Der Klinikarzt 2012; 41(06/07): 265
DOI: 10.1055/s-0032-1326966
Editorial
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Medikamentenmangel: Deutsche Planwirtschaft trifft Globalisierung

Günther J Wiedemann
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Publication Date:
28 August 2012 (online)

Seit zwei Jahren gibt es in den USA gut dokumentierte Versorgungsengpässe bei generischen Zytostatika. Ausgerechnet die seit Jahrzehnten bewährten und für die Heilung von Krebskrankheiten unabdingbaren, dabei verhältnismäßig preiswerten Generika (wie Cytarabin, Daunorubicin, Doxorubicin, Cisplatin, Etoposid, Methotrexat, 5-Floururacil, Folinsäure) können zeitweise nicht ausreichend beschafft werden [1] [2] [3]. Präsident Obama und die Food and Drug Administration (FDA) haben für Pharmahersteller eine Meldepflicht für absehbare Lieferengpässe (Early Notification sechs Monate im Voraus) eingeführt, damit diese durch Importe aus Indien, China und Europa aufgefangen werden können und der Graumarkt mit spekulativer Lagerhaltung, Preisabsprachen und Preisspekulationen kontrolliert wird. Im Jahr 2011 gab es 220 solche „Early Notifications“. Der Graumarkt ist ein großes Problem, da Medikamentenhändler in der Vergangenheit die essenziellen Generika für 650–3000 % des Originalpreises verkauften und dabei unsicher war, ob die Medikamente fachgerecht gelagert und transportiert wurden [3]. Manchmal waren auch die Herstellungsstätten nicht genau zu eruieren.