Zusammenfassung
Die anale Inkontinenz ist eine Erkrankung mit hoher Prävalenz in der Bevölkerung.
Für einen Großteil der Patienten bedeutet die Erkrankung eine schwere Belastung und
führt nicht selten zur sozialen Isolation. Ein palpatorisch und endosonografisch nachgewiesener
Sphinkterdefekt kann durch Sphinkterrekonstruktion mit ähnlichen Ergebnissen als End-zu-End-Naht
oder in überlappender Technik durchgeführt werden. Eine Verbesserung der Kontinenz
kann dadurch bei mehr als 60 % der Patienten erreicht werden. Dieser Effekt lässt
aber im Verlauf der Zeit nach, sodass nach 5 Jahren nur noch bei 40–50 % der Patienten
die Kontinenzleistung erhalten ist. Die Prognose verschlechtert sich im höheren Lebensalter
und bei gleichzeitiger Beckenbodensenkung. Bei der neurogenen Inkontinenz kommt das
Prinzip des Anal Repairs zur Anwendung mit Raffung des inneren und äußeren Schließmuskels
sowie der Beckenbodenmuskulatur. Dies kann als Posterior oder Anterior Repair bzw.
in Kombination (Total Pelvic Floor Repair) durchgeführt werden. Die Erfolgsrate ist
gering, sodass diese Verfahren heute nur noch selten zur Anwendung kommen, insbesondere
da mit der Sakralnervenstimulation ein weniger invasives, aber auch viel teureres
Verfahren zur Verfügung steht. Schwierig bleibt die Interpretation der publizierten
Ergebnisse, da der Erfolg der OP sehr unterschiedlich gemessen wird: Subjektive Verbesserung,
Zufriedenheit, Veränderung eines Inkontinenzscores oder Erlangung vollständiger Kontinenz.
Als gesichert kann allerdings angesehen werden, dass bei einer traumatischen Sphinkterläsion
die Ergebnisse nach sofortiger Sphinkterrekonstruktion besser sind als bei einem zweizeitigen
Vorgehen mit primärer Stomaanlage.
Abstract
Anal incontinence is a disease of high prevalence. For many patients the disease causes
severe stress and often results in social isolation. Whenever a sphincter lesion has
been diagnosed by digital rectal examination and endosonographic access, anal sphincter
reconstruction can be performed with the same results either in overlapping or in
end-to-end suture technique. sing these procedures, in more than 60 % of patients
the continence can be initially improved. However, benefit decreases after 5 years
down to 40–50 %. The prognosis gets worse with increasing age and supplementary descending
pelvic floor. Anal repair with reconstruction of internal and external sphincters
is performed in neurogenic incontinence. This can be achieved by posterior or anterior
anal repair (total pelvic floor repair). Nowadays these procedures are not common,
due to unsuccessfulness. Instead, sacral nerve stimulation as a more expensive but
less invasive method has displaced the anal repair on this indication. Interpretation
of the published results remains delicate because of heterogenous evaluation criteria
of postoperative outcome: subjective amelioration, postoperative satisfaction and
quality of life, improvement of incontinence score or achievement of complete anal
continence. However, it is proven that after immediate reconstruction of traumatic
sphincter lesions the postoperative outcome is better than a two-step operation with
primary ostomy.
Schlüsselwörter
Koloproktologie - Stuhlinkontinenz - Sphinkterdefekt - Anal Repair - Sphinkteroplastik
Key words
coloproctology - faecal incontinence - anal sphincter defect - anal repair - sphincteroplasty