Einleitung
Die Ursachen für Haarausfall bei Frauen können sehr unterschiedlich sein, wobei nach
entsprechender Anamnese und Diagnostik der anlagebedingte Haarausfall ohne begleitende,
hormonelle Störungen und der diffuse Haarausfall dominieren. Insbesondere eine Mangelversorgung
durch einseitige bzw. nicht ausgewogene Ernährung oder Reduktionsdiät kann dazu führen,
dass die Haare nicht ausreichend mit den essentiellen Spurenelementen und Vitaminen
versorgt werden, die für ein gesundes Haarwachstum notwendig sind. Des Weiteren wird
immer wieder diskutiert, inwieweit auch Mikrozirkulationsstörungen im Bereich der
Haarfollikel das Haarwachstum behindern können. Die negativen Folgen des Zusammenspiels
der genannten Parameter sind neben einer verschlechterten Haarstruktur mit vermehrter
Brüchigkeit eine Störung des allgemeinen Haarwachstums. In Folge der Durchblutungsstörungen
und Mangelzustände kommt es zu einer verminderten Energieversorgung, die für vorzeitige
Beendigung der Wachstumsphase und den verstärkten Haarausfall verantwortlich ist.
Klinisch zeigen sich eine erniedrigte Anagenrate und eine erhöhte Telogenrate im konventionellen
Trichogramm oder im computergestützten, digitalen Fototrichogramm, was die Grundlage
zur Diagnose eines telogenen Effluviums ist.
Ausgehend von dieser Problematik erschien es sinnvoll zu evaluieren, ob und in welchem
Umfang bei Frauen mit einem telogenen Effluvium das Haarwachstum durch spezifische
Nahrungsergänzungsmittel gefördert werden kann. Dabei wurde ein Präparat ausgewählt,
das in seiner Zusammensetzung insbesondere Spurenelemente, Vitamine und sekundäre
Pflanzenbegleitstoffe berücksichtigt. Denn die bisherigen Studien konzentrierten sich
vorwiegend auf Präparate, die in unterschiedlicher Zusammensetzung z. B. die Aminosäure
L-Cystin, Keratin, Kalziumpantothenat, Hirsefruchtextrakt, Bockshornsamen-Konzentrat,
Kieselsäure, Taurin, Katechine und Omega-3- und -6-Fettsäueren enthielten [1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10].
Patienten, Studiendesign und statistische Auswertung
Patienten
Die klinische Studie wurde monozentrisch und monadisch im Sinne eines offenen Prä-
und Post-Designs durchgeführt. Das Patientenkollektiv bestand zu Beginn aus 25 weiblichen
Personen im Alter von 31 bis 73 Jahren, mit einem Altersdurchschnitt von 56 Jahren.
Die Rekrutierung der Patientinnen erfolgte aus der allgemeinen Haarsprechstunde, wobei
vor Beginn der Studie mittels eines konventionellen Trichogramms eine Erhöhung der
Telogenrate bestätigt wurde. Nach entsprechender Aufklärung und schriftlicher Einwilligung
erfolgte die Aufnahme in das Studienkollektiv. 25 weibliche Patienten erfüllten die
Einschlusskriterien. Davon zeigten nach der klinischen Diagnose 19 eine diffuse Alopezie,
5 eine Mischung aus diffuser und androgenetischer Alopezie und eine Patientin nur
eine androgenetische Alopezie vom Female-Pattern-Typ Stadium I nach Ludwig. Andere
Formen des Haarausfalls sowie die regelmäßige Einnahme von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln
oder die lokale Anwendung haarwachstumsfördernder Tinkturen wurden als Ausschlusskriterien
definiert. Außerdem wurden Patientinnen ausgeschlossen, bei denen Haarbruch oder Haarausfall
durch Vernarbung, Chemotherapie, Eisenmangel, Trichotillomanie, Hyperandrogenämie,
Hypo- und Hyperthyreose oder im Zusammenhang mit genetischen Syndromen vorlag.
Studiendesign
Über einen Studienzeitraum von 16 Wochen nahmen die Probandinnen jeweils morgens und
abends eine Kapsel zum Frühstück bzw. vor dem Abendessen in Form der handelsüblichen
Plantur 39 Haaraktiv Kapseln ein. Die genaue Zusammensetzung dieser Gelatinekapseln
ist aus der [Tab. 1] ersichtlich. Zu Beginn der Studie erhielten die Probandinnen zwei handelsübliche
Monatspackungen zu je 60 Stück und nach erfolgter Zwischenuntersuchung nach zwei Monaten
zwei weitere Originalpackungen ausgehändigt.
Tab. 1
Zusammensetzung und Dosierung der Studienmedikation.
Zusammensetzung
|
2 Kapseln
|
% des empf. Tagesbedarfs[1]
|
Vitamin C
|
120 mg
|
150 %
|
Vitamin E
|
20 mg α-TE
|
167 %
|
Niacin
|
18 mg NE
|
113 %
|
Zink
|
5 mg
|
50 %
|
Pantothensäure
|
6 mg
|
100 %
|
Lycopin
|
4 mg
|
[2]
|
all-trans-β-Carotin
|
2 mg
|
42 %
|
Vitamin B6
|
2 mg
|
143 %
|
Vitamin B2
|
1,6 mg
|
114 %
|
Vitamin B1
|
1,4 mg
|
127 %
|
Folsäure
|
300 µg
|
150 %
|
Biotin
|
150 µg
|
300 %
|
Selen
|
30 µg
|
55 %
|
Vitamin B12
|
2 µg
|
80 %
|
1 gemäß Nährwert-Kennzeichnungsordnung
2 noch keine Empfehlung vorhanden
Vor Beginn und nach 4-monatiger Medikation wurde das Haarwachstum durch Bestimmung
der Anagen- und Telogenrate im konventionellen Trichogramm beurteilt. Das konventionelle
Trichogramm ist eine bewährte und seit vielen Jahren in der Dermatologie etablierte
Methode zur Beurteilung des Haarwachstums [11]
[12]
[13]
[14]. Dabei werden, nach entsprechender Vorbereitung auf einem Objektträger, anhand einer
epilierten Kolonne von Haaren aus dem frontalen und okzipitalen Kopfbereich lichtmikroskopisch
die Anzahl der Anagen- und Telogenhaare bestimmt und deren Verhältnis prozentual angegeben.
Zudem ermöglicht das Trichogramm bei Bedarf in gleicher Sitzung eine Erfassung der
katagenen und dystrophen Haare sowie mögliche Haarschaftveränderungen oder einen Haarbruch.
Die Verträglichkeit der Studienmedikation wurde nach 2 und 4 Monaten durch den Studienleiter
abgefragt. Gleichzeitig gaben die Probandinnen zu Beginn der Studie, nach 2 und nach
4 Monaten ihre Selbsteinschätzung mit Hilfe eines Fragebogens zur Haarstruktur, zum
Haarausfall und zur allgemeinen Zufriedenheit ab. Inhalt und Umfang der Fragen zum
Zeitpunkt T0, T2 und T4 sind aus der [Tab. 2] ersichtlich. Die Antworten aus dem dermatologischen Interview wurden mit einem zuvor
festgelegten mehrstufigen Klassifizierungsscore belegt und der Unterschied von Zeitpunkt
T0/T2 und T0/T4 biometrisch überprüft.
Tab. 2
Fragen im Rahmen der Selbsteinschätzung durch die Probandinnen in Bezug auf den Haarausfall
und die Zufriedenheit mit der Studienmedikation.
Zu Beginn der Studie hatte ich verstärkten Haarausfall?
|
-
sehr stark
-
eher stark
-
mittelmäßig
-
eher gering
-
sehr gering
|
Der Haarausfall hat sich durch die Anwendung der Präparate verbessert?
|
-
sehr stark
-
eher stark
-
mittelmäßig
-
eher gering
-
sehr gering
|
Beim täglichen Kämmen/im Kamm/Waschbecken finde ich viele Haare vor?
|
-
sehr stark
-
eher stark
-
mittelmäßig
-
eher gering
-
sehr gering
|
Ich bin mit der Wirkung des Präparates zufrieden?
|
-
sehr zufrieden
-
eher zufrieden
-
mittelmäßig
-
eher unzufrieden
-
sehr unzufrieden
|
Ich kann das Präparat weiterempfehlen?
|
-
ja
-
nein
-
kein eindeutiges Urteil
|
Statistische Auswertung
Zur Darstellung der Trichogramm- und Fragebogen-Daten wurden deskriptive statistische
Kennziffern wie Mittelwerte, Streuungsmaße, 25 %-, 50 %- und 75 %-Perzentile und ggfs.
Häufigkeiten sowie Prozentzahlen berechnet. Die statistischen Auswertungen erfolgten
durch die Gesellschaft für Biometrie und Psychometrie, Quellenhofweg 131, 33617 Bielefeld,
mit dem Programm SPSS für Windows (Version 18.0) unter Verwendung des exakten, nicht
parametrischen, zweiseitigen Wilcoxon-Tests.
Ergebnisse
Bei 23 der insgesamt 25 weiblichen Probandinnen konnte unter Berücksichtigung der
Ausschlusskriterien nach einem Zeitraum von vier Monaten der Einfluss von Plantur
39 Haaraktiv Kapseln auf das Haarwachstum ausgewertet werden. Bei zwei Patientinnen
war keine Auswertung per Protokoll möglich, da eine Patientin aufgrund mehrerer Operationen
stark haarwachstumshemmende Medikamente einnehmen musste. Die andere Patientin benutzte
im weiteren Studienverlauf in Eigenmedikation zusätzlich eine östrogenhaltige Haartinktur.
Einfluss der Studienmedikation auf die Anagen- und Telogenrate
Im frontalen Bereich des Kapillitiums konnte anhand des konventionellen Trichogramms
nach 4-monatiger Einnahme von Plantur 39 Haaraktiv Kapseln eine Steigerung der Anagenrate
im Mittelwert von 84 % auf 90 % festgestellt werden, bei einer statischen Signifikanz
von p = 0,006. Gleichzeitig nahm die Telogenrate im Mittelwert von 16 % auf 10 % korrespondierend
ab, mit p = 0,009.
Im okzipitalen Bereich war ein vergleichbarer, positiver Einfluss auf das Haarwachstum
festzustellen. Die Anagenrate zeigte einen mittleren Anstieg von 84 % auf 88 % mit
p = 0,019. Entsprechend war ein mittlerer Rückgang der Telogenrate von 16 % auf 12 %
festzustellen, mit p = 0,002. In der [Tab. 3] sind in Form einer deskriptiven Statistik detailliert die Veränderungen hinsichtlich
der Anagen- und Telogenraten in absoluten Prozentzahlen, mit den jeweiligen Standardabweichungen,
unter Berücksichtigung der 25 %-, 50 %- und 75 %-Perzentile, zu Beginn und nach 4-monatiger
Therapie mit Plantur 39 Haaraktiv Kapseln dargestellt.
Tab. 3
Frontale und okzipitale Anagen- und Telogenraten in absoluten Prozentzahlen (%) zu
Beginn der Studie und nach 4-monatiger Therapie mit Plantur 39 Haaraktiv Kapseln.
Deskriptive Statistik
|
|
N
|
Mittelwert
|
Standardabweichung
|
Min.
|
Max.
|
Perzentile
|
25.
|
50. (Median)
|
75.
|
Anagen-Rate [%], frontal, zu Studienbeginn
|
23
|
82,78
|
7,217
|
65
|
92
|
78,00
|
84,00
|
90,00
|
Anagen-Rate [%], frontal, nach 4 Monaten
|
23
|
86,65
|
9,518
|
57
|
98
|
85,00
|
90,00
|
92,00
|
Telogen-Rate [%],frontal, zu Studienbeginn
|
23
|
16,91
|
7,434
|
6
|
34
|
10,00
|
16,00
|
22,00
|
Telogen-Rate [%], frontal, nach 4 Monaten
|
23
|
12,70
|
8.138
|
2
|
34
|
8,00
|
10,00
|
14,00
|
Anagenrate [%] okzipital zu Beginn
|
23
|
82,96
|
6,732
|
65
|
96
|
78,00
|
84,00
|
86,00
|
Anagenrate [%] okzipital nach 4 Monaten
|
23
|
86,87
|
6,744
|
70
|
96
|
84,00
|
88,00
|
90,50
|
Telogenrate [%] okzipital zu Beginn
|
23
|
16,65
|
6,575
|
4
|
35
|
14,00
|
16,00
|
20,00
|
Telogenrate [%] okzipital nach 4 Monaten
|
23
|
11,70
|
5,464
|
4
|
27
|
8,00
|
12,00
|
14,00
|
[Abb. 1] zeigt die Trichogramm-Daten bezüglich der Anagenraten im frontalen und okzipitalen
Bereich zu Beginn und nach 4 Monaten in Form von Box-Plots unter Berücksichtigung
der Streuwerte. Im Vergleich zur Baseline (blau) kommt es nach 4 Monaten (grün) unter
Einnahme von Plantur 39 Haaraktiv Kapseln sowohl im frontalen als auch im okzipitalen
Bereich zu einem Anstieg der Anagenrate. Entsprechend nimmt im Vergleich zum Studienbeginn
(blau) jeweils nach 4-monatiger Medikation (grün) die Telogenrate im frontalen und
okzipitalen Bereich ab ([Abb. 2]). Somit führt die Einnahme von Plantur 39 Haaraktiv Kapseln zu einer Förderung des
Haarwachstums im frontalen und okzipitalen Bereich des Kapillitiums, mit einer gering
stärkeren Stimulation im frontalen Bereich.
Abb. 1 Vergleich der Anagenrate vor und nach 4-monatiger Studienmedikation im frontalen
und okzipitalen Kopfbereich. Im Mittelwert konnte im frontalen Bereich eine Zunahme
der Anagenrate von 84 auf 90 % (p = 0,006) und im okzipitalen Bereich 84 auf 88 %
(p = 0,019) festgestellt werden.
Abb. 2 Analog zur Zunahme der Anagenrate verminderte sich nach 4-monatiger Studienmedikation
die Telogenrate frontal im Mittelwert von 16 % auf 10 % (p = 0,009) und okzipital
von 16 % auf 12 % (p = 0,002).
Subjektive Einschätzung und Verträglichkeit
In der Einschätzung der „Stärke des Haarausfalls“ durch die Probandinnen war bereits
nach 2-monatiger Therapie eine Abnahme des Haarausfalls festzustellen (p < 0,001),
die auch am Ende der Therapie weiterhin mit p < 0,001 statistisch signifikant war.
Auf die Frage, wie stark sich der Haarausfall unter Plantur 39 Haaraktiv Kapseln verbessert
habe, bejahten die Probandinnen eine „eher starke“ bis „sehr starke Verbesserung“
nach 2 Monaten in 65,2 % und nach 4 Monaten in 56,5 %.
Auch über den „Haarverlust beim Kämmen“ konnte eine signifikante Besserung durch die
Probandinnen berichtet werden. Die Stärke des Haarausfalls, beurteilt durch die „Haare
im Kamm bzw. im Waschbecken“, war nach Einschätzung der Probandinnen sowohl nach 2
Monaten als auch nach 4 Monaten der Therapie statistisch signifikant verringert (p < 0,001).
Durch die positiven Eigenbefunde lag der Grad der Weiterempfehlung des Präparates
durch die Probandinnen im Zusammenhang mit seiner Wirkung auf den Haarausfall bei
82,6 %.
Diskussion
In der vorgelegten Studie konnte der positive Einfluss eines Nahrungsergänzungsmittels
aus Spurenelementen, Vitaminen und sekundären Pflanzenbegleitstoffen auf das telogene
Effluvium anhand einer verbesserten Anagen-Telogen-Rate bestätigt werden ([Abb. 3]). Nach der Einnahme des Studienpräparat Plantur 39 Haaraktiv Kapseln über 4 Monate
zeigte sich sowohl im frontalen als auch im okzipitalen Bereich des Kapillitiums eine
signifikante Zunahme der Anagenrate und eine signifikante Abnahme der Telogenrate.
Abb. 3 Veränderungen der Anagen-Telogen-Rate in Prozent (%) im frontalen und okzipitalen
Kopfbereich unter der Studienmedikation.
Veränderungen im Anagen- und Telogenverhältnis unter der Studienmedikation
Im Einzelnen nahm bezogen auf die 50 %-Perzentile im frontalen Bereich des Kapillitiums
die Anagenrate im Mittelwert um 6 % von 84 % auf 90 % zu (p = 0,006), während die
Telogenrate im Mittelwert um 6 % von 16 % auf 10 % korrespondierend abnahm (p = 0,009).
Einen ähnlich positiven Einfluss auf das Haarwachstum zeigte auch das Trichogramm
aus dem okzipitalen Bereich. Hier erhöhte sich die Anagenrate um 4 % von 84 % auf
88 % (p = 0,019), während die Telogenrate um 4 % von 16 % auf 12 % abnahm (p = 0,002).
Relevanz von Nahrungsergänzungsmitteln zur Förderung des Haarwachstums
Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln allgemein und besonders hinsichtlich des
Haarwachstums wirft immer die Frage auf, ob eine Substitution sinnvoll ist und welche
Bestandteile ein derartiges Präparat enthalten sollte. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit
bzw. Vulnerabilität des Haarwachstums in Bezug auf oxidierende Substanzen erscheint
es plausibel, den haarspezifischen Nahrungsergänzungsmitteln Antioxidantien wie z. B.
Vitamin C und Vitamin E zuzusetzen. Oxidationsprozesse sind einerseits Bestandteil
natürlicher biologischer Gewebereaktionen, anderseits können aber auch Medikamente
und Schwermetalle unerwünscht oxidativ wirken und biologische Prozesse negativ beeinflussen.
Vitamin E ist primär lokalisiert in den Phospholipidbrücken der Zellmembranen und
stabilisiert sie gegenüber physikalischen Interaktionen. Des Weiteren verhindert Vitamin
E die Oxidation der mehrfach ungesättigten Fettsäuren, indem es freie Radikale abfängt
und dadurch die Integrität der Lipide und Phospholipide in der Membran erhält. Auch
konnte gezeigt werden, dass im menschlichen Organismus Vitamin E synergistisch mit
Vitamin C, Selen und Zink interagiert, die ebenfalls in antioxidative Prozesse involviert
sind [15]. Eine Korrelation zwischen Alopezie und Vitamin E wurde bereits im Jahr 2000 durch
Naziroglu und Kokcam [16] hergestellt. Ihr Vergleich der Antioxidantien Beta-Carotin und Vitamin E in 23 Männern
und 14 Frauen mit Alopezie und 34 gesunden Kontrollen ergab eine Verminderung von
Vitamin E und Beta-Carotin in den roten Blutkörperchen und im Plasma. Aus diesem Grund
empfahlen sie den Einsatz von Beta-Carotin, Vitamin E und Selen bei Patienten mit
Alopezie zwecks Inaktivierung der freien Radikale zur Stabilisierung der Zellmembranen
und zur Verminderung begleitender entzündlicher Reaktionen.
Das antioxidative Spurenelement Selen verhindert eine oxidative DNA-Schädigung, vermindert
die Produktion von immunsuppressiven Zytokinen und stärkt die zelluläre und humorale
Immunität [17]
[18]. Außerdem ist Selen ein zentraler Bestandteil der sogenannten Selenoproteine, die
eine wichtige Funktion hinsichtlich der Lebensfähigkeit und des Wachstums der Keratinozyten
haben [19]. Tierexperimentelle Untersuchungen mit Induktion schwerer Selenmangelzustände führten
zu einer allgemeinen Wachstumsretadierung und einer Suppression des Haarwachstums
mit Haarausfall, wobei sich diese Symptome nach entsprechender Selensubstitution zurückbildeten
[19]
[20]
[21]
[22]. Nicht nur in Tierversuchen, sondern auch bei selenmangelernährten Kleinkindern,
mit einem Selenwert unter 3,3 ug/dl, traten Alopezien und Pseudoalbinismus auf, die
sich unter einer ausreichenden Selensubstitution schnell normalisierten [23]
[24]
[25].
Pantothenat ist eine Komponente des Coenzyms A und Pantothensäure ein wesentlicher
Faktor für die Energieversorgung von Organen mit einer hohen Wachstumsrate wie den
Haarfollikeln. Insbesondere bei Ratten und Mäusen zeigte sich unter einer pantothensäurearmen
Diät neben einem allgemeinen Gewichtsverlust ein deutlich reduziertes Haarwachstum
sowie Haarausfall [26]
[27]. Aber auch bei Rhesusaffen kam es unter einem diätetisch erzeugten Pantothensäure-Mangel
zu einer Ergrauung und Ausdünnung des Fells, die sich nach Zufuhr der Pantothensäure
wieder normalisierte [28].
Ein weiteres, essenzielles Spurenelement für das Haarwachstum ist Zink. Schon vor
der Entdeckung des ätiologischen Zusammenhangs zwischen Zinkmangel und Acrodermatitis
enteropathica [29]
[30] war bekannt, dass Zinkmangel zu Haarverlust und zu Haarwachstumsstörungen führt
[31]. Diese Erkenntnis bestätigen auch nachfolgende Publikationen [32]
[33]
[34]. Auch wurde auf Intensivstationen, bei einer unzureichend adaptierten parenteralen
Ernährung, unter Zinkmangel bei den betroffenen Patienten zum Teil starker Haarverlust
beobachtet, der sich unter einer ausreichenden Zinksubstitution komplett normalisierte
[35]
[36]
[37]. Unabhängig von einem Zinkmangel konnten auch bei der Alopecia areata verschiedene
Studien die haarwachstumsfördernde und immunmodulierende Eigenschaft des Zinks belegen
[38]
[39]
[40], wobei bei einem nachgewiesenen Mangel die Substitution umso wichtiger war [41]. Aber auch in einer In-vitro-Studie an Haarfollikeln von Mäusen bewirkte Zink eine
Modulation und Förderung des Haarwachstums [42]. Die eigene klinische Erfahrung bestätigt, dass auch in unseren Tagen häufiger bei
Patienten mit Haarausfall ein erniedrigter Zinkgehalt im Serum gemessen wird und nach
ausreichender Zinksubstitution über mehrere Monate eine Verbesserung des Haarwachstums
eintritt. Die Ursachen für Zinkmangel sind in der Regel ernährungsbedingt, meist durch
den Verzehr von zinkarmen Nahrungsmitteln oder im Zusammenhang mit Diäten und Fastenkuren.
Ebenfalls wichtig für ein gesundes Haarwachstum ist die ausreichende Versorgung mit
Biotin, für das synonym auch die Bezeichnungen Vitamin H oder Vitamin B7 existieren.
Biotin ist ein wasserlösliches Vitamin und ein essenzieller Cofaktor von Enzymen der
zellulären Energiegewinnung, wie dem Zitronensäurezyklus, der Fettsäuresynthese und
dem Abbau von Stoffwechselprodukten. Von klinischer Seite führt Biotinmangel zu einer
seborrhoischen Dermatitis, trockener Haut, feinem und brüchigem Haar sowie manifester
Alopezie [43]. Charles [43] und Cowan [44] bestätigten Haarausfall im Zusammenhang mit Biotinmangel bei kleinen Kindern, der
sich nach entsprechender Biotinsubstitution normalisierte. Auch sind Alopezien im
Zusammenhang mit einem Defekt der Biotinidase beschrieben, einem essenziellen Enzym
des Biotinmetabolismus, wobei sich auch in diesen Fällen durch eine orale Biotinsubstitution
die Alopezie verringerte [45]
[46]
[47].
Aus dieser Übersicht essenzieller Stoffe ergibt sich die Konsequenz, dass ein wirksames
Präparat aus einer sorgfältig bilanzierten Zusammensetzung bestehen sollte und hochdosierten
Monopräparaten vorzuziehen ist.
Selbsteinschätzung der Probandinnen zur Effektivität der Studienmedikation
Neben den objektiven Trichogramm-Daten sind auch die Ergebnisse des Fragebogens hinsichtlich
der Selbsteinschätzung der Probandinnen zur Wirksamkeit und damit der Verbesserung
der Lebensqualität aufschlussreich.
Bereits nach 2 Monaten stellten die Probandinnen im Vergleich zum Studienbeginn subjektiv
eine Abnahme der Stärke des Haarausfalls fest, die auch nach 4 Monaten bestätigt wurde,
mit einer statistischen Signifikanz von jeweils p < 0,001 ([Abb. 4]). Dabei waren 43,5 % der Probandinnen der Meinung, dass sich die Stärke des Haarausfalls
vermindert habe, wobei 30,5 % von einer sehr starken bis eher starken Abnahme berichteten.
Dies zeigt, dass bereits nach 2 Monaten im Durchschnitt die maximale Verbesserung
empfunden wird und sich diese positive Einschätzung bis zum Ende der Studie hält.
Abb. 4 Selbsteinschätzung des Haarausfalls unter der Studienmedikation. Bereits nach 2-monatiger
Einnahme stellten die Probandinnen subjektiv eine signifikante Abnahme des Haarausfalls
fest (p < 0,001), die sich auch nach 4 Monaten mit gleicher Signifikanz bestätigte.
Wurden die Probandinnen nach den Veränderungen in der Anzahl der Haare beim Kämmen
bzw. im Waschbecken gefragt, so berichteten nach 2 Monaten 43,4 % und nach 4 Monaten
60,8 % von einem Rückgang. Dabei empfanden nach 2 und 4 Monaten jeweils 34,7 % den
Rückgang als sehr stark bis eher stark ([Abb. 5]).
Abb. 5 Beurteilung des Haarausfalls durch die Probandinnen anhand der Anzahl der gefundenen
Haare beim Kämmen. Bereits nach 2-monatiger Studienmedikation fanden sich deutlich
weniger Haare beim Kämmen bzw. im Waschbecken, wobei sich dieser Ausfall am Ende der
Studie noch weiter verringerte.
Die Zufriedenheit der Probandinnen mit der Studienmedikation stieg mit der Dauer der
Einnahme. Beurteilten nach 2 Monaten 52,1 % ihre Zufriedenheit mit „sehr zufrieden“
und „eher zufrieden“, so stieg diese am Ende der Studie auf 73,9 %. Möglicherweise
waren die Testpersonen hinsichtlich der raschen Wirkung nach 2 Monaten zunächst etwas
skeptisch. Erst als sich der positive Befund in den folgenden 2 Monaten stabil zeigte,
war auch die Akzeptanz bzw. Weiterempfehlung noch einmal deutlich gewachsen. Diese
positive Erfahrung spiegelte sich auch in der Weiterempfehlung der Plantur 39 Haaraktiv
Kapseln wider, denn 82,6 % der Probandinnen würden das Präparat weiterempfehlen. Eine
insgesamt positive Bilanz, die durch die sehr gute Verträglichkeit der Kapseln ergänzt
wurde.
Resümee
Die dargestellten Studienergebnisse belegen die Bedeutung von bestimmten Vitaminen,
Spurenelementen, Aminosäuren und Pflanzenstoffen für ein gesundes Haarwachstum und
unterstreichen, dass von Ernährungsseite auf eine ausreichende Zufuhr derselben zu
achten ist. Eine Unterversorgung kann vorliegen aufgrund eines erhöhten Bedarfs in
der Schwangerschaft und Stillzeit, bei konsumierenden Erkrankungen, im Zusammenhang
mit Medikamenteneinnahmen, bei Fastenkuren oder durch eine allgemein einseitige oder
unausgewogene Ernährung. Liegt im Zusammenhang mit Haarausfall der Verdacht einer
Mangelversorgung vor oder finden sich bei serologischen Untersuchungen Hinweise auf
Verminderungen von Vitaminen und Spurenelementen, ist es wichtig und berechtigt, eine
entsprechende nutritive Haarwachsförderung zu empfehlen. Gleiches trifft auch für
diffuse Haarausfälle zu, deren Ursache trotz eingehender Diagnostik nicht geklärt
werde konnte.