Aktuelle Urol 2012; 43(03): 142-143
DOI: 10.1055/s-0032-1315671
Referiert und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prostatakarzinom – Strahlenbehandlung in allen Stadien hoch effektiv

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Publication Date:
25 May 2012 (online)

 

    Die besten Behandlungsergebnisse beim lokalisierten Prostatakarzinom werden mit einer Strahlentherapie erreicht – entweder als Brachytherapie oder als Kombination von Brachytherapie und externer Strahlentherapie. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer kürzlich im British Journal of Urology International (BJUI) publizierten, systematischen Metaanalyse von mehr als 52 000 Erkrankungsfällen hin.

    Das Prostatakarzinom ist mit weit über 60 000 Neuerkrankungen in Deutschland jährlich der häufigste maligne Tumor und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache beim Mann. Durch stetig verbesserte Diagnoseverfahren werden heutzutage mehr als 70 % aller Prostatakarzinome relativ früh entdeckt. Oft sind diese lokal begrenzt, und damit bestehen gute Heilungschancen. Nicht jeder Patient benötigt eine Behandlung, bei einigen ist eine regelmäßige sog. aktive Überwachung die beste Option. Wenn jedoch eine lokale Behandlung des Prostatatumors indiziert ist, kommen verschiedene Verfahren in Betracht: die Radikaloperation oder verschiedene Strahlentherapie-Verfahren, darunter auch die Brachytherapie (permanente Seed-Implantation oder HDR-Brachytherapie).

    Prof. Jürgen Dunst, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Lübeck, betont: "Operation und Strahlentherapie gelten als gleichwertig. Bisher gibt es jedoch keine randomisierten Studien mit einem direkten Vergleich der Verfahren." Daher begrüßt Dunst die jüngst veröffentlichten Ergebnisse einer internationalen Gruppe um Dr. Peter Grimm, Seattle. Alle in der Fachliteratur veröffentlichten Behandlungsergebnisse der letzten Jahre (2000–2010) wurden in dieser Metastudie systematisch analysiert. Untersucht wurden die Behandlungsergebnisse nach

    • Radikaloperation (16 697 Patienten, davon 1 381 mit robotergestützter OP),

    • interstitieller Brachytherapie (insgesamt 22 479 Patienten, zum Teil mit zusätzlicher externer Bestrahlung und Antihormontherapie),

    • alleiniger externer Bestrahlung (12 082 Patienten) oder

    • anderen Verfahren (532 Patienten mit hochfokussiertem Ultraschall, 227 Patienten mit Kryotherapie).

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    Kleindrüsiges Prostatakarzinom mit mittelhohem Differenzierungsgrad (Vergr. 1:100). Die aktuelle US-amerikanische Metaanalyse liefere zwar keinen Beweis, dass zur Behandlung des Prostatakarzinoms die Strahlentherapie besser als andere Verfahren sei – die Rezidivfreiheit war jedoch nach einer Brachytherapie oder der Kombination aus Brachytherapie/Hormonbehandlung am höchsten, so die Autoren.(Bild: Riede U-N, Schäfer H-E, Werner M, aus: Allgemeine und spezielle Pathologie; Thieme 2004)

    Prof. Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Strahlentherapie am Universitätsklinikum Ulm und Beauftragter der DEGRO für Prostata-Zentren, erklärt: "Als Maß für die Wirksamkeit der Behandlung wurde die biochemische Rezidivfreiheit analysiert, also der Anteil von Patienten, bei denen sich der Wert des prostataspezifischen Antigens nach der Behandlung nicht verschlechterte."

    Alle Patienten seien auf der Basis der vor Therapiebeginn vorliegenden Befunde in drei Risikogruppen aufgeteilt worden.

    Wiegel fasst die Ergebnisse zusammen: "Diese Studie liefert zwar keinen Beweis, dass eine bestimmte Therapie eindeutig besser ist als andere. Die biochemische Rezidivfreiheit war in dieser Analyse aber nach einer Brachytherapie oder nach einer Kombination aus Brachytherapie und/oder externer Bestrahlung und Hormontherapie am höchsten. Strahlentherapie-Verfahren sind in allen Krankheitsstadien eine hocheffektive Behandlung und im Vergleich zu einer Radikaloperation mindestens gleichwertig oder besser." Diese Analyse stelle eine wichtige Hilfe für die Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten dar.

    Nach einer Pressemitteilung (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.)


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    Kleindrüsiges Prostatakarzinom mit mittelhohem Differenzierungsgrad (Vergr. 1:100). Die aktuelle US-amerikanische Metaanalyse liefere zwar keinen Beweis, dass zur Behandlung des Prostatakarzinoms die Strahlentherapie besser als andere Verfahren sei – die Rezidivfreiheit war jedoch nach einer Brachytherapie oder der Kombination aus Brachytherapie/Hormonbehandlung am höchsten, so die Autoren.(Bild: Riede U-N, Schäfer H-E, Werner M, aus: Allgemeine und spezielle Pathologie; Thieme 2004)