Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73(8): 765-768
DOI: 10.1055/s-0032-1328728
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum erhöhten Brustkrebsrisiko durch die „Pille“ bei BRCA1- und -2-Mutationen

J. Matthias Wenderlein
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Publication Date:
27 August 2013 (online)

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Das Tumor-Suppressor-Gen BRCA1 wurde 1990 von J. M. Hall (USA) entdeckt und 1994 BRCA2 als 2. Brustkrebsgen identifiziert. Der Funktionsverlust durch Genmutation oder -deletion führt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit an Krebs, darunter Brustkrebs, Eierstockkrebs, Dickdarmkrebs und Prostatakrebs, zu erkranken. Gentests dazu sind patentiert (University of Utah, USA) und Lizenzgebühren fallen bei jedem Test an (im EU-Bereich bis 1500 Euro und in den USA ca. doppelt so viel). Mit der BRCA-Berichterstattung kann ein lukratives Geschäftmodell assoziiert sein, ohne auf die Frage einzugehen, inwieweit Genpatente ethisch vertretbar sind.

Grundsätzlich ist die BRCA-Forschung sicher von Patienteninteresse, denn diese Risikogene für Brustund Ovarialkrebs werden mit einem Lebenszeitrisiko für eine Krebserkrankung bis 80 respektive bis 45% assoziiert. Deshalb wurde Mary-Claire King von der Washington-University, Seattle, für ihre BRCAForschung vielfältig geehrt. Das geschah auch bei uns mit einem auf 100 000 Euro dotierten Preis in der Frankfurter Paulskirche Anfang 2013.

Für Frauenärzte sind diese „Loss-of-Function“-Mutationen und ‑Deletionen bedeutsam, da Brustkrebs in 5–10% und Ovarialkrebs in 10–15% der Fälle genetisch determiniert ist. Genmutationen variieren stark und damit verwundert nicht, dass hunderte Veränderungen an Gensequenzen entdeckt wurden. Individuelle Risikovorhersagen werden erschwert, wenn diese in Prozentangaben erfolgen sollen. Von differenzierten Frauen mit biologischen Basiskenntnissen wird dies heute erwartet.