Mit Einführung von HCV-Proteaseinhibitoren stehen für die Behandlung von Patienten
mit Hepatitis C erstmals Substanzen mit einer direkten antiviralen Wirkung zur Verfügung.
Die Heilungschancen bei Infektion mit dem am weitesten verbreiteten Genotyp 1 sind
dadurch deutlich gestiegen.
Der Genotyp 1 spricht mit SVR-Raten (Sustained Virologic Response) unter 50 % relativ
schlecht auf die herkömmliche Therapie mit Peg-Interferon alfa (pegIFN) und Ribaverin
an. Die beiden HCV-Proteaseinhibitoren Boceprevir (Victrelis®) und Telaprevir weisen
eine hohe antivirale Aktivität aber eine niedrige Resistenzbarriere auf, erklärte
Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Frankfurt. Dies macht eine Kombination mit der herkömmlichen
Therapie erforderlich. Durch eine der -Tripletherapie vorgeschalteten "Lead-in-Phase"
mit pegIFN und Ribaverin kann die Viruslast bereits gesenkt und so der Resistenzselektion
entgegen gewirkt werden, sagte Sarrazin.
In den Zulassungsstudien für Boceprevir wurde daher auch das Konzept der Lead-in-Phase
umgesetzt. In der SPRINT-2-Studie mit 1097 therapienaiven Patienten erhielten die
Patienten nach der vierwöchigen Lead-in-Periode mit pegIFN und Ribaverin entweder
Placebo plus weiter pegIFN/Ribaverin für 44 Wochen (Gruppe 1), die Triple-Therapie
(Boceprevir, pegIFN, Ribaverin) für 44 Wochen (Gruppe 3) oder eine Response gesteuerte
Tripletherapie mit auf 24 Wochen verkürzter Therapiedauer bei nicht nachweisbarer
HCV-RNA zwischen den Wochen 8 und 24. Insgesamt waren die SVR-Raten in den Boceprevir
haltigen Therapiearmen signifkant höher als unter der Zweifach-Therapie (67 und 68
% vs. 40 %, p < 0,001). In der Response gesteuerten Gruppe konnte bei 47 % der Patienten
die Triple-Therapie auf 24 Wochen verkürzt werden, ohne dass der Therapieerfolg dadurch
beeinträchtigt wurde.
In der ähnlich aufgebauten RESPOND-Studie mit 403 vorbehandelte Patienten wurden ebenfalls
signifkant höhere SVR-Raten im Vergleich zur Kontrollgruppe erreicht (59 und 66 %
vs. 21 %, p > 0,001).
Auch hier konnte in der Gruppe 2 mit Response gesteuerter Therapie bei 46 % eine Therapieverkürzung
mit vergleichbaren Heilungsraten (46 und 52 %) erreicht werden. Das zugelassene und
in der Fachinformation empfohlene Behandlungsschema weicht etwas von den Zulassungsstudien
ab, da hier bei therapienaiven Patienten mit HCV-Nachweis in der 8. Woche und bei
vorbehandelten Patienten noch eine 12-wöchige Zweifachtherapie an die 32-wöchige Tripletherapie
angeschlossen wird.
Mit Ausnahme eines gehäuften Auftretens von Anämien (29 vs. 49 %) und vermehrten Geschmacksstörungen
entsprachen die Nebenwirkungen der Triple-Therapie mit Boceprevir dem bekannten Nebenwirkungsprofil
unter der bisherigen Standardtherapie. Die Anämie geht mit höheren SVR-Raten einher
und lässt sich durch Reduktion der Ribaverin-Dosis meist gut in den Griff bekommen,
ohne dabei den viralen Erfolg zu gefährden, berichtete Prof. Dr. med. Dr. phil. Michael
Kraus, Burghausen.
Maria Weiß, Berlin
Quelle: "Victrelis® Launch Symposium" am 23. und 24.9.2011 in Berlin. Veranstalter:
MSD