Benjamin Mordmüller, Preisträger Tropenpreis 2012
Dr. med. Benjamin Gottlieb Mordmüller ist der Preisträger des Tropenpreises 2012 der DTG. Die Jury wählte seine wegweisende Arbeit zur Entwicklung einer neuen Malaria-Vakzine (vollständiges Phase I-Programm des Vakzinekandidiaten GMZ2) aus 11 Bewerbungen aus. Der Preis wurde am 16. März 2012 in Heidelberg im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit verliehen.
Mordmüller ist in Bremen geboren und zur Schule gegangen. Er begann das Medizinstudium im Jahr 1989 an der Freien Universität Berlin. Bereits während des Studiums begab er sich zu einem Studienaufenthalt an das Albert-Schweitzer-Krankenhaus in Lambaréné, Gabun, um sich an laufenden Studien zur parasitären Infektion mit Plasmodium falciparum und Schistosoma haematobium zu beteiligen. Er befasste sich bereits mit der Chemotherapie, der Pathogenese und der Immunologie dieser Infektionen. Das Studium der Medizin hat er an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Hôpital Robert Debré in Paris, Frankreich, im Jahr 1996 abgeschlossen.
Forschungsaufenthalte in Italien
Forschungsaufenthalte in Italien
Im Anschluss begab er sich zu Forschungsaufenthalten an das Institut für Biochemie der Universität Turin und an das Institut für Mikrobiologie der Universität Sassari. Thema seiner Arbeiten war die Analyse der Immuneffektorfunktionen von Leukozyten bei Individuen mit der mediterranen Variante der G6PDH Defizienz. Im Juli 1997 promovierte er mit dem Thema "Untersuchungen zur Immunantwort bei schwerer und milder Plasmodium-falciparum-Malaria in Lambaréné, Gabun" und erlangte die Doktorwürde (Dr. med.) durch die Eberhard-Karls-Universität, Tübingen. Mordmüller ist verheiratet und hat einen Sohn.
Nach Studium und Promotion war Benjamin Mordmüller für 2 Jahre als Arzt und Wissenschaftler am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen und am Albert-Schweitzer-Krankenhaus tätig. Anschließend arbeitete er als Postdoktorand am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Claus Scheidereit und erweiterte sein Repertoire an immunologischen Techniken und Kenntnissen. Seit dem Jahr 2002 ist er wieder am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen tätig und gleichzeitig Arbeitsgruppenleiter der Medical Research Unit des Albert-Schweitzer-Krankenhauses.
Studium der medizinischen Biometrie
Studium der medizinischen Biometrie
Von 2008–2012 absolvierte Mordmüller ein Zweitstudium der medizinischen Biometrie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und erlangte den Master of Science im Fach Medizinische Biometrie mit dem Thema "Modeling body temperture and parasite decay in patients with malaria". Seit Juni 2011 ist er stellvertretender Direktor des Instituts für Tropenmedizin.
Mordmüller ist in die Gutachter- und Beratertätigkeit vieler angesehener internationaler Zeitschriften eingebunden. Er hat für seine Forschung beachtliche öffentliche und nichtöffentliche Drittmittel eingeworben, unter anderem vom Wellcome Trust, von der VolkswagenStiftung, von der European Malaria Vaccine Initiative, vom African Malaria Network Trust, vom Centre national de la recherche scientifique, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der Weltgesundheitsorganisation. Seit Jahren ist Mordmüller in die wissenschaftliche Gestaltung der gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie und der DTG eingebunden.
Studien zu Malaria
Seit dem Jahr 2005 befasst sich Mordmüller in der Tübinger Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peter Kremsner mit klinischen Studien zu Malaria-Vakzinekandidaten. Hierbei hat er federführend die immunologischen Mechanismen der Impfung untersucht und Surrogatmarker des Impferfolgs beim Menschen identifiziert. Für den Tropenpreis der DTG hat er 3 Arbeiten eingereicht, die in hochrangigen, internationalen Journalen publiziert wurden.
Es handelt sich um das komplette Programm der Phase I-Studie mit dem Vakzinekandidaten GMZ2. Das ist ein MSP3-GLURP-Fusionsprotein, das die natürlich erworbene Immunität gegenüber Symptomen und Komplikationen der Malaria imitiert, wie sie praktisch alle Erwachsenen in den hochendemischen Gebieten aufweisen.
Bei den vorgelegten Arbeiten ist Mordmüller entweder Erst- oder Letztautor einer jeweils umfangreichen Arbeitsgruppe. Seine herausragende Leistung liegt darin, eine neue grafische Analyse für unerwünschte Wirkungen entworfen zu haben, die es ermöglicht, auch unerwartete Muster des Auftretens unerwünschter Wirkungen bei kleiner Fallzahl zu erkennen.
Schritt zum Malaria-Impfstoff
Schritt zum Malaria-Impfstoff
Dies gilt als der entscheidende Schritt, um die Bemühungen zu beschleunigen, bald einen wirksamen und sicheren Malaria-Impfstoff zur Verfügung stellen zu können. Es wundert daher nicht, dass die folgerichtige, multizentrische Studie zum Wirksamkeitsnachweis (Phase II- Studie/Efficacy) bei fast 2000 Probanden bereits in die Auswertungsphase eingetreten ist. Mit den ersten Ergebnissen zur Malaria-Vakzine GMZ2 wird im laufenden Jahr gerechnet.
Benjamin Mordmüller kann daher als Nachwuchswissenschaftler auf ein umfangreiches wissenschaftliches Œuvre zurückblicken und hat mit den vorgelegten Arbeiten der Phase I-Studie mit GMZ2, einer innovativen Malaria-Vakzine, einen wesentlichen Beitrag für die Tropenmedizin geleistet. Wir wünschen ihm für seine weitere wissenschaftliche Arbeit den allerbesten Erfolg.
Prof. Dr. Peter Kern, Ulm