Z Orthop Unfall 2012; 150(04): 352
DOI: 10.1055/s-0032-1326708
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

OSG-Arthrose – Distraktion ist gut, zusätzliche Bewegung ist besser

Contributor(s):
Marko Saß
Saltzman CL et al.
Motion versus fixed distraction of the joint in the treatment of ankle osteoarthritis: a prospective randomized controlled trial.

J Bone Joint Surg. 2012;
94: 961-970
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 October 2012 (online)

 
 

Die Arbeitsgruppe um CL Saltzman stellt eine Therapieoption zur OSG-Arthrose-Behandlung vor, über die bislang zumeist nur in Form von limitierten Fallserien berichtet wurde: die Distraktion im Ringfixateur externe, wobei im Rahmen der vorliegenden Studie die Ergebnisse der fixen Distraktion mit denen der Bewegungsdistraktion des OSG verglichen wurden.
Motion versus fixed distraction of the joint in the treatment of ankle osteoarthritis: a prospective randomized controlled trial. J Bone Joint Surg. 2012; 94: 961–970

Studiendesign

Hintergrund sind Studien, die bereits die Wirksamkeit der fixen Distraktion in der Behandlung der Sprunggelenkarthrose beschrieben haben. Hypothese der vorliegenden Studie ist eine Verbesserung des Outcomes durch Ermöglichung der Bewegung während der Distraktion im Vergleich zur fixen Distraktion.

Die vorliegende Untersuchung wurde bei Patienten mit fortgeschrittener OSG-Arthrose als prospektiv randomisierte Studie angelegt. Nach arthroskopischer Entfernung ventraler OSG-Osteophyten erfolgte die Randomisierung in die Gruppe der "fixierten Distraktion" bzw. in die Gruppe der Bewegungsdistraktion. 36 Patienten wurden insgesamt eingeschlossen. Hinsichtlich des chirurgischen Vorgehens wurde durch einen der 2 Chirurgen dieser Studie der Ringfixateur externe in standardisierter Weise angelegt (2 Tibiaringe, 1 Fußring mit festgelegter Pinapplikation). Entscheidend war in beiden Gruppen die definierte Distraktion (5 mm gemäß Rö-BV-Untersuchung), wobei die "Bewegungsgruppe" zusätzliche Scharniermechanismen im Fixateur erhielt, zur Ermöglichung definierter Bewegungen im OSG (3 x täglich, 20 Bewegungen). Insgesamt wurde der Fixateur in beiden Gruppen 12 Wochen belassen, anschließend erfolgte eine klinische Evaluation nach 1, 26, 52 und 104 Wochen. Dabei wurden neben seitlicher Röntgenuntersuchung mit Dokumentation der maximalen Fußhebung und -senkung auch Schmerz- und Funktionseinschätzungen gemäß AOS (Ankle Osteoarthritis Scale) getroffen, zum Vergleich beider Gruppen sowie im Verlauf der Behandlung / Nachsorge.

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Bislang musste sich der Arzt bei der Behandlung der Arthrose des oberen Sprunggelenkes hinsichtlich der Versorgung zwischen der Arthrodese und der Prothese entscheiden. Nun gibt es laut vorliegender Studie noch eine vielversprechende dritte Möglichkeit(Foto: Murat Subatli/Fotolia)

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Ergebnisse

Es zeigten sich 2 Jahre nach Fixateur-Entfernung in beiden Gruppen signifikante Verbesserungen im Vergleich zur präoperativen Situation. Die "Bewegungsgruppe" erreichte signifikant bessere Ergebnisse (AOS-Scores) im Vergleich zur Gruppe der "fixierten Distraktion" nach 26, 52 und 104 Wochen.

Die Autoren schlussfolgern, dass neben der Outcome-Verbesserung durch o. g. Distraktion die zusätzliche Gelenkbewegung nochmals einen positiven Effekt auf das Gesamtergebnis bewirkt.

Ein kritischer Kommentar zu diesem Artikel in der gleichen JBJS-Ausgabe durch Thomas G. Harris würdigt das gesamte Studiendesign trotz der geringen Gesamtfallzahl, unterstreicht jedoch auch den enorm hohen Aufwand sowie die lange Behandlungsdauer für die Patienten. Das heißt, das Verfahren ist nicht für Patienten (und Ärzte) geeignet, die eine einfache und schnelle Lösung suchen.

Insgesamt wird diese dargestellte Sprunggelenksdistraktionstechnik als gelenkerhaltende Therapieoption gerade für jüngere Patienten mit schwerer Arthrose eingeschätzt, weitere Studien mit längerem Beobachtungszeitraum werden erwartet.


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Bislang musste sich der Arzt bei der Behandlung der Arthrose des oberen Sprunggelenkes hinsichtlich der Versorgung zwischen der Arthrodese und der Prothese entscheiden. Nun gibt es laut vorliegender Studie noch eine vielversprechende dritte Möglichkeit(Foto: Murat Subatli/Fotolia)