Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(06): 265
DOI: 10.1055/s-0031-1297225
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Peru – Ausbruch von Bartonellose

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2011 (online)

 

    Ende September 2011 erkrankten 74 Menschen in der nordwestperuanischen Provinz Huancabamba an der Bartonellose. Zwei von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Bakterien der Gattung Bartonella rufen die Bartonellose hervor. Bisher wurden 4 verschiedene Arten mit humanen Krankheitssymptomen in Verbindung gebracht. Vermutlich werden in den nächsten Jahren noch weitere humanpathogene Arten entdeckt.

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    Abb. 1 Einziger bekannter Vektor von B. bacilliformis sind Sandmücken der Gattung Lutzomyia. Das heute nur noch sporadische Auftreten der Bartonellose wird auf die effiziente Bekämpfung dieser Mücken zurückgeführt.(© Ray Wilson, Liverpool School of Tropical Medicine, PLoS Pathogens August 2009, www.plospathogens.org/article)

    Für den Ausbruch in Peru ist das Bakterium B. bacilliformis verantwortlich. Es kommt ausschließlich an den westlichen Andenabhängen Perus, Ecuadors und Kolumbiens vor. Früher galten nur Höhenlagen ab 800 m als Endemiegebiet. Es scheint jedoch, als würde sich dass Verbreitungsgebiet langsam auch auf tiefere Lagen ausweiten.

    Infektionen mit B. bacilliformis manifestieren sich in 2 Formen: Meist tritt zunächst die akute Phase der Krankheit, das Oroyafieber, auf. Hierbei kommt es zu hohem Fieber, Lymphknotenschwellungen, Vergrößerungen von Milz und Leber sowie zu schwerer Hämolyse durch Zerstörung der Erythrocyten.

    Unbehandelt liegt die Mortalitätsrate bei etwa 40 %. Durch die Gabe von Antibiotika kann sie auf 8 % gesenkt werden.

    Zwei bis 8 Wochen nach der akuten Phase können Patienten die chronische Form, Verruga peruana (Peru-Warze), entwickeln: Es bilden sich – zumeist am Kopf oder den Extremitäten – bis zu 4 cm große, blutgefüllte, schmerzhafte Blasen, die unbehandelt über Monate oder gar Jahre bestehen bleiben, bis sie spontan wieder abheilen.

    Die chronische Form kann auch auftreten, ohne dass es je zu Fieberausbrüchen oder anderen Symptomen der akuten Phase gekommen ist. Ebenso muss auf das Oroyafieber nicht zwingend die Verruga peruana folgen.

    Der Zusammenhang zwischen den beiden Symptomen war lange Zeit unbekannt. Das Verständnis kam durch ein fatales Experiment: Der junge Mediziner Daniel Carrion infizierte sich im Jahr 1885 absichtlich mit dem Blut aus einer Peru-Warze, um den Verlauf zu studieren. Er verstarb anschließend an den Folgen des Oroyafiebers. Deshalb wird die Bartonellose vor allem im englischen Sprachraum häufig auch als "Carrion’s Disease" bezeichnet.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quelle: promed


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    Abb. 1 Einziger bekannter Vektor von B. bacilliformis sind Sandmücken der Gattung Lutzomyia. Das heute nur noch sporadische Auftreten der Bartonellose wird auf die effiziente Bekämpfung dieser Mücken zurückgeführt.(© Ray Wilson, Liverpool School of Tropical Medicine, PLoS Pathogens August 2009, www.plospathogens.org/article)