Univ.-Prof. Dr. Walter Hruby
Als Vorreiter an der Schnittstelle zwischen der Radiologie und der IT hat er sich
im Fachgebiet einen bekannten Namen gemacht: Univ.-Prof. Dr. Walter Hruby ist Vorstand
des Röntgeninstitutes im Wiener Donauspital, das exakt vor 20 Jahren als erste komplett
digitale Institution an den Start ging. Auf dem Deutschen Röntgenkongress erhält der
Experte nun die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Röntgengesellschaft in Anerkennung
seiner Verdienste auf diesem Gebiet. Über den Stand der IT-Unterstützung für die Radiologie,
über Zukunftsperspektiven und seinen Vortrag in Hamburg sprach er mit RöKo Heute.
? Am 27. April feierte das Donauspital in Wien sein 20-jähriges Jubiläum. Haben Sie
die Grundidee aus der Zeit der Gründung – das papierlose Krankenhaus – erreicht?
Walter Hruby: Wir waren damals im Institut für Röntgendiagnostik die ersten, die die technischen
Möglichkeiten in dieser Komplexität umgesetzt haben: Alle Zuweisungen und Befund-Rückübermittlungen
sind elektronisch. Auch das Archiv ist seit 1992 vollständig digital. Diese gemeinsame
Erfolgsstory zeigt, dass Innovationen, die von den Ärzten und Nutzern ausgehen, auch
ein Teil der ärztlichen Mitverantwortung darstellen. Unser Team hat die Ziele nicht
nur mitgetragen, sondern auch mitgestaltet, dass nämlich Patienteninformationen digital
ortsunabhängig gleichzeitig zur Verfügung stehen. Allerdings werden noch manche Unterlagen
auf den Stationen ausgedruckt, und die komplette Durchgängigkeit bis hin zu den „Tablets“
anstelle der Papier-Krankengeschichte sollten wir noch schaffen.
? Was wird der Schwerpunkt Ihres Vortrags zur IT in der Radiologie sein?
Walter Hruby: Ich werde zum einen all das in den Mittelpunkt stellen, was im Hinblick auf die Erwartungen
der Nutzer, auf optimierte Patientenbetreuung und verbesserte Serviceleistung erzielt
worden ist. Dazu zählt, dass heute alle Untersuchungen digital generiert und nachverarbeitet
werden können, innerhalb einer funktionierenden IT-Landschaft, die weit über die Radiologie
hinausgeht und sämtliche Berufsgruppen und Abteilungen im Krankenhaus einschließt.
Hierbei geht es um Daten für die Therapie ebenso wie um die Kommunikation auch mit
dem poststationären Bereich. Die Vorteile liegen in der Zeitersparnis und sicheren
Überprüfbarkeit aller Entscheidungen. Ich werde zum anderen darauf eingehen, was unerreicht
geblieben ist. Zu den missing links, die wir gemeinsam mit anderen Nutzern als oberste
Ziele erarbeitet haben, zählt die Vereinheitlichung der Plattformen und der Datenbanken.
So ist nicht überall, wo DICOM draufsteht, auch wirklich DICOM drin; beispielsweise
ist der Header mit den Patienteninformationen nicht bei allen Anbietern standardkonform.
Es gibt verschiedene Ausprägungen von DICOM, die bestimmte technische Eigenschaften
berücksichtigen, die im Detail abgestimmt und somit im Einzelnen individuell geprüft
werden müssen. Ferner sollten Bedienoberflächen innerhalb der Trägerorganisationen
vereinheitlicht werden – nicht nur in der Radiologie, sondern auch auf der Intensivstation
und im Katheterlabor ebenso wie in der Laborautomatisierung und Dokumentation. Die
Informationen zum jeweiligen Patienten und die verfügbaren Programmfunktionen sollten
abteilungsunabhängig dargestellt und nutzbar sein; Lösungen mit selbsterklärenden
Oberflächen und automatischer Menüführung sind hier Vorbilder.
? Welche Verbesserungen erwarten Sie für die tägliche Arbeit?
Walter Hruby: Vereinheitlichung bedeutet, dass – ganz gleich an welchem Arbeitsplatz – verschiedene
Parameter für alle Untersuchungen etwa im Hinblick auf 3D- oder Multiplanar-Rekonstruktionen
gleich sein sollten. Eine zusätzliche Workstation bzw. eine Proliferation von Software-Modulen
sollte überflüssig sein, und Patienteninformationen, darunter Vital- und Labordaten,
sollten sich mit einem einzigen Login in continua aus allen entsprechenden Systemen
extrahieren und nutzen lassen. Hier gibt es auf der Anbieterseite noch viel zu tun
und darauf werde ich in Hamburg hinweisen.
? Sehen Sie weitere Hürden bei der Unterstützung der Radiologen durch die IT?
Walter Hruby: Die großen Datenvolumina führen zu Daten-Bottlenecks. Wenn wir einen polytraumatisierten
Patienten im CT – mit wie vielen Zeilen auch immer – untersuchen, erhalten wir Tausende
von Bildern und damit tausende MB, die verarbeitet werden müssen. Und sie müssen in
einer vertretbaren Zeit verfügbar sein, und zwar dort, wo man sie für die Planung
und Durchführung von Eingriffen benötigt. Die Netzwerke und auch die Peripherie sind
diesen Anforderungen im Moment allerdings nicht überall entsprechend vorhanden.
? Wie lassen sich denn alle diese Zukunftsaufgaben bewältigen?
Walter Hruby: Gemeinsam mit Entwicklern und Systembetreuern arbeiten wir an der Vereinheitlichung
und auch Vereinfachung des „Werkzeugs“ IT im Sinne einer verbesserten Patientenversorgung.
Wir sehen uns als Motor für die Anbieterseite. Die Träger müssen standardkonforme
Ansätze bei den Unternehmen einfordern. Es darf nicht sein, dass in der Medizin der
Wildwuchs eintritt oder fortbesteht, der etwa bei den Handys zu zahllosen Insel- und
Speziallösungen, etwa bei Ladegeräten, geführt hat. Betroffen sind hier KIS, RIS und
PACS ebenso wie die Modalitäten. Das Subcommittee E-Health der ESR ist eine der Plattformen,
auf denen wir solche Anforderungen vorbringen. Der Fortschritt wird stattfinden, wenn
wir uns als Anwender kontinuierlich und konstruktiv einbringen.
? In welche Abteilung gehört Ihrer Meinung nach die IT für die Radiologie?
Walter Hruby: Wir haben in unserem Wiener Krankenanstaltenverbund eine IT-Abteilung, die übergreifend
für sämtliche Bereiche der Einrichtung zuständig ist. Die verschiedenen Bereiche formulieren
ihre Anforderungen im Hinblick auf Anschaffungen; die zentrale IT-Abteilung hat sie
zu implementieren und in der Vernetzung zu warten. Die Systembetreuung ist durch die
Lieferfirmen 7 Tage / 24 Stunden garantiert sicherzustellen. Das ist der richtige
Weg.
Mit freundlicher Genehmigung von RöKo Heute published by European Hospital