Stellungnahme zum Beitrag "Niedrige Inzidenz von Bronchialkarzinomen bei Pneumoniekontrolle" in der Pneumologie
2011; 65: 713
Ihr Kommentator im Pneumo-Fokus zieht folgendes Fazit aus dem Artikel bzw. interpretiert
die Autoren des Artikels folgendermaßen: "Routinemäßige Röntgenaufnahmen der Lunge
nach einer Pneumonie, um (solche) Malignome zu erfassen, sind daher nicht notwendig,
so die Autoren".
Wenn ich die Daten der Studie richtig interpretiere, hätte ein Arzt, der Pneumonie-Patienten
über 50 Jahren radiologisch nicht kontrolliert, im Verlauf in annähernd 3 von hundert
Fällen ein Karzinom übersehen. Über die menschlichen und juristischen Probleme solchen
Tuns möchte ich mich in der Kürze meines Leserbriefs nicht auslassen. Aber die Tatsache,
dass bei einem Patienten über 50 Jahren eine Röntgen-Thorax-Kontrollaufnahme statistisch
mit einer nahezu unmessbaren Schädigungswahrscheinlichkeit einhergeht, sollte zumindestens
am Rande erwähnt werden – dem Zeitgeist zum Trotz.
Unter Berücksichtigung manch anderer "numer needed to treat" oder "number needed to
harm" hätte ich mir einen Kommentar gewünscht, in dem diskutiert wird, ob nicht doch
bei Patienten über 50 Jahre mit Raucherstatus eine Röntgen-Kontrolle des Thorax nach
Pneumonie sinnvoll ist.
Wenn ich mir die Originalarbeit anschaue, kommen die Autoren nämlich zu genau demselben
Schluss: "The incidence of new lung cancer after pneumonia is low: approximately 1
% within 90 days and 2 % over 5 years. Routine chest radiographs after pneumonia for
detecting lung cancer are not warranted, although our study suggests that patients
50 years or older should be targeted for radiographic follow-up."
Ein Problemkomplex, mit dem viele Pneumologen und Radiologen in Deutschland jeden
Tag konfrontiert sind, hätte meines Erachtens etwas mehr Aufmerksamkeit und Genauigkeit
in der Interpretation der Studie verdient.
Dr. A. Korupp, Schweinfurt