Sportverletz Sportschaden 2012; 26(02): 70-71
DOI: 10.1055/s-0032-1316399
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plötzlicher Herztod – Register für Prävention

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Publication Date:
12 June 2012 (online)

 

Aktuelle Todesfälle im Profisport und die Medien erwecken teils den Eindruck, dass der plötzliche Herztod bei Sportlern häufig ist. Statistiken belegen jedoch: Hierzulande sterben über 100 000 Menschen pro Jahr am plötzlichen Herztod, bisher trifft es "nur" einige Hundert beim Sport. Um genaue Zahlen und Ursachen zu erforschen, baut das Institut für Sport- und Präventivmedizin der Uni des Saarlandes ein bundesweites Register auf.

"Wir gehen bisher davon aus, dass junge Sportler höchstens in 3 von 100 000 Herztodesfällen/Jahr die Betroffenen sind. Das Risiko steigt jedoch ab dem 35. Lebensjahr. Nach den schweren Sportverletzungen sind Herz-Kreislauferkrankungen damit die häufigste Todesursache unter Sportlern", erläutert Prof. Tim Meyer, Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Saar-Uni und Mannschaftsarzt der deutschen National-Elf. Am häufigsten trifft es die 40- bis 50-Jährigen, bei denen eine Herzkranzgefäßverkalkung immer wahrscheinlicher wird. "Vor allem Freizeitsportler mit schlechtem Trainingszustand sind stärker gefährdet. Sie sollten ihren Einstieg in den Sport daher langsam angehen und sich zuvor sportmedizinisch untersuchen und beraten lassen", rät Meyer.

Ursachen für den plötzlichen Herztod sind vielfältig und sollen daher in der Online-Datenbank in Saarbrücken erfasst werden. Auf der neuen Webseite des Registers werden die verschiedenen Krankheitsbilder näher erläutert. "Es gibt familiär gehäuft vorkommende Herzmuskelerkrankungen, bei denen die Muskulatur der linken Herzkammer asymmetrisch verdickt ist. Wird dies frühzeitig erkannt, muss den Betroffenen von Leistungssport abgeraten werden", so Dr. Philipp Bohm, der das Register wissenschaftlich betreut. Seltener sind angeborene Anomalien, die zu einem Fehlverlauf der Herzkranzarterien führen. Diese Fehlbildungen können heute meist operiert werden, sodass Athleten wieder Wettkampfsport ermöglicht wird.

Was jeden Sportler ohne Vorbelastung treffen könne, sei eine Myokarditis, die meistens durch Viren, manchmal durch Bakterien verursacht werde, erklärt Böhm. Sie begleite gelegentlich eine allgemeine Infektion und trete zeitlich versetzt zur infektiösen Erkrankung auf. Betroffene sollten nach heutigem Wissen für 3–6 Monate auf Leistungssport verzichten.

Schwerpunkt auch auf Breitensport

Man wisse, dass es regional unterschiedliche Ursachen für den plötzlichen Herztod gebe, so Meyer. "Wir brauchen daher nationale Register, um in Zukunft plötzlichen Todesfällen von Wettkampf- und Freizeitsportlern aus unterschiedlichen Regionen optimal vorbeugen zu können." Auch wenn man im Profisport bereits sehr gut aufgestellt sei, bleibe der Amateur- und Freizeitsport wichtig. Bei der neuen Datenbank haben daher nicht nur Ärzte, sondern auch Angehörige von Betroffenen, Trainer und andere Personen die Möglichkeit, plötzliche Todesfälle zu melden. Als Vorbild dienen das U.S.-Register der Minneapolis Heart Foundation sowie das 2011 initiierte Register der Schweiz. Das deutsche Register wird am Institut für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken betrieben.

Nach einer Pressemitteilung (Universität des Saarlandes)


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