(Bild: Thieme Verlagsgruppe)
Geriatrische Patienten mit Thrombosen haben ein erhöhtes Blutungsrisiko. Dies muss
bei der Therapie unbedingt berücksichtigt werden, sagt Dr. Horst Gerlach aus Mannheim,
Vorsitzender des Berufsverbands der Phlebologen und Vorstandsmitglied der Deutschen
Gesellschaft für Phlebologie. Eine Alternative zur Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten
sind niedermolekulare Heparine, so der Experte auf den 18. Bonner Venentagen.
Bedingt durch Alterssyndrome und typische Erkrankungen sind diese geriatrischen Patienten
eine besonders sensible Patientengruppe. "Die häufigsten Komplikationen resultieren
aus einer Polypharmazie", berichtet Gerlach. Denn viele Standardmedikamente für ältere
Patienten interagieren mit Antikoagulanzien. So kann die Kombination von Vitamin-K-Antagonisten
mit nichtsteroidalen Antirheumatika, Sulfonamiden oder Makrolid- bzw. Fluorchinolon-Antibiotika
zu erheblichen Blutungskomplikationen führen. Gerlachs Rat: "Vor der Verordnung von
Antikoagulanzien sollte daher immer eine sorgfältige Arzneimittelanamnese durchgeführt
werden."
Thrombosetherapie: Empfehlungen der Leitlinien
Die aktuelle S2-Leitlinie [
1
] empfiehlt niedermolekulare Heparine (NMH) zur Initialtherapie venöser Thromboembolien
und Vitamin-K-Antagonisten (VKA) zur Sekundärprophylaxe. "Grundsätzlich sind aber
auch NMH zur Sekundärprophylaxe geeignet", so Gerlach. Für Patienten mit malignen
Erkrankungen empfehlen die Leitlinien mit dem höchsten Evidenzgrad (1A) ausschließlich
eine längerfristige Therapie mit NMH, da unter NMH weniger VTE-Rezidive auftreten
als unter VKA.
Tab. 1 Häufigste Komplikationen durch Polypharmazie beim alten Patienten [
5
].
Doch orale Antikoagulanzien erhöhen das Blutungsrisiko im Alter erheblich: Während
das Risiko, unter VKA eine schwere oder tödliche Blutung zu erleiden, im Durchschnitt
1,3 % beträgt, steigt es für 80-Jährige auf 10 % [
2
]. Neben Medikamenteninteraktionen erhöhen Vorerkrankungen wie gastrointestinale Blutungen,
Myokardinfarkt oder Apoplex das Risiko weiter. Auch ein Diabetes, Kreatininwerte über
1,5 mg/dl oder Hämatokritwerte unter 30 % wirken sich negativ aus [
3
].
NMH: sichere Bioverfügbarkeit und gut zu steuern
Zur Therapie geriatrischer Patienten mit hohem Blutungsrisiko können alternativ NMH
eingesetzt werden: Diese haben eine sichere Bioverfügbarkeit und sind gut steuerbar.
Da mit dem Alter auch die Nierenfunktion kontinuierlich abnimmt, sollte ein NMH mit
einem hohen durchschnittlichen Molekulargewicht gewählt werden, das nicht vorwiegend
renal eliminiert wird. Tinzaparin (innohep®) zeigt keine Kumulation bis zu einer Kreatinin-Clearance
von 20 ml/min [
4
] und kann daher laut Fachinformation ohne Dosisreduktion in voller therapeutischer
Dosis eingesetzt werden. Zudem kann Tinzaparin mit Protamin in hohem Maße antagonisiert
werden, wodurch sich die Behandlungssicherheit weiter erhöht. "Für dieses NMH liegen
langjährige Praxiserfahrungen selbst für hochbetagte Patienten vor", so Gerlach. Tinzaparin
war das erste NMH, das in Deutschland für die Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie
zugelassen wurde.
Quelle: LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg