Bevacizumab (Avastin®) ist seit Dezember 2011 für die Primärtherapie des fortgeschrittenen
epithelialen Ovarialkarzinoms in den FIGO-Stadien IIIB–IV zugelassen. Die Behandlung
mit dem Angiogenesehemmer erfolgt mit 15 mg/kg Körpergewicht (KG) alle 3 Wochen über
6 Zyklen initial zur Standardchemotherapie mit Paclitaxel/Carboplatin und wird im
Anschluss als Monotherapie über insgesamt 15 Monate fortgesetzt. Die Zulassung beruht
auf 2 Phase-III-Studien, die eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien
Überlebens (PFS) bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom durch die frühe und kontinuierliche
Gabe von Bevacizumab zusätzlich zur Chemotherapie belegten, berichtete Prof. Dr. med.
Jacobus Pfisterer, Solingen.
In der doppelblinden plazebokontrollierten US-amerikanischen GOG-0218-Studie mit 1873
Patientinnen (FIGO-Stadium III–IV) über 15 Monate verlängerte der Angiogenesehemmer
(Dosis: 15 mg/kg KG) das PFS um 6,2 Monate von 12,0 Monaten unter alleiniger Standard-Chemotherapie
auf 18,2 Monate unter der neuen Option [
1
]. Die Analyse eines unabhängigen Expertengremiums (IRC) – vorgestellt auf dem ASCO
2011 – bestätigte den PFS-Vorteil mit einer Verlängerung um 6,0 Monate (19,1 Monate
vs. 13,1 Monate). Daten zum Gesamtüberleben fehlen aufgrund der noch geringen Ereigniszahl
(36 %).
Besonderer Vorteil bei hohem Rezidivrisiko
In der offenen europäischen ICON7-Studie mit 1528 Patientinnen mit Ovarialkarzinom
in frühen und fortgeschrittenen Stadien (70 % FIGO IIIC–IV) wurde die Therapie über
12 Monate mit 7,5 mg/kg KG durchgeführt [
2
]. Hier zeigte sich das PFS um 2,4 Monate verlängert (19,3 Monate vs. 16,9 Monate).
Die Ansprechrate verbesserte sich von 55 auf 65 %. Eine Subgruppenanalyse demonstrierte
zudem, dass besonders Frauen mit hohem Rezidivrisiko (FIGO-Stadium III mit Tumorrest
>1 cm beziehungsweise Stadium IV) mit einem um 7,8 Monate verlängerten Überleben profitierten
(36,6 Monate vs. 28,8 Monate). Die von den Zulassungsbehörden geforderten Daten zum
Gesamtüberleben sollen 2013 vorliegen.
Beide Studien bestätigen das bekannte Sicherheitsprofil für Bevacizumab. Als häufigste
Nebenwirkung ist laut Pfisterer vor allem ein Hypertonus zu beachten. Die Lebensqualität
werde auch in der Langzeittherapie mit dem Angiogenesehemmer nicht beeinträchtigt.
"Noch offen ist die Frage nach der optimalen Therapiedauer", so Pfisterer. Diese werde
derzeit in der AGO-OVAR17/BOOST-Studie untersucht. Sie evaluiert, welchen therapeutischen
Nutzen die Verlängerung der Behandlung mit Bevacizumab bis zum Tumorprogress beziehungsweise
auf maximal 30 Monate haben würde.
Michael Koczorek, Bremen
Quelle: Pressekonferenz "Avastin®: Zulassung beim Ovarialkarzinom" am 16. Februar
2012 in Düsseldorf. Veranstalter: Roche Pharma AG