Neuroradiologie Scan 2012; 02(03): 167-168
DOI: 10.1055/s-0032-1309935
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Welche Faktoren bestimmen das Überleben bei Glioblastom-Patienten?

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Publikationsdatum:
15. Juli 2012 (online)

In früheren Untersuchungen waren das Lebensalter oder die Tumorlokalisation prognostisch bedeutsam. Matsuda et al. analysierten die Relevanz verschiedener Faktoren bei Glioblastom-Patienten, die entweder konventionell oder mit einer hochdosierten Partikelbestrahlung behandelt wurden.

Das Glioblastoma multiforme gehört zu den aggressivsten Tumoren überhaupt und hat eine ungünstige Prognose. Patienten, bei denen eine Operation und Bestrahlung möglich waren, hatten 5-Jahres-Überlebensraten unter 10 %.

Die hochdosierte Partikelbestrahlung (HDT) mit Protonen oder der Bor-Neutroneneinfang-Therapie soll die lokale Tumorkontrolle verbessern. In einer ersten Studie hatten Matsuda et al. gezeigt, dass die Überlebenszeiten damit verlängert werden konnten.

Die Autoren behandelten nun 67 Patienten mit neu diagnostizierten Glioblastomen. Die 34 Männer und 33 Frauen waren durchschnittlich 59 Jahre alt. Eine komplette operative Resektion gelang bei 13, eine partielle Tumorentfernung bei 47 Patienten (Biopsie: n = 7). Eine Chemotherapie erfolgte in 47 Fällen. Nach dem EORTC-RPA-Klassifizierungssystem befanden sich 13 % in der prognostisch günstigeren Klasse III, 31 % in Klasse IV und 55 % in Klasse V. Ein WHO-Performance-Status von 0 bis 4 hatten 9, 45, 18, 15 und 13 %. 35 Patienten erhielten eine konventionelle Radiatio (60,0 – 61,2 Gy) und 32 eine hochdosierte Partikelbestrahlung (Protonentherapie: 96,6GyE; Bor-Neutroneneinfang-Therapie: 30 GyE + 30  Gy).

Nach durchschnittlich 21,4 Monaten lebten noch 9 Patienten. Das Gesamtüberleben betrug 17,7 Monate (95 %-Konfidenzintervall [KI] 14,6 – 20,9) bei einer kurzen progressionsfreien Zeit von 7,8 Monaten. Nach 1 Jahr lebten 67,2 % und nach 2 Jahren 33,7 % der Patienten. In die multivariate Analyse der möglichen Einflussfaktoren gingen das Lebensalter, Geschlecht, der WHO-Status, die EORTC-RPA-Klasse, der Umfang der neurologischen Bildgebung, der Resektionsgrad, die Chemo- und Radiotherapie ein. Ausschließlich die EORTC-RPA-Klasse und der Bestrahlungstyp waren unabhängige, relevante Faktoren. Patienten mit Partikelbestrahlung lebten länger als konventionell therapierte (24,4 vs. 14,2 Monate, p = 0,003). Sie hatten intial einen besseren Allgemeinzustand und günstigere Operationsergebnisse. Die Gruppenunterschiede waren aber nicht signifikant. Eine EORTC-RPA-Klasse III/IV war prognostisch günstiger als V (p = 0,014). Alle übrigen Parameter hatten entgegen früherer Berichte keinen Einfluss. Insbesondere ein höheres Lebensalter wirkte sich nicht ungünstig aus (p = 0,871).

Außer akuten Beschwerden traten nach der Protonenbestrahlung 1 Leukenzephalopathie und 1 Stahlennekrose im Sinne einer Spättoxizität auf.