Sicht gelungen. Die Lichtintensität war bei den Prototypen geringer als jetzt, auch wenn ich hier immer noch Optimierungsbedarf sehe. Durch eine weitere Erhöhung der Lichtintensität wäre der Kontrast zwischen Karies und gesunder Zahnhartsubstanz möglicherweise noch steigerbar. Ich denke aber, dass die rasch voranschreitende LEDTechnologie hier in absehbarer Zeit noch bessere Leistungsparameter ermöglicht. Bei den Filterbrillen haben wir verschiedene Varianten getestet und schließlich einen Wellenlängenbereich definiert, der allgemein als vorteilhaft angesehen wird. Fazit: Dem Hersteller ist es meines Erachtens gelungen, mit dem SIROInspect ein System auf den Markt zu bringen, das Zahnärzte sicher, exakt und verlässlich bei der Entfernung kariöser Läsionen unterstützt.


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Prof. Andreas Braun
Leitender Oberarzt
Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Marburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde
Georg-Voigt-Str. 3
35039 Marburg


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Abb. 1 Ausgangssituation.
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Abb. 2 Nach Eröffnung der kariösen Läsion.
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Abb. 3 Während der Exkavation.
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Abb. 4 Nach der Exkavation.
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Abb. 5 Nach der Restauration.