Caspofungin wurde weltweit als erstes Echinocandin-Antimykotikum zugelassen, und seit
dem konnte ein sehr großer klinischer Erfahrungsschatz mit diesem Echinocandin gesammelt
werden. Es hat wesentlich zur Verbesserung der Prognose invasiver Mykosen beigetragen
[
1
]. Die Entwicklung und Markteinführung dieser heute in der Hämatologie/Onkologie und
auf Intensivstationen unentbehrlichen Substanz reiht sich ein in das starke und kontinuierliche
Engagement von MSD Sharp & Dohme in der Forschung, die auch im Bereich der Antiinfektiva
weiter vorangetrieben wird.
Das Echinocandin-Antimykotikum Caspofungin (CANCIDAS®) ist seit mehr als 10 Jahren
in Deutschland zugelassen. Als einziges Echinocandin kann es zur empirischen Therapie
bei neutropenischen Patienten mit Fieber sowie zur Zweitlinientherapie der invasiven
Aspergillose eingesetzt werden. Caspofungin kann zudem bei Erwachsenen und Kindern
angewendet werden [
2
].
Wirksamkeit und Verträglichkeit umfangreich untersucht
An 224 Patienten mit invasiven Candida-Infektionen konnte in einer doppelblinden randomisierten
Studie eine vergleichbare Wirksamkeit von Caspofungin und Amphotericin B gezeigt werden.
Bei Patienten, die die vordefinierten Auswertungskriterien erfüllten, wurde eine überlegene
Wirksamkeit der Caspofungin-Therapie gefunden: Bei 71 von 88 der mit Caspofungin behandelten
Patienten (81 %) zeigte sich ein erfolgreiches Ansprechen auf die Therapie – definiert
als Beseitigung aller klinischen Symptome der Infektion sowie mikrobiologische Eradikation
zum Ende der intravenösen Therapie – in der Amphotericin-B-Gruppe war dies bei 63
von 97 Patienten (65 %) der Fall (p = 0,03) [
3
]. Auch bei Candida-Infektionen in tiefen Geweben wie bei Peritonitis, Abdominalabszessen,
chronisch disseminierter Candidiasis oder Gelenkentzündung war Caspofungin gut wirksam
[
4
]. Die Effektivität von Caspofungin bei Infektionen mit Azol-resistenten Non-albicans
Candida-Spezies ist aufgrund der Tatsache, dass Candida glabrata immer häufiger auftritt,
von besonderer Bedeutung (Abb. [
1
]) [
5
].
Abb. 1 Wirksamkeit von Caspofungin gegen verschiedene Candida-Spezies bei Patienten mit
invasiver Candida-Infektion. Gepoolte Daten aus 5 klinischen Studien [mod. nach [
5
]].
Bei Patienten mit dokumentierter invasiver Aspergillose und nicht wirksamer Primärtherapie
zeigte Caspofungin als Salvage-Therapie, sowohl als Monotherapie als auch in Kombination
mit anderen Antimykotika, gute Erfolgsraten von 44 bis 48 bzw. 55 % [
6
]–[
10
].
Eine aktuelle Metaanalyse mit den Daten von 1951 mit Caspofungin behandelten Patienten
und Probanden aus 32 klinischen Studien ergab für Caspofungin ein günstiges Sicherheitsprofil,
wobei als häufigste Nebenwirkungen Fieber und Enzymerhöhungen gefunden wurden [
11
].
In Leitlinien vielfach empfohlen
Die aktuellen Leitlinien der Infectious Diseases Society of America (IDSA) empfehlen
ein Echinocandin wie z. B. Caspofungin oder ein anderes Echinocandin zur Initialtherapie
der Candidämie oder bei Verdacht auf Candida-Infektion bei neutropenischen Patienten
mit mäßiger bis hoher Krankheitsschwere sowie nach vorheriger Azolexposition [
12
]. Die Arbeitsgemeinschaft Infektionen der deutschen Gesellschaft für Hämatologie
und Onkologie (AGHIO) empfiehlt in ihrer Leitlinie zur Behandlung invasiver Pilzinfektionen,
bei Krebspatienten mit Candida-Infektionen bevorzugt Echinocandine einzusetzen. Caspofungin
zeigt gute Ergebnisse bei schwer kranken, klinisch instabilen Patienten mit Organfunktionsstörungen,
vor allem bei neutropenischen Patienten [
13
]. In den Leitlinien der American Thoracic Society (ATS) [
14
] und der IDSA [
15
] werden Caspofungin oder Micafungin als Salvage-Therapie bei Patienten mit invasiver
Aspergillose empfohlen. In den Leitlinien der Surgical Infection Society und der IDSA
zu Diagnose und Behandlung komplizierter intraabdominaler Infektionen bei Erwachsenen
und Kindern sind Echinocandine wie Caspofungin die erste Wahl für schwer kranke Patienten
auf der Intensivstation [
16
].
Caspofungin bei Non-albicans Candida-Spezies
Bei Intensivpatienten stehen Candida-Spezies als Erreger invasiver Infektionen im
Vordergrund, während Aspergillen vor allem bei hämatologisch-onkologischen Patienten
dominierend sind. Die Resistenzentwicklung spielt bei Candida kaum eine Rolle, jedoch
sind nach Aussage von Dr. Béatrice Grabein, München, die Verschiebungen im Erregerspektrum
zu beachten. So treten C. glabrata immer häufiger auf, sie sind mittlerweile der zweithäufigste
Erreger bei Candida-Infektionen [
17
], [
18
]. Eine dänische Studie zeigte, dass der Anteil von Candidämien durch C. glabrata
von 16,5 % im Jahr 2004 auf 25,8 % im Jahr 2009 gestiegen ist [
19
]. Besonders betroffen von Infektionen durch C. glabrata sind ältere Patienten [
20
], Patienten mit Antimykotika-Vortherapie oder Patienten in der Hämatologie [
19
]. C. glabrata ist nicht sensibel gegenüber Fluconazol, spricht aber gut auf Echinocandine
wie Caspofungin an [
12
].
Nach den Ergebnissen einer Analyse der Caspofungin-Daten aus 5 Studien waren 212 Patienten
an invasiver Candidas-Infektion durch 6 Non-albicans Candida-Spezies erkrankt, wobei
71 Fälle durch C. parapsilosis, 65 durch C. tropicalis und 54 durch C. glabrata verursacht
waren. 85 % der Patienten mit einer C.-glabrata-Infektion konnten erfolgreich mit
Caspofungin behandelt werden [
5
].
Grabein wies darauf hin, dass Blutkulturen mit C. glabrata eine längere Nachweiszeit
haben, teilweise von ≥ 7 Tagen [
19
]. Die längeren Bebrütungszeiten erfordern damit auch, so Prof. Dr. Eckhard Müller,
Herne, eine längere empirische Therapie.
Candidämien haben die höchste Sterblichkeit aller Sepsis-Formen [
21
]. Eine rasch einsetzende adäquate Therapie ist daher oft lebensrettend. Nach wie
vor wird jedoch in vielen Fällen die Therapie zu spät begonnen. Für Therapieerfolg
und Prognose des Patienten sind neben dem frühen Therapiebeginn mit einem adäquaten
Antimykotikum die Schwere des Krankheitsbilds, die Grunderkrankung, das Ausmaß der
Immunsuppression, das Alter und die Beeinträchtigung der Nierenfunktion von Bedeutung
[
22
], [
23
].
Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Quelle: Symposium "Antimykotische Therapie bei Intensivpatienten: Alles klar?" beim
22. Symposium Intensivmedizin und Intensivpflege am 24. Februar 2012 in Bremen. Der
Text entstand mit freundlicher Unterstüzung durch MSD SHARP & DOHME GMBH, Haar.