Neuroradiologie Scan 2012; 02(03): 173
DOI: 10.1055/s-0032-1309943
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Selbstentfaltende Stents zeigen keine Überlegenheit gegenüber Ballon-Stents bei intrakranialen Stenosen

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Publication Date:
15 July 2012 (online)

Bisher sind noch keine Studien bekannt, welche die Anwendung von selbstenfaltenden Stents (SES) mit Ballon-geführten Stents (BES) in der Therapie intrakranialer atherosklerotischer Stenosen verglichen haben. Ergebnisse von Fall- und Zulassungsstudien ließen lediglich vermuten, dass die SES durch verbesserte Technik geringere periprozedurale Komplikationen aufweisen könnten. Um dies zu überprüfen, verglichen die Essener Neuroradiologin W. Kurre und Mitarbeiter aus anderen Zentren in einer Analyse der multizentrischen Registerstudie INTRASET beide Methoden.

Intrakraniale Stents wurden als endovaskuläre Behandlungsalternative bei hochgradigen intrakranialen atherosklerotischen Stenosen für Patienten entwickelt, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko unter Medikation aufweisen oder die trotz Medikation symptomatische Rezidive entwickeln. Gegenüber der Angioplastie ergab die Anwendung der BES zwar bessere Resultate. Nachteile sind jedoch die Erfordernis eines starren Kathetersystems beim Ein-Schritt-Verfahren (Angioplastie und Stent-Setzung) und eine erhöhte Verletzungsgefahr der dünnen Arterieninnenwände durch den erforderlichen hohen Ballondruck.

Die erstmals 2005 eingeführten SES überwanden diese Nachteile durch Anwendung der Angioplastie und Stent-Setzung in 2 Schritten, was ein flexibleres Kathetersystem und einen geringeren Ballondruck ermöglichte. So lag es nahe, die akuten Komplikationsraten beider Methoden zu vergleichen.

Zur Analyse gelangten 254 intrakraniale Stenosen, die mit BES, und 155 Stenosen, die mit SES behandelt wurden. Alle hatten einen Stenosegrad von > 50 %. In der BES-Gruppe waren mehr Männer (p = 0,04) und auch mehr Diabetiker (p = 0,006). Die SES wurden bevorzugt bei Läsionen der intraduralen A. carotis interna und im Bereich der A. media (Segment M1) eingesetzt. Morphologische Charakteristika oder vaskuläre Risikofaktoren waren in beiden Gruppen gleich verteilt. Die Autoren bewerteten akute Komplikationen in 3 Kategorien:

  1. transiente ischämische Attacke (TIA) und Schlaganfall ohne neurologische Ausfälle,

  2. Schlaganfall mit neurologischen Ausfällen und

  3. Todesfälle im Rahmen der Prozedur.

Der technische Erfolg lag dann vor, wenn der Stent korrekt gesetzt werden konnte und/oder der verbleibende Stenosegrad unter 50 % betrug.

Die technische Erfolgsrate lag nach BES bei 97,6 % und nach SES bei 98,7 %. Die akuten Komplikationsraten betrugen in der BES-Gruppe in den Kategorien 1, 2 und 3 jeweils 4,9, 3,7 bzw. 0,8 % und in der SES-Gruppe entsprechend 5,3, 6,0 und 4,0 %. Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant. Nach Anwendung der BES wurden mehr Schlaganfälle im Bereich der Perforans-Arterien beobachtet. Thromboembolische Ereignisse traten häufiger in der SES-Gruppe auf.