Notfallmedizin up2date 2012; 7(4): 295-308
DOI: 10.1055/s-0032-1315383
Allgemeine Prinzipien der Notfallmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefahren durch weltumspannende Reisen

Gerd D. Burchard
,
Jakob P. Cramer
,
Christina Harzendorf
,
Suzanne de Waha
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Publication Date:
19 December 2012 (online)

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Kernaussagen

Bei unklaren Krankheitsbildern bei Reiserückkehrern muss man an importierte Infektionskrankheiten und an Folgen der Langstreckenflüge denken.

Importierte Infektionen:

Der Notarzt sollte die akut verlaufenden, potenziell lebensbedrohlichen sowie die zwar seltenen, aber hochkontagiösen Erkrankungen bedenken. Die wichtigsten Erkrankungen sind:

  • jedes unklare Fieber: Malaria, außerdem Typhus
    abdominalis und Amöbenleberabszess

  • Fieber mit Ikterus oder Transaminasenanstieg: Malaria, Dengue-Fieber, Leptospirose

  • Fieber und makulopapulöses Exanthem: Dengue-Fieber

  • Fieber, Leberbeteiligung und Blutungszeichen bei Herkunft aus dem subsaharischen Afrika: virale hämorrhagische Fieber (DD: Malaria, akute Virushepatitis, Leptospirose, Meningokokkensepsis)

  • Fieber und vorausgegangene Tätigkeit in Krankenhäusern im subsaharischen Afrika oder nach Besuch von Fledermaushöhlen in Afrika: virale hämorrhagische Fieber

Folgen von Langstreckenflügen:

  • Die wichtigsten pathogenetischen Faktoren bei Langstreckenflügen sind die Abnahme des Luftdrucks und der Luftfeuchtigkeit sowie die längerfristige Immobilisierung.

  • Ursachen der erhöhten Inzidenz thromboembolischer Komplikationen nach Langstreckenflügen sind die venöse Stase durch Immobilisierung, eine relative Hypoxämie durch den reduzierten Luftdruck und eine Dehydratation durch die geringe Luftfeuchtigkeit. Folgen sind eine Hämokonzentration und Hyperviskosität.

  • Da bei und nach Langstreckenflügen thromboembolische Komplikationen auch ohne weitere Risikofaktoren auftreten können, muss man bei typischen Symptomen auch bei sonst niedrigem Risiko eine stationäre Einweisung zur Abklärung veranlassen.

  • Eine tiefe Beinvenenthrombose oder pulmonalarterielle Embolie kann sich auch erst in den Wochen nach einem Langstreckenflug manifestieren.

  • Chronische Erkrankungen können sich durch Langstreckenflüge akut verschlechtern. Hierzu tragen neben den genannten physikalischen Faktoren auch Veränderungen der Lebensgewohnheiten bei (z. B. Jetlag). Beispiele einer solchen Verschlechterung sind z. B. die Exazerbation einer COPD oder eine Blutzuckerentgleisung bei Diabetes mellitus.