(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: P. Blåfield)
Krankenhausaufenthalte sind für Menschen mit Diabetes mellitus mit erhöhten Risiken
verbunden. Doch in vielen Fällen weiß weder der Patient von seiner Erkrankung, noch
erkennt der Arzt sie. Entgleist der Blutzucker, kann dies schnell lebensbedrohlich
werden. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) setzt sich deshalb für systematische
Blutzucker-Tests bei stationärer Aufnahme ein.
"Wir schätzen, dass bis zu 30 % aller Klinikpatienten einen Diabetes haben", sagt
Prof. Stephan Matthaei, Präsident der DDG und Mitträger der Initiative. Stationär
behandelt wurden im Jahr 2007 insgesamt 17,2 Millionen Patienten. "Krankenhausstatistiken
erwähnen die Diagnose Diabetes mellitus bei etwa 1,3 % der Patienten als Hauptdiagnose,
als Nebendiagnose "nur" bei etwa 12 %", fährt der Diabetologe fort. Tatsächlich liegt
die Häufigkeit der Nebendiagnose Diabetes mellitus im Krankenhaus bei 25–30 %.
Die DDG geht davon aus, dass die meisten Diabetes-Erkrankungen im Krankenhaus nicht
erkannt werden. "Ein unbehandelter Diabetes ist für die Patienten jedoch ein echtes
Sicherheitsrisiko", mahnt auch PD Dr. Erhard Siegel, Vize-Präsident der DDG: Stress,
Nahrungsentzug vor Operationen, künstliche Ernährung und nicht zuletzt die Verordnung
von Medikamenten können den Blutzucker von Diabetikern schnell entgleisen lassen.
Der Diabetologe hat deshalb mit Kollegen Fortbildungsmaterialien für Krankenhäuser
entwickelt. Dazu gehört ein Kompendium, das Klinikärzten die Diagnose und Therapie
der Erkrankung erleichtern soll. Denn an vielen Kliniken fehlen Diabetes-Experten.
Um den Kliniken die Einführung eines professionellen Managements für Diabetiker zu
erleichtern, werden eintägige Workshops angeboten. Daran nehmen nicht nur Ärzte, sondern
auch Klinikmanager teil. Diese möchte Siegel mit einem "Business-case"-Modell von
den wirtschaftlichen Vorteilen des Projekts überzeugen. Denn die fachgerechte Therapie
des Diabetes verhindert Komplikationen, die den Krankenhausaufenthalt des Patienten
verlängern. Siegel: "Durch ein umfassendes Management helfen wir nicht nur den Patienten,
sondern es lässt sich für die Klinik auch ein positiver Deckungsbeitrag erreichen."
Im Krankenhaus Bad Soden am Taunus wurde ein "Diabetes-spezifisches Struktur- und
Prozessmanagement" (DSPM) bereits erfolgreich umgesetzt, sagt Siegel. Ein Blutzucker-Screening
aller Patienten erhöhte den Anteil der dort registrierten Diabetiker von 9 auf 25
%. Unter der konsequenten Behandlung konnte der HbA1c deutlich gesenkt werden, ohne das Budget der Klinik zu belasten.
Pressemitteilung DDG, 7.2.2012