Psychother Psychosom Med Psychol 2012; 62(06): 214-222
DOI: 10.1055/s-0032-1309030
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexuelle Orientierung und Partnerwahl transsexueller Frauen und Männer vor körpermedizinischen geschlechtsanpassenden Maßnahmen

Sexual Orientation and Partner-Choice of Transsexual Women and Men before Gender-Confirming Interventions
Susanne Cerwenka
1   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Timo Ole Nieder
1   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Hertha Richter-Appelt
1   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publikationsverlauf

eingereicht28. September 2011

akzeptiert 11. März 2012

Publikationsdatum:
25. Mai 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die vielfältigen Partnerschaftskonstellationen von geschlechtsdysphorischen Frauen und Männern unterschiedlicher sexueller Orientierung werden anhand einer Stichprobe von 93 Personen vor körpermedizinischen geschlechtsanpassenden Maßnahmen bei Personen mit weiblichem Identitätserleben und männlichem Körper (MF) sowie männlichem Identitätserleben und weiblichem Körper (FM) beleuchtet. Obwohl beide Geschlechtergruppen mehrheitlich Single sind, zeigen sich Unterschiede bezüglich Paarbeziehungsmustern. Außerhalb des Berufs leben FM-Personen häufig bereits in der neuen, männlichen Geschlechtsrolle und haben großteils Partnerschaften, in denen sie als Männer begehrt werden. MF-Personen leben privat nur zu einem kleinen Anteil bereits in der neuen, weiblichen Geschlechtsrolle und haben meist Partnerinnen, deren sexuelle Orientierung sich auf Männer und nicht auf ihre weibliche Geschlechtsidentität bezieht. Die Befunde implizieren unterschiedliche Ressourcen für geschlechtsdysphorische Frauen und Männer im Verlauf transsexueller Entwicklungen.

Abstract

Diverse partner relationship constellations of gender dysphoric women and men with different sexual orientations are explored in a sample of 93 persons before gender-confirming interventions in persons with female gender identity and male body characteristics (MF) and persons with male gender identity and female body characteristics (FM). While in both gender groups the majority is single, relationship patterns show differences. Apart from working life, FM already live predominantly in the new, male gender role and have partners by whom they are desired as males. In contrast, only a small proportion of MF already conduct their private lives in the new, female gender role, and they often have relationships with partners sexually attracted to males and not to their female gender identity. The findings indicate a need for differing resources for gender dysphoric women and men in the process of a transsexual course of development.