Crawford DC et al.
An FDA Phase-II Prospective, Randomized Clinical Trial After Two Years.
J Bone Joint Surg Am. 2012; 6;94 (Suppl. 11) 979-89
Diese Studie vergleicht die Matrix assoziierte autologe Chon-drozytentransplantation
(NeoCart) mit der Mikrofrakturierung bei der Behandlung distaler femoraler Knorpelschäden.
An FDA Phase-II Prospective, Randomized Clinical Trial After Two Years. J Bone Joint
Surg Am. 2012 6;94(11):979–89
Aufgrund der schlechten Regenerationsfähigkeit des hyalinen Knorpels führen Knorpelverletzungen
häufig zu Schmerzen, Funktionseinschränkung und im Verlauf zur Arthrose. Die autologe
Chondrozytentransplantation (ACT) unterliegt einer ständigen Weiterentwicklung und
konnte ihren Benefit im Rahmen klinischer Studien unter Beweis stellen. Ihre Ergebnisse
werden am derzeitigen Goldstandard der Mikrofrakturierung (MFX) gemessen, so dass
bei geringer Anzahl prospektiver randomisierter Studien die vorliegende Arbeit besonders
interessant erscheint.
Die Autoren verglichen die Matrix assoziierte ACT (NeoCart) mit der konventionellen
Mikrofrakturierung bei symptomatischen chondralen Läsionen des Kniegelenkes über einen
Zeitraum von wenigstens 2 Jahren.
Material und Methoden
Eingeschlossen wurden Patienten zwischen 18 und 55 Jahren mit mindestens einem symptomatischen,
behandelbaren Knorpelschaden der medialen oder lateralen Femurkondyle, ICRS Grad III,
intakter Knorpelschulter und Defektfläche < 7–8 cm2. Insgesamt konnten 30 der eingeschlossenen 49 Patienten randomisiert werden.
Im Rahmen der Index-Arthroskopie erfolgte die Randomisierung zum entsprechenden Therapiearm.
Die MFX-Gruppe wurde ausbehandelt, die NeoCart-Gruppe erhielt lediglich eine Knorpelbiopsie.
Die Chondrozyten wurden mittels Kollagenasen extrahiert und auf eine Rinder-Kollagen-I-Matrix
überführt. Es folgte die 6-wöchige Inkubation unter in "vivo-artigen" Bedingungen.
Via Miniarthrotomie wurde das Transplantat eingebracht, auf eine Penetration der subchondralen
Lamelle wurde im Unterschied zur MFX verzichtet. Zur Transplantatadaptation verwendete
man Gewebekleber statt Nähte. Das Nachbehandlungsschema war für beide Gruppen gleich,
6 Wochen Tip-Belastung, 6–8 Stunden täglich passive Bewegung (CPM-Schiene) und 6 Monate
Sportkarenz. Es folgte eine standardisierte Auswertung mittels klinischer Tests /
Scores, prä-, 3, 6, 12 und 24 Monate postoperativ.
Ergebnisse
Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 26±2 Monate, 21 Patienten waren in der
NeoCart-Gruppe, 9 in der MFX-Gruppe (Verhältnis 2:1). Im Kollektiv fand sich ein mittleres
Alter von 40±9 Jahren, ein BMI von 28±4 kg/m2, eine durchschnittliche Defektgröße von 2,91±4 cm2(NeoCart)/2,5 cm2(MFX). Der Zeitraum zwischen Symptombeginn und Behandlung war mit 3±5 Jahren für beide
Gruppen gleich. Die Ergebnisse von Short Form 36 (SF-36), Knee Injury and Osteoarthritis
Outcome Score (KOOS), Activitiy of daily living (ADL) und des International Knee Documentation
Committee (IKDC) verbesserten sich in beiden Therapiegruppen im Vergleich zum Ausgangsbefund.
Die Ergebnisse der NeoCart-Gruppe vs. MFX-Gruppe waren bezogen auf den KOOS "pain"
– Score (6,12 u. 24 Mon.) und KOOS "symptom" – Score (6 Mon.) signifikant besser,
ebenso der IKDC, KOOS "sports" und VAS. Es fanden sich sowohl nach 6 als auch nach
12 Monaten signifikant mehr Therapieresponder in der NeoCart-Gruppe als in der MFX-Gruppe
(43 % vs. 25 % und 76 % vs. 22 %).
Kommentar
Die Mikrofrakturierung stellt als Knochenmark stimulierendes Verfahren den Goldstandard
bei der Behandlung isolierter chondraler Läsionen dar. Die Technik bedient sich der
Durchbrechung der subchondralen Lamelle und der entstehende "Ersatzknorpel" ist im
Vergleich zum hyalinen Knorpel als minderwertig anzusehen. Auch zeigte sich das Verfahren
weniger wirkungsvoll bei größeren älteren Defekten sowie bei vorgeschrittenem Alter
und hohem BMI. Die ACT / MACT stellt als derzeit einziges zellbasiertes Knorpelersatzverfahren
eine hoffnungsvolle Alternative zur MFX dar. Die vorliegende Arbeit zeigt wenn auch
mit relativ geringen Fallzahlen einen signifikanten Vorteil der NeoCart-Gruppe bezüglich
Schmerz und Gelenkfunktion nach 6 Monaten sowie generell bessere Scoreergebnisse im
Vergleich zur Mikrofrakturierung. Ferner sehen die Autoren gleiche Sicherheit beider
Verfahren bei besserem funktionellen Outcome der NeoCart-Gruppe.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, das die ACT und im vorliegenden Falle die
NeoCart-Technik ein vielversprechendes Verfahren darstellt welches jedoch noch nicht
ausreichend etabliert und untersucht zu sein scheint um die Mikrofrakturierung abzulösen,
insbesondere da das Verfahren im Vergleich zum Goldstandard deutlich kostenintensiver,
zeitaufwändiger und standortgebunden ist und schließlich einen Zweiteingriff mit entsprechendem
Risiko und Narkose erforderlich wird. Auch die Ergebnisse der rapportierten Patienten
in einem längeren Beobachtungszeitraum sind hier von besonderem Interesse.