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DOI: 10.1055/s-0032-1310181
Einfluss von Probiotika auf die mikrobiologische Flora bei Frühgeborenen
Publication History
Publication Date:
23 August 2012 (online)

Die mikrobiologische Besiedlung des Darmtrakts beginnt bei der Geburt, und die Art der Darmflora wird wesentlich von der Art der Ernährung bestimmt: Bei gestillten Kindern herrschen Bifidobacterium bifidum und Laktobazillen vor (sog. Bifidusflora, ca. 90 %); bei mit Formulamilch ernährten Kindern liegt der Anteil der Bifidusflora deutlich niedriger, an ihrer statt kommen teilweise pathogene Arten dazu, wie Clostridien, Staphylokokken oder Bacteroides sp. Vor allem sehr kleine Frühgeborene sind – u. a. wegen der oft fehlenden Muttermilch und der Gabe von Antibiotika – anfällig gegenüber pathogenen Mikroorganismen und können eine nekrotisierende Enterokolitis entwickeln. Eine polnische Arbeitsgruppe hat nun untersucht, ob eine Zufütterung von Lactobacillus rhamnosus GG zur Flaschennahrung sich günstig auf die Darmmikroflora der Frühgeborenen und in der Folge auf die Häufigkeit von Komplikationen und das allgemeine Gedeihen auswirkt.
Die Zugabe eines Probiotikums in Form von Lactobacillus rhamnosus GG (LGG) zur Formulanahrung
für Frühgeborene führt zu einer raschen Kolonisierung des Darm mit Lactobacillus.
Die Menge pathogener Mikroorganismen in der Darmflora, die Länge des Klinikaufenthalts
und die Gewichtszunahme der Kinder werden allerdings nicht positiv beeinflusst. Dieses
Ergebnis erzielte die Arbeitsgruppe der Universität Warschau in einer randomisierten,
Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit insgesamt 47 Frühgeborenen (Geburtsgewicht
über 1000 g, Geburt vor der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche), die ansonsten
gesund waren.
21 Kinder erhielten mit jeder morgendlichen Fütterung zusätzlich zu ihrer normalen
Ernährung das Probiotikum (LGG 6 × 109 Zellen pro Einheit), 26 Maltodextrin als Placebo, jeweils spätestens ab Tag 3 nach
der Geburt bis Tag 42. Primärer Endpunkt war die Menge der Bifidoflora und von Enterokokken
in Stuhlproben der Kinder an den Tagen 7, 21 und 42.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Menge an LGG im Stuhl der Interventionsgruppe
an den Tagen 7 und 21 signifikant höher lag als in der Placebogruppe, nicht jedoch
an Tag 42. Ebenso war die Anzahl der Enterobacteriaceen in der Probiotikumgruppe an
allen untersuchten Tagen höher, die Anzahl von Enterococcus sp. an Tag 21 und von
Staphylococcus sp. an den Tagen 7 und 42. Anaerobier – außer Lactobacillus – wurden
nicht nachgewiesen. Diese Befunde setzten sich allerdings im Studienzeitraum nicht
in einen positiven klinischen Befund um: Die Kinder der Interventionsgruppe blieben
statistisch betrachtet unbedeutend länger in der Klinik als die Kinder der Placebogruppe
(49,9 Tage vs. 46 Tage), ebenso fanden sich keine Unterschiede bei der Notwendigkeit
einer Antibiotikagabe oder der Gewichtszunahme.