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Die Zielwerte bei der Behandlung von Patienten mit Dyslipidämie werden immer ehrgeiziger.
Nach den europäischen Leitlinien wird bei Patienten mit sehr hohem Risiko ein LDL-Cholesterin-Zielwert
< 70 mg/dl oder eine mindestens 50 %ige LDL-Senkung empfohlen. Will man solche Werte
erreichen, kommt man mit Statinen allein oft nicht aus.
Nach den ESC-Leitlinien von 2011 haben alle Patienten mit dokumentierter KHK, Typ-2-Diabetes,
Typ-1-Diabetes plus Endorganschäden oder chronischer Niereninsuffizienz per se ein
sehr hohes Risiko und würden von einer Senkung des LDL-Cholesterins unter 70 mg/d
profitieren. In der Praxis lassen sich solche Zielwerte aber nicht immer leicht erreichen,
so Prof. C. A. Schneider vom Herzzentrum der Uniklinik Köln.
Erster Schritt der Eskalationstherapie ist oft die Verdopplung der Statindosis. Der
Effekt dieser Maßnahme ist aber begrenzt, da es bei einer Hemmung der Cholesterinsynthese
durch die Statine zu einer Gegenregulation mit vermehrter Resorption kommt. Die Kombination
mit dem Cholesterinresorptionshemmer Ezetimib (Inegy®) erscheint daher pathophysiologisch
gut begründet, meinte Schneider. In mehreren Studien ist gezeigt worden, dass unter
der Kombination von Ezetimib mit einem Statin signifikant mehr Patienten den LDL-Zielwert
erreichen als unter einer verdoppelten Statindosis.
Als Beispiel führte Schneider eine Studie [
1
] mit 169 KHK-Patienten an, die über 6 Wochen entweder mit der Kombination von Ezetimib
(10 mg) plus Atorvastatin (20 mg) oder mit 40 mg Atorvastatin behandelt wurden. Unter
der Kombination zeigten die Patienten im Vergleich zu verdoppelten Statindosis eine
signifkant stärkere LDL-Senkung (–31 vs. –11 %, p < 0,001) und signifikant mehr Patienten
erreichten den Zielwert von < 100 mg/dl (84 vs. 49 %, p < 0,001).
Kombination auch bei Niereninsuffizienz
In der SHARP-Studie [
2
] (Study of Heart and Renal Protection) wurde untersucht, was sich mit der Kombination
von Ezetimib plus 20 mg Simvastatin bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz
erreichen lässt. Bei einem bereits sehr niedrigen LDL-Ausgangswert von 108 mg/dl konnte
das LDL im Vergleich zu Placebo um 29,6 % reduziert und auf einen mittleren Zielwert
von 76 mg/dl gesenkt werden. Dies zahlte sich auch langfristig aus: Innerhalb von
5 Jahren wurde die Rate an atherosklerotischen Ereignissen im Vergleich zur Placebogruppe
um 17 % gesenkt (p = 0,0021). Dialyse-Patienten profitierten dabei genauso wie Patienten
mit noch ausreichender Restfunktion der Niere.
Maria Weiß, Berlin
Quelle: Kardiologen-Akademie 2012; 4.–5.5.2012, Berlin, unterstützt von MSD