Dialyse aktuell 2011; 15(10): 562
DOI: 10.1055/s-0031-1299599
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

15. AKTX-Pflegesymposium

Eine Rückschau
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Publication Date:
14 December 2011 (online)

 
 

Das 15. Pflegesymposium des AKTX fand Anfang Oktober statt. Die Themen rund um die Transplantation fanden großen Anklang bei den circa 100 Teilnehmern.

Am 06.–07.10.2011 fand in Regensburg das 15. AKTX-Pflegesymposium statt. Das Feedback der letzten Veranstaltungen und die Vielfalt der eingereichten Themen gaben den Ausschlag, sich hierfür wieder 2 Tage Zeit zu nehmen. Etwa 100 Pflegende aus den Transplantationszentren Deutschlands nahmen am Symposium teil.

Kooperation mit DTG

Dank den Organisatoren des DTG-Kongresses fand das Pflegesymposium wieder zeitlich und räumlich parallel zur Jahrestagung der DTG statt. Der Kongresspräsident Prof. Hans Jürgen Schlitt, Regensburg, sagte, dass nicht nur die immer älter werdenden Patienten, sondern auch die älteren Spender zu einer zunehmenden Komplexität in der Transplantationsmedizin führen. Dadurch wird die pflegerische und psychische Betreuung von transplantierten Patienten, hirntoten Spendern und deren Angehörigen zu einer immer schwierigeren Aufgabe. Der Pflegedirektor des Uniklinikums Regensburg Alfred Stockinger hält Fortbildungsveranstaltungen wie diese mit vielseitigem Themenspektrum in Zeiten eines rasanten technischen und medizinischen Fortschritts für unverzichtbar: Die Versorgung von Transplantierten ist nur mit hoher fachlicher Qualifikation möglich.


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Casemanagement, Patientenschulung, Split-Leber-Transplantation

Die Stationsleitung der Nephrologie der Uniklinik Regensburg Ulla Busch eröffnete mit ihrem Vortrag über ihre Erfahrungen mit dem Casemanagement die Veranstaltung. Der Casemanager wurde dort 2007 zusätzlich eingeführt, ohne eine Schwesternstelle zu ersetzen. Er koordiniert und organisiert im Rahmen der Nierentransplantation von der Vorbereitung zur NTx bis zur poststationären Versorgung des nierentransplantierten Patienten zur großen Zufriedenheit aller Beteiligten. Diesem Vortrag folgten viele Fragen und eine rege Diskussion, da das Casemanagement im Bereich der Transplantation noch weitgehend unbekannt ist.

Thomas Albiez, Zürich (Schweiz), stellte eine Arbeitsrichtlinie vor: Pflegefachpersonen der Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich haben die Patientenschulung für Nierentransplantierte strukturiert und die Inhalte definiert. Nierentransplantierte sollen bei der Entlassung Wissen und Fähigkeiten zum Medikamentenmanagement, zur Symptomkontrolle und zur Selbstbeobachtung haben. Neben der Arbeitsrichtlinie entstand als Bestandteil davon eine Patientenbroschüre.

Über Split-Leber-Transplantation, eine in Deutschland noch zu oft verschmähte Ressource von Organen optimaler Qualität, referierte Dr. Silvio Naladin, Tübingen. Der Kindertransplantationschirurg glaubt, dass man in Deutschland eine große Chance verpasst: Der Organbedarf ist größer als das Organangebot, doch nur 7 % der gesamten Lebertransplantationen sind Splitlebern. In Italien und England sind es 20 % und dort gibt es gute Ergebnisse.


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Pädiatrie

Dank zahlreicher Einsendungen zum Thema "Pädiatrie" konnte ein ganzer Block damit gefüllt werden. An einem Fallbeispiel zeigten Kollegen aus München auf, dass eine Herztransplantation mehr als nur der Austausch eines Organs ist. 1967 wurde die erste Lebertransplantation bei einem Kind in Deutschland durchgeführt. 44 Jahre danach wurde in einem Vortrag die Frage gestellt, ob eine Organtransplantation im Kindesalter heute schon ein pflegerischer Routinefall ist. Dr. Oliver Amon, Tübingen, berichtete im Folgenden über die weltweit kleinsten nierentransplantierten Kinder, die 2007 und 2009 (3,9 kg bzw. 4,3 kg schwer) in Tübingen erstmals transplantiert wurden.

Im nächsten Vortrag thematisierte die "Brückenschwester" Meike Franke, Kiel, die psychosoziale Betreuung lebertransplantierter Kinder und deren Eltern. Um den Patienten in ein normales Leben entlassen zu können, benötigt man ein gutes interdisziplinäres Team, zu dem die Vor- und Nachbetreuung des Kindes und seiner Familie gehört. Die Brückenschwester übernimmt hierbei die Aufgabe eines Koordinators, der das Bindeglied zwischen Patienten, Ärzten, Pflegepersonal und vielen Institutionen bildet. Dieses komplexe Aufgabengebiet betrifft Gespräche vor der Transplantation, die Medikamentenschulung nach der Transplantation, die Wiedereingliederung in Schule und Kindergarten und die Hilfe bei sozialrechtlichen Fragen. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die ambulante Nachbetreuung der Kinder und Jugendlichen mittels Seminaren mit und ohne Eltern. Hier werden sie geschult, um auf das Leben mit einem Transplantat vorbereitet zu sein. Mit regen Diskussionen ging der erste Symposiumstag zu Ende.


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Streetwork, Patientenerfahrungen, Religion

Die Posterbegehung eröffnete den zweiten Tag. Die Posterthemen umfassten das weite Spektrum der Transplantations-pflege. Seit 1995 bietet das Projekt "Streetwork – Organspende" Informationen für die Bevölkerung und beantwortet wichtige Fragen zu diesem Thema. Ein Streetworker, selbst dialysepflichtig, berichtete dem Auditorium von seiner Arbeit für das Projekt. Im Folgenden kam ein lungentransplantierter Patient zu Wort, der über sein Erleben von Pflege und Begleitung durch das Klinikpersonal, seine Verzweiflung und seine ersten Erfolge während seines Aufenthalts in der Klinik zwecks seiner Transplantation berichtete.

Ein Kollege aus Graz (Österreich), Vorstandsmitglied des österreichischen Pflegevereins für Transplantationschirurgie, hielt den nächsten Vortrag, der Organtransplantation im Fokus verschiedener Religionen zum Thema hatte. In den meisten großen Religionen ist sowohl die lebende als auch die postmortale Organspende zulässig bzw. wird auch empfohlen. Lediglich in Bezug auf die Hirntoddiagnostik sind noch Unterschiede herauszulesen.

Esther Ziemann, Berlin


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