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DOI: 10.1055/s-0032-1309936
Mehrmaliges Erbrechen nach leichterem Kopftrauma: nicht in jedem Fall ein frühes Kopf-CT erforderlich
Publication History
Publication Date:
15 July 2012 (online)

Bei mehr als einmaligem Erbrechen nach Kopfverletzungen empfehlen die aktuellen NICE-Leitlinien (NICE = National Institute for Health and Clinical Excellence) bei Erwachsenen die Durchführung eines Kopf-CT innerhalb 1 h nach Vorstellung. Ob ein Kopf-CT in diesem frühen Stadium immer notwendig ist, untersuchten die walisischen Radiologen J. Bainbridge et al. aus Cardiff in einer retrospektiven Studie an Patienten mit der Indikation „Erbrechen nach Kopfverletzung“.
Das CT als schnell verfügbare bildgebende neuroradiologische Methode mit nahezu 100 %iger Sensitivität und Spezifität hat sich als Untersuchungsmethode der 1. Wahl bei Patienten mit Kopfverletzungen etabliert. Frühere Studien haben gezeigt, dass allein das Erbrechen nach Kopfverletzungen mit einem abnormen Kopf-CT in 13 – 45 % aller Fälle assoziiert war.
Eingeschlossen wurden 124 erwachsene Patienten (72 Männer, 52 Frauen, mittleres Alter: 36,3 Jahre), bei denen in der Notaufnahme im Zeitraum von Mai 2009 bis April 2010 mit der Indikation wiederholtes Erbrechen nach Kopfverletzung ein CT innerhalb der 1. Stunde nach Aufnahme erfolgte. Patienten mit unkomplizierten Schädel- oder Gesichtsfrakturen wurden von vornherein ausgeschlossen, da das einzige bildgebende Kriterium die Hirnverletzung war. Alle positiven Befunde wurden von einem externen erfahrenen Neuroradiologen überprüft. Ermittelt wurde der positive Vorhersagewert für eine ernsthafte Kopfverletzung und ob diese einer akuten oder späteren Intervention bedurfte.
Fünf der 124 Patienten zeigten auf dem Kopf-CT eine als klinisch bedeutsame Hirnverletzung klassifizierte Veränderung, womit sich ein positiver Vorhersagewert (PPV) von 4 % ergab. Vier der 5 Patienten wurden ohne geplante Therapie oder Nachsorge wieder entlassen. Ein weiterer Patient mit linksseitigem extraduralem Hämatom und perforiertem Trommelfell wurde über Nacht beobachtet und am folgenden Morgen zur weiteren konservativen Therapie und Nachsorge des verletzten Trommelfells entlassen. Keiner der 124 Patienten bedurfte im weiteren Verlauf einer akuten oder späteren neurochirurgischen Intervention.
Die im Vergleich zu den vorgenannten Studien mit 4 % deutlich niedrigere Rate an klinisch bedeutenden Kopfverletzungen kann dadurch erklärt werden, dass in der vorliegenden Studie die Schädel- und Gesichtsfrakturen ausgeschlossen wurden. Die parallel an Kindern erhobene Rate (n = 27, 23 Jungen, 4 Mädchen; Durschnittsalter: 7,3 Jahre) war mit einem PPV von 3,7 % vergleichbar mit dem der Erwachsenen. Sie ist aber aufgrund der geringen Probandenzahl statistisch nicht genügend aussagekräftig.