TumorDiagnostik & Therapie 2012; 33(6): 360-362
DOI: 10.1055/s-0032-1325317
Thieme Onkologie aktuell
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Personalisiert, individualisiert, stratifiziert – Thoraxonkologie quo vadis?

Personalized, Individualized, Stratified – Thoracic Oncology quo vadis?
M. Thomas
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
,
H. Bischoff
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
,
H. Grosch
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
,
M. Sianidou
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
,
M. Steins
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
,
M. Villalobos
Internistische Onkologie der Thoraxtumoren, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
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Publication History

29 February 2012

03 March 2012

Publication Date:
17 September 2012 (online)

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Die Möglichkeiten zur „molekularen Diversifikation“ des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms nehmen rasch zu. In Verbindung damit zeichnen sich spezifisch zuzuordnende Therapiemöglichkeiten durch Tyrosinkinaseinhibitoren oder Antikörper ab. In diesem Zusammenhang findet sich oft der Begriff der „personalisierten“ oder „individualisierten“ Krebstherapie. Dieser Kommentar versucht eine Standortbestimmung zu den Kontexten der „Personalisierung, Individualisierung und Stratifizierung“ in der Krebstherapie.

Die Therapiestrategien in der Onkologie sind in den letzten Jahren bei verschiedenen Tumorentitäten durch eine Zunahme der auf die molekularen Mechanismen der Erkrankung gerichteten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten (Tyrosinkinaseinhibitoren, Antikörper) gekennzeichnet. Da die Interferenz mit einem molekularen Mechanismus sehr spezifisch sein kann und zudem der Einfluss molekularer Alterationen auf die Tumorpropagation, das Tumorwachstum oder Metastasierung in einer Tumorentität nicht vorhersagbar ist, sollten bereits in Phase-I/II-Studien Strategien zur Exploration einer prädiktiven Diagnostik verfolgt werden [1] [2]. Gibt es aus präklinischen Analysen keinen Hinweis für einen „Link“ zwischen Substanz, möglichem Wirkmechanismus und Therapieeffekt, wäre dennoch zunächst eine weitere Exploration in präklinischen Modellen hilfreich. Die daraus abgeleiteten Hypothesen für eine mögliche prädiktive Diagnostik können dann in Phase-I/II-Studien begleitend validiert werden. Kann dies so nicht verfolgt werden, sollte der Akquise von Biomaterialien (Tumorgewebe, Blut) im Phase-I/II-Kontext höchste Priorität eingeräumt werden. So ist zumindest im Nachgang die Möglichkeit zur Exploration prädiktiver Parameter gegeben, um Hypothesen zur Charakterisierung von Patientengruppen mit bestmöglichem Therapieeffekt aufzustellen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um so für Phase-III-Studien Kriterien für den Patienteneinschluss oder doch zumindest die Patientenstratifikation festzulegen. Als Beispiele für diese Entwicklung können in der Krebstherapie die Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie bzw. der gastrointestinalen Stromatumoren mit Imatinib, des kolorektalen Karzinoms mit Cetuximab sowie des Mammakarzinoms mit Trastuzumab angesehen werden.