Die Kombination von Bestrahlung und gleichzeitiger Chemotherapie verbessert die Prognose
von Patienten mit Blasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium deutlich, wie aktuell aus
einer britischen Studie hervorgeht. Durch die Radiochemotherapie ist daher auch bei
fortgeschrittenem Blasenkarzinom eine organerhaltende Behandlung möglich.
"Die Radiochemotherapie bietet für viele Patienten eine schonende Alternative zu einer
Radikaloperation, und eine Entfernung der Blase kann dadurch meistens vermieden werden",
so Prof. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität
Lübeck und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). "Denn
gerade für ältere Menschen mit Begleiterkrankungen kann die Operation eine große Belastung
darstellen." Bisher bevorzugten viele Ärzte die Operation und setzten die Bestrahlung
nur bei inoperablen Patienten ein.
Die Radiochemotherapie bietet eine Option, Blasenkarzinome organerhaltend zu behandeln
– auch im fortgeschrittenem Stadium, wenn der Tumor bereits die Muskulatur (Stadium
T2) oder das perivesikale Fettgewebe (Stadium T3) infiltriert hat.(Bild: Sökeland
J, Rübben H, aus: Taschenlehrbuch Urologie; Thieme 2007)
Nebenwirkungen auf Dauer der Radiochemotherapie beschränkt
An der britischen Untersuchung nahmen insgesamt 360 Patienten teil, deren Tumor schon
in die Muskulatur der Blase vorgedrungen war (Stadium T2). Sie wurden entweder nur
bestrahlt oder erhielten zusätzlich zur Bestrahlung eine Chemotherapie. Gut zwei Drittel
der Patienten der Radiochemotherapiegruppe war 2 Jahre nach der Behandlung tumorfrei.
Die kombinierte Therapie verbesserte die Ergebnisse gegenüber der alleinigen Bestrahlung
um mehr als 10 %. Allerdings führte die zusätzliche Chemotherapie etwas häufiger zu
Nebenwirkungen. Diese blieben jedoch auf die Dauer der Behandlung beschränkt, so die
britischen Autoren.
Radiochemotherapie ermöglicht organerhaltende Behandlung
Die Harnblase konnte bei etwa 85 % der Patienten erhalten werden. "Die Ergebnisse
der Kombinationstherapie sind ähnlich gut wie bei einer vollständigen Entfernung der
Blase", sagt PD Dr. Weiss, leitender Oberarzt an der Klinik für Strahlentherapie der
Universität Frankfurt am Main. "Damit eröffnet dieses Vorgehen eine organerhaltende
Alternative zu einer Radikaloperation bei Patienten mit fortgeschrittenem Blasenkrebs."
Auch Dunst hofft, dass Ärzte künftig die Radiochemotherapie häufiger anwenden. "Die
britische Studie gilt als Meilenstein für die Therapie von fortgeschrittenem Blasenkrebs.
Damit ist auch beim Harnblasenkrebs, ähnlich wie bei Brustkrebs oder Kehlkopfkrebs,
eine organerhaltende Behandlung möglich."
Nach einer Pressemitteilung (DEGRO e. V.)