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DOI: 10.1055/s-0032-1305986
Erhöhter Blutzucker bleibt in Kliniken oft unerkannt – DDG fordert besseres Diabetes-Management im Krankenhaus
Publication History
Publication Date:
28 February 2012 (online)


Krankenhausaufenthalte sind für Menschen mit Diabetes mellitus mit erhöhten Risiken verbunden. Doch in vielen Fällen weiß weder der Patient von seiner Erkrankung, noch erkennt der Arzt sie. Entgleist der Blutzucker, kann dies schnell lebensbedrohlich werden. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) setzt sich deshalb für systematische Blutzucker-Tests bei stationärer Aufnahme ein.
"Wir schätzen, dass bis zu 30 % aller Klinikpatienten einen Diabetes haben", sagt Prof. Stephan Matthaei, Präsident der DDG und Mitträger der Initiative. Stationär behandelt wurden im Jahr 2007 insgesamt 17,2 Millionen Patienten. "Krankenhausstatistiken erwähnen die Diagnose Diabetes mellitus bei etwa 1,3 % der Patienten als Hauptdiagnose, als Nebendiagnose "nur" bei etwa 12 %", fährt der Diabetologe fort. Tatsächlich liegt die Häufigkeit der Nebendiagnose Diabetes mellitus im Krankenhaus bei 25–30 %.
Die DDG geht davon aus, dass die meisten Diabetes-Erkrankungen im Krankenhaus nicht erkannt werden. "Ein unbehandelter Diabetes ist für die Patienten jedoch ein echtes Sicherheitsrisiko", mahnt auch PD Dr. Erhard Siegel, Vize-Präsident der DDG: Stress, Nahrungsentzug vor Operationen, künstliche Ernährung und nicht zuletzt die Verordnung von Medikamenten können den Blutzucker von Diabetikern schnell entgleisen lassen.
Der Diabetologe hat deshalb mit Kollegen Fortbildungsmaterialien für Krankenhäuser entwickelt. Dazu gehört ein Kompendium, das Klinikärzten die Diagnose und Therapie der Erkrankung erleichtern soll. Denn an vielen Kliniken fehlen Diabetes-Experten.
Um den Kliniken die Einführung eines professionellen Managements für Diabetiker zu erleichtern, werden eintägige Workshops angeboten. Daran nehmen nicht nur Ärzte, sondern auch Klinikmanager teil. Diese möchte Siegel mit einem "Business-case"-Modell von den wirtschaftlichen Vorteilen des Projekts überzeugen. Denn die fachgerechte Therapie des Diabetes verhindert Komplikationen, die den Krankenhausaufenthalt des Patienten verlängern. Siegel: "Durch ein umfassendes Management helfen wir nicht nur den Patienten, sondern es lässt sich für die Klinik auch ein positiver Deckungsbeitrag erreichen." Im Krankenhaus Bad Soden am Taunus wurde ein "Diabetes-spezifisches Struktur- und Prozessmanagement" (DSPM) bereits erfolgreich umgesetzt, sagt Siegel. Ein Blutzucker-Screening aller Patienten erhöhte den Anteil der dort registrierten Diabetiker von 9 auf 25 %. Unter der konsequenten Behandlung konnte der HbA1c deutlich gesenkt werden, ohne das Budget der Klinik zu belasten.
Pressemitteilung DDG, 7.2.2012
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