Einleitung
Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) kann der Schweregrad
der kardiopulmonalen Belastungseinschränkung sowie die vorrangige Limitierung (ventilatorisch,
kardial, muskulär) mittels der Spiroergometrie (cardiopulmonary exercise testing,
CPET) gut bestimmt werden [1]
[2]. Die Ergebnisse der CPET sind bei Patienten mit COPD geeignet, die Wirksamkeit von
therapeutischen Interventionen darzustellen [3]
[4]
[5] und Voraussagen zur Prognose [6]
[7]
[8]
[9] abzuleiten. Zunehmend findet die CPET auch Anwendung zur Begutachtung von pneumologischen
Berufserkrankungen, u. a. für solche, die mit einer Atemwegsobstruktion einhergehen
[10].
Während die Messung der kardialen, respiratorischen und metabolischen Parameter während
der CPET gut standardisiert ist, trifft dies für die zur Verfügung stehenden Belastungsprotokolle
nicht zu. Vor diesem Hintergrund sind bisherige Bemühungen zur Vergleichbarkeit verschiedener
CPET-Protokolle bei COPD-Patienten zu verstehen [11]
[12]
[13]
[14]
[15]. Als ein Ergebnis dieser bisherigen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass bei
der symptomlimitierten Ausbelastung die maximal erreichte Leistung wesentlich durch
das gewählte Protokoll bestimmt wird. Dagegen zeigen die Daten für die Ventilation
bzw. den Gasaustausch keine solche Abhängigkeit von der Art des gewählten Protokolls.
Die bisher publizierten Studien zum Vergleich verschiedener CPET-Protokolle bei COPD-Patienten
basieren jedoch a) nur auf kleinen Patientengruppen und b) sind monozentrisch in klinischen
Einrichtungen durchgeführt worden.
Wir haben daher in einer multizentrischen, prospektiv randomisierten Studie (www.controlled-trials.com, ISRCTN22314061) mit COPD-Patienten in fünf deutschen pneumologischen Facharztpraxen
untersucht, ob in Abhängigkeit des gewählten CPET-Protokolls unterschiedliche Ergebnisse
resultieren.
Methoden
Die prospektive Beobachtungsstudie wurde in fünf pneumologischen Fachpraxen unter
Einbeziehung konsekutiver COPD-Patienten durchgeführt. Die Diagnose der COPD sowie
die Schweregradeinteilung erfolgten nach den Kriterien der gültigen Leitlinie zur
Diagnostik und Therapie der COPD [16]. Die Patienten waren zwischen 38 – 84 Jahre alt und standen unter einer stabilen
medikamentösen Therapie seit mindestens vier Wochen. Kontraindikationen zur Teilnahme
an der Studie waren: Fehlende schriftliche Einwilligung, signifikante linksventrikuläre
Pumpfunktionsstörung (LVEF < 50 %), instabile koronare Herzerkrankung, Myokardinfarkt
in den letzten 6 Monaten; klinisch relevante andere Lungenerkrankung (andere als COPD);
relevante muskuloskeletale Störungen mit Einfluss auf die Belastbarkeit; Veränderungen
der Dauermedikation sowie Exazerbation in den letzten 4 Wochen.
Das Studienprotokoll wurde durch die zuständige Ethikkommission positiv beurteilt,
und jeder Patient gab seine schriftliche Einwilligung zur Durchführung der Untersuchung
und wissenschaftlichen Auswertung der anonymisierten Daten.
In allen fünf Praxen wurde das Personal hinsichtlich der Durchführung der Untersuchungen
eingewiesen und anhand von jeweils zwei COPD-Patienten (deren Daten nicht in die Auswertung
einbezogen wurden) eine Qualitätssicherung vorgenommen. Die Auswertung der erhobenen
CPET-Daten erfolgte doppelt durch unabhängige Befunder.
Spirometrie und Bodyplethysmografie
Bei allen Patienten wurde am Tag der CPET jeweils eine Spirometrie (Pneumotachografie)
und Bodyplethysmografie [VIASYS Healthcare, Jaeger, Höchberg, Deutschland] entsprechend
der gültigen Empfehlungen durchgeführt [17]
[18], wobei die Untersuchung unter Beibehaltung der bisherigen Medikation erfolgte. Zur
Bewertung wurden die etablierten alters- und geschlechtsspezifischen Normwerte verwendet
[19].
Spiroergometrie (CPET)
Die symptomlimitierte kardiopulmonale Belastung wurde auf einem Fahradergometer (Ergometrics
900, Ergoline GmbH, Deutschland) durchgeführt. Die methodischen Details der Messung
sowie die Normwerte für ein Rampenprotokoll auf dem Fahrrad wurden kürzlich mitgeteilt
[20], daher hier in Kürze nur einige wesentliche Beschreibungen. Die Sauerstoffaufnahme
(VO2), Kohlendioxidabgabe (VCO2) und die Ventilation (VE) wurden Atemzug für Atemzug gemessen (ZAN 600, NSpire Health
GmbH, Deutschland bzw. Oxycon Pro, Viasys HealthCare GmbH, Deutschland). Die Spitzen-Sauerstoffaufnahme
(peak VO2) wurde als höchster Wert in den letzten 10 Sekunden der Belastung ermittelt. Die
perkutan gemessene Sauerstoffsättigung und das 12-Kanal-Elektrokardiogramm wurden
kontinuierlich und der nichtinvasiv ermittelte Blutdruck in Ruhe, während jeder Stufe
der Belastung und am Ende der Untersuchung gemessen. Die Blutgasanalyse erfolgte jeweils
aus dem arterialisierten Kapillarblut des Ohrläppchens in Ruhe, an der anaeroben Schwelle
und bei maximaler Belastung. Die maximale mögliche Ventilation (MVV) wurde wie folgt
berechnet: FEV1-Wert (direkt vor der Untersuchung gemessen) × 41 [21].
Die Untersuchung wurde jeweils mit einer Ruhephase von 3 – 5 Minuten, sitzend mit
Maske auf dem Fahrrad, zur Messung der Ausgangswerte begonnen. Dann erfolgte eine
kurze Phase (1 – 3 Minuten) des Tretens ohne Last („unloaded pedaling“), und nachfolgend
wurde die Belastung mit einer Steigerung von jeweils 16 Watt pro Minute begonnen (Jones-Protokoll)
[22]. Eine zweite Untersuchung wurde innerhalb einer Woche nach der ersten Untersuchung
in vergleichbarer Weise durchgeführt, wobei die Steigerung mit jeweils 10 Watt pro
Minute erfolgte (Protokoll 2). Zur Bewertung wurden die etablierten alters- und geschlechtsspezifischen
Normwerte verwendet [23].
Statistik
Power-Analyse
Basis für die Power-Analyse ist der Vergleich von zwei unterschiedlichen Belastungsprotokollen
im Sinne der Fragestellung. Zum Vergleich der Protokolle gingen wir von einer mit
anderen Arbeiten vergleichbaren Variabilität von 6 – 10 % der zentralen Parameter
(peak VO2, ventilatorische Parameter, Parameter der Atemeffizienz, Blutgase und Herzfrequenz)
aus [24]
[25]. Die Anzahl der Patienten wurde so gewählt, dass Unterschiede mit einem zweiseitigen
t-Test (Signifikanzniveau von 0,05) und mit einer Power von > 80 % gewährleistet waren.
Datenbearbeitung
Sämtliche Daten wurden in Form einer Datenbank (Excel) erfasst. Kontinuierliche Daten
wurden als Mittelwert und Standardabweichung angegeben. Mittelwert-Vergleiche erfolgten
mittels Wilcoxon-Test. Der Vergleich innerhalb der Patientengruppe, d. h. zwischen
den beiden Protokollen, erfolgte mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test. Zum Vergleich
der beiden untersuchten Protokolle wurden zusätzlich für ausgewählte Parameter Bland-Altman-Diagramme
und Boxplots dargestellt. Ein p-Wert von < 0,05 wurde als signifikant erachtet. Die
statistischen Analysen wurden mit dem Programm SAS 9.1 (SAS Institute Inc., Cary,
NC, USA) gerechnet und die Bland-Altman-Diagramme mithilfe des Programms MEDCal dargestellt.
Ergebnisse
Patienten
Die Daten zur Charakterisierung der Patienten (ein Patient wurde ausgeschlossen, da
nur eine auswertbare CPET vorlag) sind in der [Tab. 1] enthalten. In den Praxen wurden zwischen 25 (Praxis 1) und 11 (Praxis 5) Patienten
eingeschlossen. Hinsichtlich der Verteilung der GOLD-Schweregrade 3 bzw. 4 zeigten
sich keine Unterschiede zwischen den Praxen (p = 0,87). Die Patienten waren im Mittel
65 ± 9,6 Jahre alt, und die COPD war im Mittel seit 11 ± 7,0 Jahren bekannt. Lediglich
sechs Patienten hatten nie geraucht, und 53 (im Mittel seit 11 Jahren) hatten das
Rauchen aufgegeben. Die inhalative medikamentöse Therapie wurde wie folgt durchgeführt
(Doppelnennungen möglich): kurzwirksame inhalative Beta-Mimetika 96 % (86/90), langwirksame
inhalative Beta-Mimetika 88 % (79/90), kurzwirksame inhalative Anticholinergika 58 %
(52/89), langwirksame inhalative Anticholinergika 79 % (71/90) und inhalative Kortikosteroide
83 % (75/90) der Patienten. Zusätzlich erhielten 19 Patienten ein oral verfügbares
Xanthin-Derivat, und lediglich bei zwei Patienten wurden zusätzlich orale Kortikoide
(5 mg/d) verabreicht.
Tab. 1
Demografische Daten der ausgewerteten COPD-Patienten (N = 90).
Charakteristik
|
Prozent
|
Mittelwert (± Standardabweichung)
|
Anteil weiblicher Patienten (%)
|
16,7
|
|
Alter (in Jahren)
|
|
65,6 (± 9,6)
|
COPD bekannt seit (in Jahren)
|
|
10,6 (± 7,0)
|
Exazerbationen (im letzten Jahr)
|
|
2,4 (± 4,3)
|
Raucher (%) Nie-Raucher Raucher Ex-Raucher Ex-Raucher seit (in Jahren)
|
6,7 34,4 58,9
|
11,4 (± 10,1)
|
Packungsjahre/Pack-Years Raucher Ex-Raucher
|
|
36,8 (± 19,2) 35,1 (± 15,0) 37,9 (± 21,3)
|
GOLD-Stadien (%) 2 3 4
|
6,7 68,9 24,4
|
|
Angaben in Prozent bzw. als Mittelwert und Standardabweichung.
Lungenfunktionelle Befunde
Eine Übersicht zu den lungenfunktionellen Befunden wird in der [Tab. 2] gegeben. Dabei wird deutlich, dass bei einem Patienten keine bodyplethysmografische
Untersuchung vorlag.
Tab. 2
Ausgewählte lungenfunktionelle Befunde.
Variable
|
N
|
Mittelwert (± Standardabweichung)
|
VC
|
90
|
2,5 (± 0,8)
|
VC in Prozent
|
90
|
63,1 (± 13,9)
|
FVC
|
90
|
2,2 (± 0,8)
|
FVC in Prozent
|
90
|
58,0 (± 15,1)
|
FEV1
|
90
|
1,2 (± 0,3)
|
FEV1 in Prozent
|
90
|
39,6 (± 8,3)
|
Quotient FEV1/VC
|
90
|
48,3 (± 9,6)
|
Rtot
|
89
|
0,6 (± 0,2)
|
Rtot in Prozent
|
89
|
206,0 (± 81,1)
|
ITGV
|
89
|
5,9 (± 1,5)
|
ITGV in Prozent
|
89
|
171,1 (± 41,1)
|
VC – Vitalkapazität; FVC – forcierte Vitalkapazität, FEV1 – forciertes exspiratorisches Volumen der ersten Sekunde, Rtot – totale Resistance,
ITGV – intrathorakales Gasvolumen.
Werte der CPET
Auswertbarkeit
Von den 91 Patienten waren bei 90 Patienten gepaarte Teste vorhanden, bei einem Patienten
war eine Untersuchung aufgrund eines technischen Defekts nicht auswertbar. Bei Anwendung
des Jones-Protokolls konnte bei 68 Patienten die anaerobe Schwelle sicher bestimmt werden. In 20/22 Fällen
war der Abbruch der Untersuchung vor Erreichen der anaeroben Schwelle die Ursache. Bei Verwendung des Protokolls 2 konnte in 72 Fällen die anaerobe Schwelle bestimmt werden, wobei hier in 15/18 der
Abbruch der Untersuchung vor Erreichen der anaeroben Schwelle erfolgte.
Protokollvergleich
Die Werte der CPET sind in [Tab. 3] ausgewiesen. Die Patienten erreichten mit dem Jones-Protokoll eine signifikant höhere
Leistung während einer signifikant kürzeren Belastungszeit (entspricht der Zeit ohne
„unloaded pedaling“). In der [Abb. 1] wird die lineare Beziehung zwischen Belastungszeit und Leistung dargestellt, wobei
die Steigung (slope) für das Jones-Protokoll im Vergleich zum Protokoll 2 größer ist.
Tab. 3
Vergleich ausgewählter CPET-Daten bei unterschiedlichen Protokollen.
Variable
|
Jones-Protokoll
|
10-Watt-Protokoll
|
P Wert
|
Belastungsdauer (Minuten)
|
4,5 (± 1,6)
|
5,5 (± 2,0)
|
< 0,001
|
VO2 an der AT (Liter/min)
|
0,87 (± 0,23)
|
0,85 (± 0,22)
|
0,81
|
VE/VCO2 an AT
|
34,7 (± 6,1)
|
34,9 (± 5,8)
|
0,703
|
petCO2 an AT (mmHg)
|
35,6 (± 6,7)
|
35,7 (± 6,4)
|
0,928
|
petO2 an AT (mmHg)
|
105,3 (± 7,4)
|
105,0 (± 8,5)
|
0,722
|
Maximale Belastung
|
|
|
|
Max. Leistung (Watt)
|
78,2 (± 23,6)
|
67,1 (± 19,5)
|
< 0,001
|
Max. Ventilation (Liter)
|
41,8 (± 12,5)
|
40,5 (± 10,8)
|
0,072
|
Max. VE/MVV
|
0,9 (± 0,2)
|
0,9 (± 0,3)
|
0,274
|
Max. Vitalkapazität (Liter)
|
1,4 (± 0,4)
|
1,4 (± 0,4)
|
0,760
|
Max. Atemfrequenz/min
|
31,3 (± 4,9)
|
30,2 (± 5,4)
|
0,002
|
VO2 (Liter/min)
|
1,1 (± 0,3)
|
1,1 (± 0,3)
|
0,913
|
VO2 (Prozent der Norm)
|
59,7 (± 14,3)
|
60,1 (± 15,5)
|
0,917
|
VO2 (ml/kg/min)
|
15,0 (± 3,3)
|
15,2 (± 4,1)
|
0,757
|
VE/VCO2 slope
|
31,8 (± 5,4)
|
31,6 (± 5,1)
|
0,423
|
Herzfrequenz (min–1)
|
120,2 (± 17,5)
|
121,2 (± 16,3)
|
0,843
|
Blutdruck (syst.) (mmHg)
|
170,2 (± 28,7)
|
172,3 (± 26,4)
|
0,517
|
Blutdruck (diastol.) (mmHg)
|
90,9 (± 22,1)
|
93,1 (± 19,7)
|
0,287
|
PH-Wert
|
7,4 (± 0,1)
|
7,4 (± 0,0)
|
0,537
|
PaCO2 (mmHg)
|
42,6 (± 6,4)
|
42,7 (± 6,4)
|
0,656
|
PaO2 (mmHg)
|
67,5 (± 12,5)
|
68,9 (± 11,7)
|
0,013
|
AaDO2 (mmHg)
|
36,0 (± 10,8)
|
33,1 (± 10,1)
|
< 0,001
|
PaetCO2 (mmHg)
|
8,1 (± 4,8)
|
8,2 (± 4,4)
|
0,636
|
VO2 an der AT – Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle; VE/VCO2 – Atemäquivalent für CO2; petCO2 – endtidaler Partialdruck für CO2; petO2 – endtidaler Partialdruck für O2; AaDO2 – alveolo-arterielle Partialdruckdifferenz für Sauerstoff; PaetCO2 – arteriell-alveoläre Kohlendioxiddifferenz; Angaben als Mittelwert (± Standardabweichung).
Abb. 1 Darstellung der linearen Beziehung zwischen Belastungszeit und Leistung für die beiden
gewählten Protokolle.
Bei Betrachtung der maximal erreichten Sauerstoffaufnahme ([Abb. 2]), der Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle, der Atemeffizienz, dargestellt
als VE/VCO2 slope ([Abb. 3]), des Atemäquivalents für CO2 an der anaeroben Schwelle sowie weiterer Gasaustauschparameter zeigen sich im Vergleich
der Protokolle keine signifikanten Unterschiede. Lediglich für die alveolo-arterielle
Partialdruckdifferenz für Sauerstoff (AaDO2) zeigt sich ein geringer, jedoch signifikanter Unterschied.
Abb. 2 Darstellung der maximalen Sauerstoffaufnahme (in % der Norm) mit beiden Protokollen
als Boxplot bzw. Bland-Altman-Plot.
Abb. 3 Darstellung der Atemeffizienz (als VE/VCO2 slope) mit beiden Protokollen als Boxplot bzw. Bland-Altman-Plot.
Diskussion
Die vorliegenden Daten zeigen, dass nach Schulung des Personals und durchgeführter
Zertifizierung in pneumologischen Facharztpraxen Patienten mit COPD einschließlich
höherer Schweregrade sicher und reproduzierbar mittels CPET untersucht werden können.
Dies wird durch die wiederholte Durchführung zweier (innerhalb von sieben Tagen) CPET
belegt. Bei keiner der Untersuchungen kam es zu klinisch relevanten Komplikationen.
Die individualisierte Durchführung mit einer Untersuchungsdauer von 6 – 12 Minuten
sowie die Anforderungen an die Genauigkeit der Messung der CPET-Daten sind weitgehend
akzeptiert [26]. Für Gesunde [27]
[28] sowie unterschiedliche Patienten z. B. mit chronischer Herzinsuffizienz [29], mit pulmonaler arterieller Hypertonie [30] oder COPD [14] konnte jedoch gezeigt werden, dass auch kürzere Untersuchungszeiten keine signifikant
unterschiedlichen Ergebnisse bezüglich Ventilation, Herzfrequenz und Gasaustausch
erbringen. So wurden bei COPD-Patienten mittels einer 16-Watt-Rampe (Steigerung jede
Minute) Belastungszeiten um 4,0 (95 % CI 3 – 5 min) Minuten, bei einer 8-Watt-Rampe
6,6 (95 % CI 5 – 9 min) Minuten und bei einer 4-Watt-Rampe 8,7 (95 % CI 4 – 13 min)
Minuten gemessen. Die CPET-Daten zeigten keine signifikanten Unterschiede, wobei die
maximale Leistung mit zunehmenden Belastungsschritten anstieg [12]. Auch für einminütige Stufenprotokolle konnte gegenüber Rampenprotokollen gezeigt
werden, dass unterschiedliche Belastungszeiten keinen Einfluss auf relevante spiroergometrische
Parameter bei COPD-Patienten hatten [11]
[14]. Bei Rampentesten mit verschiedenen Steigerungsraten (5 vs. 10 vs. 20 Watt/min)
konnte bei COPD-Patienten gezeigt werden, dass keine Unterschiede für die spiroergometrischen
Parameter resultierten, obwohl sich die erreichte Leistung und die Belastungszeit
signifikant unterschieden [15]. Auch unsere Daten zeigten diesen Effekt, wobei in Übereinstimmung mit der genannten
Arbeit bei größeren Steigerungsstufen die Beziehung zwischen Leistung und Belastungszeit
steiler wurde. Bei COPD-Patienten konnte zudem bei einem Vergleich zwischen einem
Fahrrad-Rampenprotokoll (10 Watt Steigerung jede Minute) gegenüber einem Laufbandprotokoll
(alle 2 Minuten Steigerung um 2,5 % Steigungswinkel) kein Unterschied bei der maximalen
Ventilation, Herzfrequenz oder maximaler Sauerstoffaufnahme nachgewiesen werden [31]. Dagegen zeigten andere Untersuchungen mit COPD-Patienten eine geringe, aber jeweils
signifikant höhere Sauerstoffaufnahme (bei gleichen Werten der Ventilation und des
Gasaustausches) bei Anwendung des Laufbandes gegenüber dem Fahrrad [32]
[33]
[34].
Wir können anhand unserer Untersuchung sowohl eine Zunahme der maximalen erreichten
Wattleistung bei größerem Belastungsanstieg (16 vs. 10 Watt/Minute) als auch eine
geringe Belastungszeit bei größerem Belastungsanstieg zeigen. In der Gesamtgruppe
wiesen die relevanten spiroergometrischen Befunde (Ventilation, Herzfrequenz, Blutdruck)
zwischen beiden untersuchten Protokollen keine signifikanten Unterschiede auf. Lediglich
bei einigen Parametern des Gasaustausches (paO2; AaDO2) zeigten sich signifikante Unterschiede, was auf eine unterschiedliche periphere
Ausschöpfung hinweisen könnte.
Das Jones-Protokoll als Rampentest für die Fahrradbelastung gewährleistet valide und
mit anderen Protokollen weitgehend vergleichbare Aussagen zu Leistung, Ventilation
und Gasaustausch bei Patienten mit COPD. Da hierfür aktuelle, regional erhobene Normwerte
[20] vorliegen, kann eine Anwendung zur Beurteilung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit
empfohlen werden.
Limitationen: Durch den konsekutiven Einschluss der Patienten in den fünf Praxen waren die Subgruppen
(GOLD-Stadien III und IV) nicht gleichmäßig verteilt. Es wurde keine Randomisierung
hinsichtlich des zuerst absolvierten Protokolls vorgenommen.