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DOI: 10.1055/s-0032-1309946
Benigne Meningeome auch langfristig sicher und effektiv mit Radiochirurgie therapierbar
Publication History
Publication Date:
15 July 2012 (online)

Studien zur Radiochirurgie benigner intrakranieller Meningeome sind zwar häufig durchgeführt worden, für die Einschätzung langfristiger Erfolge waren die Studienzeiten aber zu kurz bzw. die Teilnehmerzahlen zu gering. Der Düsseldorfer Neurochirurg A. Santacroce und europaweite interdisziplinäre Kollegen untersuchten daher retrospektiv über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren an einem großen Kollektiv aus 15 Zentren die mittel- bis langfristige Effektivität und Sicherheit der Radiochirurgie.
Die übliche Therapie benigner intrakranieller Meningeome ist die komplette mikrochirurgische Resektion. Wo dies aufgrund der Nähe lebenswichtiger neuronaler Strukturen nicht oder nicht komplett möglich ist, hat sich seit mehr als 1 Jahrzehnt die Radiochirurgie als Alternative oder ergänzend zur Chirurgie etabliert. Da mit der Radiochirurgie kein Tumorgewebe komplett entfernt werden kann, ist das erklärte Ziel die Kontrolle des Tumorwachstums und Prävention neurologischer Komplikationen.
Eingeschlossen in diese multizentrische Studie wurden insgesamt 4565 Patienten (3404 Frauen, 1161 Männer, mittleres Alter: 57 Jahre), die 5300 benigne Meningeome aufwiesen (mittlere Größe: 4,8 cm3). Alle wurden mindestens 5 Jahre vor Studienbeginn mit radiochirurgischem Gamma-Messer bei einer mittleren Dosis von 14 Gy bis zum Tumorrand therapiert. Die klinischen und bildgebenden Daten wurden gesammelt in eine Datenbank eingegeben. Ausgeschlossen wurden Patienten, die per Bildgebung weniger als 2 Jahre nachbeobachtet werden konnten. Zur Auswertung kamen somit insgesamt 3768 Meningeome (71 %) mit einer mittleren Verlaufsbeobachtung von 63 Monaten. Nach mehr als 5 Jahren konnten 1334 Tumoren, nach 7,5 Jahren 577 und nach 10 Jahren noch 388 Tumoren nachbeobachtet werden.
Eine posttherapeutische Reduktion des Tumorvolumens zeigte sich bei 2187 Läsionen (58 %), eine Vergrößerung bei 281 Läsionen (7,5 %), und 1300 Läsionen (34,5 %) blieben unverändert. Somit ergab sich eine Wachstumskontrollrate von insgesamt 92,5 %. Lediglich 84 Läsionen (2,2 %) bedurften einer weiteren Behandlung. Die progressionsfreie Überlebensrate betrug nach 5 Jahren 95,2 % und nach 10 Jahren 88,6 %.
Die Tumorkontrolle zeigte bessere Ergebnisse bei
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mikrochirurgisch vorbehandelten Grad-1-Meningeomen gegenüber histologisch ungesicherten bildgebenden Läsionen (p < 0,001),
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Frauen gegenüber Männern (p < 0,001),
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sporadischen gegenüber multiplen Meningeomen (p < 0,001) sowie
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Lokalisation an der Schädelbasis gegenüber den im konvexen Schädelbereich gelagerten Läsionen (p < 0,001).
Bei abschließender Kontrolle ergab sich eine klinische neurologische Morbiditätsrate von 6,6 %, die auf eine ausreichende Sicherheit der Behandlung hinweist.