Notfallmedizin up2date 2012; 7(2): 145-157
DOI: 10.1055/s-0031-1298584
Spezielle Notfallmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ersttherapie polytraumatisierter Patienten mit Schädel-Hirn-Verletzung

B. Donaubauer
,
F. Pfeifer
,
H. Wrigge
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juli 2012 (online)

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Kernaussagen
  • Bei der Versorgung von akut schädelhirnverletzten Polytraumatisierten steht die Sicherung einer ausreichenden Hirndurchblutung und Sauerstoffversorgung im Vordergrund.

  • Bei SHT-Patienten muss man auf Begleitverletzungen achten.

  • Der primäre Hirnschaden ist eine irreversible Schädigung, die durch eine mechanische Krafteinwirkung auf das Gehirn entsteht und kausal nicht zu beeinflussen ist.

  • Der sekundäre Hirnschaden entwickelt sich im Verlauf und ist abhängig von Faktoren, die eine lokale oder systemische Ischämie und Hypoxie verursachen oder verstärken können.

  • Bei der präklinischen Versorgung von SHT-Patienten, insbesondere bei schweren Begleitverletzungen, ist zwischen einer Behandlungs- und einer Transportpriorität abzuwägen. Patienten mit isoliertem SHT sollte man vor dem Transport stabilisieren, während man Patienten mit unkontrollierbarer Blutung oder penetrierenden Verletzungen schnell transportieren muss.

  • Eine Intubation ist bei schwerer Vigilanzstörung (GCS < 9) oder respiratorischer bzw. hämodynamischer Instabilität empfohlen. Eine maschinelle Beatmung führt man möglichst als Normoventilation durch.

  • Ein Vorteil einer präklinischen Volumentherapie bei SHT-Patienten ist nicht belegt. Aus pathophysiologischen Überlegungen sollte man aber bei Hypotonie eine Volumentherapie durchführen. Kolloide zeigen in Studien keinen Vorteil gegenüber Kristalloiden. Bei Patienten mit schwerem SHT könnten hypertone oder hyperonkotische Lösungen vorteilhaft sein, der wissenschaftliche Nachweis dafür wurde bislang aber nicht erbracht.

  • Zur Basistherapie bei erhöhtem intrakraniellem Druck gehört die Analgosedierung. Sedativa haben neuroprotektive Eigenschaften. Bei der Auswahl der Medikamente muss man spezifische Effekte, Halbwertszeit und Nebenwirkungen bedenken.

  • Die präklinische Gabe von Mannitol kann nicht generell empfohlen werden. Bei Zeichen eines dekompensierten intrakraniellen Druckes kann man die Gabe erwägen.

  • Kortikosteroide und die Gabe von Magnesium werden zur Akuttherapie des SHT nicht empfohlen.

  • Progesteron hat neuroprotektive Effekte und zeigt in ersten klinischen Studien bei SHT-Patienten Erfolg versprechende Ergebnisse. Für eine Empfehlung ist die Evidenz aber zu gering.

  • Die frühzeitige Gabe von Tranexamsäure kann das Ausmaß einer intrakraniellen Blutung reduzieren. Für eine Empfehlung ist die Evidenz zu gering.