physiopraxis 2011; 9(11/12): 22-23
DOI: 10.1055/s-0031-1298038
physiowissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Evaluation eines Screening-Bogens – Bachelorthema sucht Student

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  • Astrid Nedbal


Subject Editor:
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Publication Date:
25 November 2011 (online)

 

Eine Gruppe engagierter Physiotherapeuten hat sich in der Zukunftsinitiative ZiPT zusammengeschlossen, um den Direktzugang in Deutschland voranzubringen. Sie haben einen Screening-Bogen entwickelt, der Physiotherapeuten erleichtert, Risikofaktoren zu erkennen. Nun suchen sie Studenten, die den Bogen evaluieren.


Der Direktzugang für Physiotherapeuten, auch Direct Access genannt, ist in Deutschland seit geraumer Zeit in aller Munde. ZiPT befürwortet den Direktzugang und möchte den Weg dahin ebnen. 2009 gründete eine Handvoll überzeugter und motivierter Mitglieder die Arbeitsgemeinschaft First Contact Practitioner (AG FCP): Sechs Therapeuten, verteilt in ganz Deutschland, bilden den Kern der AG. Weitere Therapeuten arbeiten ihnen zu. Sie sind überzeugt, dass sie nur als Gruppe den Direktzugang im eigenen Lande schneller voranbringen können. Daher freuen sie sich bei ihrem Vorhaben über jegliche Mitarbeit und Hilfe. Konkret brauchen sie nun die Unterstützung der Hochschulen und Studenten.

Historie und Beweggründe

Zu Beginn verschaffte sich die Arbeitsgemeinschaft einen Eindruck, was der Direktzugang genau beinhaltet, und definierte, was sie erreichen kann und will. Zudem diskutierten die Mitglieder in der AG kritisch, wie verantwortungsvoll Physiotherapeuten sein können und müssen. Denn der Direktzugang bedeutet ganz klar, Verantwortung zu übernehmen. Sie kamen zu der Überzeugung, dass Physiotherapeuten bereits seit eh und je eigenverantwortlich in der Therapie mit den Patienten umgehen müssen. Durch die Verordnungspflicht wird ihnen diese Verantwortung lediglich vonseiten der Regierung offiziell abgesprochen.

Schnell kamen die Mitglieder der AG überein, etwas Einheitliches zu schaffen, das Physiotherapeuten das verantwortungsvolle Handeln erleichtert und ihnen eine gute Datengrundlage gegenüber Ärzten, Krankenkassen und Politikern liefert. Sie entwickelten einen Screening-Bogen, mit dem Therapeuten bereits vor Behandlungsbeginn mögliche Risikofaktoren - Red Flags - für ernst zu nehmende Erkrankungen aufdecken. Nur wer Red Flags erkennt und die Behandlungsgrenze kennt, übt den Direktzugang eigenverantwortlich aus. Ein Blick in andere Länder mit Direktzugang, wie die Niederlande, zeigte, dass dort jeder Therapeut sein eigenes Screening anwendet. Dies wollten sie vermeiden und auch, dass unnötig lange im „Dunkel“ therapiert und eine Erkrankung falsch eingeschätzt wird.

Es ist Zeit, die eigene Professionalisierung durch den Direktzugang voranzubringen.


Konkrete Entwicklung des Fragebogens

Die einzelnen Fragen des Screening-Bogens samt Erläuterungen für die Therapeuten entwickelte die AG auf Grundlage zahlreicher Fachbücher zum Thema Red Flags. Dabei trafen sie eine Auswahl der ihrer Meinung nach relevantesten Risikobereiche, zum Beispiel die Erkennung eines Tumors, Traumas oder Schlaganfalls. Der Screening-Bogen soll den Therapeuten einen Überblick verschaffen, ob der Patient mehrere Risikofaktoren aufweist und eine Abklärung durch den Arzt indiziert ist. Neben allgemeinen Fragen zu Gewicht, Größe und Alter der Patienten ermittelt der Bogen spezifische Informationen über beispielsweise Medikamenteneinnahme, Blutdruck, Inkontinenz, familiäre Erkrankungen und Gewichtsverlust. Die AG betont, dass der Screening-Bogen der Voreinschätzung des Therapeuten über den Gesundheitszustand seiner Patienten dient und nicht alle möglichen Risikofaktoren erfasst. Er gewährleistet nicht einen völligen Ausschluss ernst zu nehmender Erkrankungen. Das eigene Denken und Verantwortungsbewusstsein wird dadurch nicht abgenommen. Im Gegenteil - Therapeuten benötigen alle wichtigen Grundkenntnisse über die Relevanz und Einstufung von Risikofaktoren.


Studenten und Hochschulen gesucht

Damit der Screening-Bogen an Kraft gewinnt und sich als seriöses Instrument durchsetzen kann, möchte die AG FCP den Bogen nun evaluieren lassen. Sie wendet sich an Hochschulen in Deutschland und hofft auf motivierte und engagierte Physiotherapeuten, die Interesse haben, mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit den Direktzugang möglicherweise den Therapeuten ein Stückchen näherzubringen. Entsprechend der Vorgaben zur Formulierung der Bachelor- und Masterthesen hat die AG bereits rund 20 konkrete Fragestellungen wie „Werden alle Red Flags abgefragt?“ oder „Ist der Screening-Bogen hilfreich im Berufsalltag der Physiotherapeuten?“ ausgearbeitet und stellt sie den Hochschulen zur Verfügung. Dies erspart interessierten Studenten die aufwendige und exakte Themenbenennung ihrer Abschlussarbeit. Um zu vermeiden, dass mehrere Studenten identische Fragen wissenschaftlich untersuchen, bittet die AG alle Interessenten, sich direkt an sie zu wenden („Info“). Von Vorteil ist sicherlich, wenn die Studenten ein gewisses politisches Interesse mitbringen, unvoreingenommen an die Thematik herangehen und dabei neugierig und selbstkritisch die Fragestellungen überprüfen.

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(Illustration: N. Fuckerer)

Sicher gibt es Studenten, die nach einem interessanten Thema suchen - bei der AG finden sie eines, das sie und den Beruf politisch weiterbringt.

→ Den Fragebogen samt Erläuterungen finden Sie unter www.zipt.de .

INFO

Ansprechpartner

Interessierte Studenten, Dozenten und Physiotherapeuten, die das Projekt der AG First Contact Practitioner gerne unterstützen wollen, können sich unter AG-FCP@zipt.de direkt an die Sprecherin der AG Julia Oberneder wenden.



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(Illustration: N. Fuckerer)