Prof. Dr. Christiane Bayerl
In diesem Heft finden Sie die „Flagellaten-Dermatitis“ nach Shiitake-Genuss beschrieben.
Ähnlich streifige Hautveränderungen sehen wir sonst nur bei wirklichen Traumata, Artefakten,
Urtikaria factitia oder Phytofotodermatitis. Das vermutete Allergen der Shiitake-Dermatitis,
Lentinan, ist nicht wie zuerst angenommen hitzelabil, sondern bleibt auch nach dem
Kochen erhalten. In Asien wird die Substanz Lentinan zur adjuvanten Tumortherapie
seit mehr als 10 Jahren eingesetzt, auch wenn die Studienlage nicht oder noch nicht
überzeugend ist [1]. Nach dem Champignon ist der Shiitake-Pilz weltweit der zweithäufigste Speisepilz
und wird zunehmend auch bei uns genossen. Mitunter findet man auch den deutschen Namen
Pasaniapilz, da er an Laubbäumen und eben auch am Pasaniabaum (jap. Shii) wächst.
So wie bei uns der Steinpilz der beliebteste Pilz ist, ist es in Japan der Matsutake,
ein Wildpilz, den man auch als Gastgeschenk mitbringt, um dadurch eine hohe Wertschätzung
auszudrücken. Der Kiefernpilz (jap. Matsu für Kiefer) wird bei uns auch als Krokodilritterling
bezeichnet. Er wächst unter der Streu von Baumarten. Als Symbiosepartner der japanischen
Rotkiefer muss man ihn unter dem Wurzelwerk suchen. Daher ist er schwer zu finden
und hat einen hohen Marktpreis. Einige Kasuistiken beschreiben ein allergisches Asthma
auf die Sporen bei Inhalation oder ein Kontaktekzem bei Hautkontakt. Zuletzt wurde
eine anaphylaktische Reaktion nach Genuss von Matsutake-Pilzen beschrieben, wobei
der Prick-zu-Prick-Test und der Basophilen-Histamin-Release-Test positiv waren bei
negativer Testung bei Kontrollpersonen [2]. Shiitake und andere Pilze wurden vertragen. Eine Assoziation-Analyse bei 1510 asiatischen
Familien hat ergeben, dass eine Mutsutake-Allergie häufig mit einer Milchallergie
simultan auftritt [3]. Soweit zur Globalisierung der Nahrungsmittelallergene!
Keinen Pfifferling für etwas geben – eine nicht sehr schmeichelhafte Redewendung,
die einen wohlschmeckenden Pilz beinhaltet. Während beliebte Küchenpilze wie Morcheln
oder Pfifferlinge als Nahrungsmittelallergene wenig Berühmtheit erlangt haben, ist
einer unserer europäischen Speisepilz-Lieblinge, der Steinpilz (Boletus edulis), als
Nahrungsmittelallergen mehrfach in Kasuistiken beschrieben worden. Die inhalative
Symptomatik eines allergischen Asthma bronchiale wird durch Sporen ausgelöst. Für
die allergischen Reaktionen nach Verzehr sind andere Bestandteile des Pilzes verantwortlich.
Das Allergen ist resistent gegen den Abbau durch Verdauungsenzyme. Spezifsches IgE
konnte nachgewiesen werden [4]. „Funghi porcini“ sind also meist lecker und ungefährlich, für einige wenige Menschen
jedoch allergologisch bedenklich.