Aktuelle Todesfälle im Profisport und die Medien erwecken teils den Eindruck, dass
der plötzliche Herztod bei Sportlern häufig ist. Statistiken belegen jedoch: Hierzulande
sterben über 100 000 Menschen pro Jahr am plötzlichen Herztod, bisher trifft es "nur"
einige Hundert beim Sport. Um genaue Zahlen und Ursachen zu erforschen, baut das Institut
für Sport- und Präventivmedizin der Uni des Saarlandes ein bundesweites Register auf.
"Wir gehen bisher davon aus, dass junge Sportler höchstens in 3 von 100 000 Herztodesfällen/Jahr
die Betroffenen sind. Das Risiko steigt jedoch ab dem 35. Lebensjahr. Nach den schweren
Sportverletzungen sind Herz-Kreislauferkrankungen damit die häufigste Todesursache
unter Sportlern", erläutert Prof. Tim Meyer, Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin
der Saar-Uni und Mannschaftsarzt der deutschen National-Elf. Am häufigsten trifft
es die 40- bis 50-Jährigen, bei denen eine Herzkranzgefäßverkalkung immer wahrscheinlicher
wird. "Vor allem Freizeitsportler mit schlechtem Trainingszustand sind stärker gefährdet.
Sie sollten ihren Einstieg in den Sport daher langsam angehen und sich zuvor sportmedizinisch
untersuchen und beraten lassen", rät Meyer.
Ursachen für den plötzlichen Herztod sind vielfältig und sollen daher in der Online-Datenbank
in Saarbrücken erfasst werden. Auf der neuen Webseite des Registers werden die verschiedenen
Krankheitsbilder näher erläutert. "Es gibt familiär gehäuft vorkommende Herzmuskelerkrankungen,
bei denen die Muskulatur der linken Herzkammer asymmetrisch verdickt ist. Wird dies
frühzeitig erkannt, muss den Betroffenen von Leistungssport abgeraten werden", so
Dr. Philipp Bohm, der das Register wissenschaftlich betreut. Seltener sind angeborene
Anomalien, die zu einem Fehlverlauf der Herzkranzarterien führen. Diese Fehlbildungen
können heute meist operiert werden, sodass Athleten wieder Wettkampfsport ermöglicht
wird.
Was jeden Sportler ohne Vorbelastung treffen könne, sei eine Myokarditis, die meistens
durch Viren, manchmal durch Bakterien verursacht werde, erklärt Böhm. Sie begleite
gelegentlich eine allgemeine Infektion und trete zeitlich versetzt zur infektiösen
Erkrankung auf. Betroffene sollten nach heutigem Wissen für 3–6 Monate auf Leistungssport
verzichten.
Schwerpunkt auch auf Breitensport
Man wisse, dass es regional unterschiedliche Ursachen für den plötzlichen Herztod
gebe, so Meyer. "Wir brauchen daher nationale Register, um in Zukunft plötzlichen
Todesfällen von Wettkampf- und Freizeitsportlern aus unterschiedlichen Regionen optimal
vorbeugen zu können." Auch wenn man im Profisport bereits sehr gut aufgestellt sei,
bleibe der Amateur- und Freizeitsport wichtig. Bei der neuen Datenbank haben daher
nicht nur Ärzte, sondern auch Angehörige von Betroffenen, Trainer und andere Personen
die Möglichkeit, plötzliche Todesfälle zu melden. Als Vorbild dienen das U.S.-Register
der Minneapolis Heart Foundation sowie das 2011 initiierte Register der Schweiz. Das
deutsche Register wird am Institut für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken
betrieben.
Nach einer Pressemitteilung (Universität des Saarlandes)