Neuroradiologie Scan 2012; 02(03): 175-176
DOI: 10.1055/s-0032-1309947
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Erfolgreiche Öffnung chronischer Karotisverschlüsse nach Stenting mit Rückfluss-Technik

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Publication Date:
15 July 2012 (online)

Die angiografischen und klinischen Langzeitergebnisse nach Stent-Versorgung bei chronischem kompletten Verschluss der zervikalen A. carotis interna (ICA) und der A. vertebralis (VA) sind weitgehend unbekannt. Vor allem nach Stent-Versorgung der ICA wird aber von inakzeptablen, vorwiegend thromboembolischen Komplikationsraten berichtet. Die japanische Arbeitsgruppe um T. Iwata nahm dies zum Anlass, mit einer retrospektiven Studie an 6 Patienten die Durchführbarkeit, Sicherheit und das Langzeitergebnis nach Anwendung einer weiterentwickelten Stent-Methode mit Rückfluss-Technik bei den beschriebenen Verschlüssen neu zu bewerten.

Der natürliche Verlauf der manchmal auch zufällig entdeckten chronischen Verschlüsse kann benigne sein, ist aber laut einer Studie bei symptomatischem Befall der zervikalen ICA trotz medikamentöser oder chirurgischer Behandlung mit einer jährlichen Schlaganfallrate von 5,5 – 7,0 % und einer Mortalitätsrate von 6,3 – 9,5 % behaftet. Mit einer neuen Stent-Technik (Flow Reversal Technique = FRT) kann das Embolierisiko verringert werden, da der Rückfluss durch Blockade der A. carotis externa die proximale Abwanderung von losgelösten Thromben ausschließt und ein zusätzliches arteriovenöses Filterkathetersystem die Abwanderung nach distal verhindert.

Eingeschlossen wurden retrospektiv 6 männliche Patienten mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren. Bei ihnen wurde im Zeitraum von 2005 bis 2008 ein Komplettverschluss beider Arterien (ICA = 4, VA = 2) im Zervikalbereich angiografisch nachgewiesen. Die Verschlüsse erstreckten sich zervikal über eine Länge von 50 bis 130 mm. Vorangegangen waren ischämische Episoden innerhalb mehrerer Monate. Die Episoden waren entweder leichte Schlaganfälle, transitorische ischämische Attacken oder vorübergehende Symptome durch veränderte Hämodynamik. Ein größerer Infarkt im Bereich der betroffenen Arterien war bei keinem der Patienten nachweisbar. Bei allen Patienten bestand der Komplettverschluss mehr als 3 Monate, bevor die Stent-Versorgung beider Arterien im zervikalen Bereich mit FRT erfolgte. Die Länge der applizierten Stents reichte von 30 bis 108 mm. Die klinische und angiografische Nachbeobachtung erfolgte bei allen Patienten mindestens über 1 Jahr.

Die Stent-Versorgung der zervikalen Verschlüsse mit FRT führte bei allen Patienten zu einer erfolgreichen Rekanalisation. Im periprozeduralen Zeitraum traten keine Komplikationen auf und auch während der gesamten Beobachtungszeit wurden weder transiente ischämische Attacken noch Restenosen beobachtet.