Krankenhaushygiene up2date 2012; 07(03): 147
DOI: 10.1055/s-0032-1325672
Editorial
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Die Rolle von Einmalhandschuhen in der Krankenhaushygiene

Tim Eckmanns
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Publication Date:
10 December 2012 (online)

 
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Tim Eckmanns

In der für die Krankenhaushygiene zentralen Maßnahme Händedesinfektion gab es in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen. Händedesinfektion, im Gegensatz zu Händewaschen, wird als Lösungsansatz grundsätzlich nicht mehr in Frage gestellt. Im Bereich Händehygiene-Compliance muss allerdings einiges geschehen, da hier Anspruch und Wirklichkeit noch weit auseinander liegen: Complianceraten von weit unter 50 % werden häufig in Studien nachgewiesen.

Ein weiteres problematisches Gebiet ist die Benutzung von unsterilen Einmalhandschuhen. Handschuhe dienen in erster Linie dem Schutz der handschuhtragenden Person. Die Gefahr der Übertragung von Erregern wird allerdings durch das Tragen von Handschuhen teilweise sogar erhöht. In einer aktuellen Studie ist die Händehygiene-Compliance geringer wenn Handschuhe getragen werden [1]. Weiter besteht die große Gefahr, dass die Handschuhbox bzw. Handschuhe in der Handschuhbox bei der Entnahme kontaminiert werden und dann zu einer Quelle für Übertragungen werden.

Handschuhe sind kein Ersatz für die Händedesinfektion, sondern die Hände müssen sowohl vor dem Anziehen als auch nach dem Ausziehen desinfiziert werden. Eine Desinfektion vorher ist notwendig, um die Handschuhe selbst und auch die Handschuhbox bzw. andere Handschuhe in der Box nicht zu kontaminieren. Ein Grund für die notwendige Desinfektion vorher und nachher ist, dass die Handschuhe, auch wenn sie makroskopisch dicht erscheinen, oft durchlässig für Viren und Bakterien sind. Die Desinfektion nachher ist auch notwendig, weil es kaum möglich ist, Handschuhe auszuziehen, ohne die äußere Oberfläche der Handschuhe zu berühren. Das Tragen von Handschuhen führt zu einem größeren Zeitaufwand gegenüber der alleinigen Händedesinfektion, da die Handschuhe geholt, an- und ausgezogen und verworfen werden müssen.

Wir wissen, dass die Händehygiene-Compliance nicht 100 %ig ist. Wenn also vor dem Anziehen der Handschuhe die Hände nicht desinfiziert werden, kann die Handschuhbox bzw. können Handschuhe in der Box kontaminiert werden. So konnte im Klinikum Bremen-Mitte im Rahmen des Klebsiellenausbruchs auf der Neonatologie 2011 /2012 der Ausbrucherreger in einer Handschuhbox nachgewiesen werden [2]. Auch im Zusammenhang eines anderen Ausbruchs auf einer neonatologischen Intensivstation wurde der Erreger auf einer Handschuhbox isoliert [3]. Bei diesen beiden Ausbrüchen konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Handschuhboxen für die Verbreitung der Erreger verantwortlich waren. Dennoch besteht die Gefahr einer Weiterverbreitung über kontaminierte Handschuhboxen. Dies zeigt, dass der Einsatz von unsterilen Einmalhandschuhen kritisch gesehen werden muss und die Händedesinfektion auch dann die wichtigste Maßnahme ist.

Ein häufig geäußertes Bedürfnis des klinisch tätigen Personals ist der Wunsch nach Desinfizierbarkeit von unsterilen Einmalhandschuhen. Dies würde die Arbeit erleichtern, da häufig, z. B. bei Blutentnahmen bei mehreren Patienten nacheinander, immer wieder neue Handschuhe angezogen werden müssen. Wenn die Handschuhe desinfizierbar wären, könnten die Arbeitsschritte Handschuhe ausziehen und Handschuhe anziehen wegfallen. Eine Desinfektion ist jedoch nur bei Handschuhen, deren Desinfizierbarkeit und Dichte geprüft wurde, möglich. Auch wenn Handschuhhersteller in der Regel von sich aus keine Angaben hinsichtlich der Desinfizierbarkeit ihrer Einmalhandschuhe machen, lässt sich dies oft durch Nachfrage in Erfahrung bringen. Es handelt sich hier um ein einfaches Beispiel wie eine technische Lösung das Leben in der Klinik vereinfachen kann und evtl. auch die Hygiene verbessert.


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