Der Klinikarzt 2011; 40(10): 482
DOI: 10.1055/s-0031-1295357
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Thrombosetherapie bei Tumorpatienten – Niedermolekulare Heparine in der Primär- und Sekundärprophylaxe

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Publication Date:
08 November 2011 (online)

 

    Bei der heute in Deutschland üblichen Behandlung venöser Thromboembolien (VTE) werden niedermolekulare Heparine über 6–10 Tage verabreicht. Danach folgt überlappend eine 3–6-monatige – oder in manchen Fällen auch zeitlich unbegrenzte – Behandlung mit einem oralen Vitamin-K-Antagonisten. Die Dauer der Thrombosebehandlung richtet sich dabei nach dem geschätzten Risiko für ein Rezidiv einer venösen Thromboembolie.

    Prof. Rupert M. Bauersachs, Darmstadt, sprach die Empfehlung aus, onkologische Patienten mit einer VTE nach der initialen Behandlung mit einem niedermolekularen Heparin nicht auf eine Therapie mit einem oralen Vitamin-K-Antagonisten umzustellen. "Tumorpatienten mit einer VTE sollten in den folgenden 3–6 Monaten mit einem niedermolekularen Heparin weiterbehandelt werden. Im Anschluss daran kann dann die Weiterbehandlung entweder mit einem niedermolekularen Heparin oder mit einem oralen Vitamin-K-Antagonisten bis zum Ausheilen der Tumorerkrankung erfolgen". Diese Empfehlung leitet sich aus 3 klinischen Studien ab. Dabei wurden aber unübliche Dosierungen verwendet, und es bestand eine große Diskrepanz in den Thromboseraten in den Kontrollgruppen.

    Im Gegensatz zu vielen anderen chronischen Krankheiten wird bei der Thromboseerkrankung nicht immer eine dauerhafte Sekundärprophylaxe eingesetzt. Das mag daran liegen, dass wirksame und kosteneffektive Konzepte fehlen.

    Daher wurde jetzt eine multinationale, multizentrische, offene, randomisierte Phase-III-Studie initiiert, in der 900 Tumorpatienten (aktiver solider Tumor oder maligne hämatologische Erkrankung) mit einer akuten, symptomatischen VTE oder einer Lungenarterienembolie (LAE) für die Dauer von 6 Monaten mit dem niedermolekularen Heparin Tinzaparin-Natrium (Innohep®) oder mit dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin behandelt werden. Die Studienteilnehmer der Verumgruppe erhalten Tinzaparin (175 IU/kg anti-Xa IU) für die Dauer von 6 Monaten, während den Tumorpatienten der Kontrollgruppe initial Tinzaparin (175 IU/kg an den Tagen 5–10) und danach der Vitamin-K-Antagonist für 6 Monate verabreicht wird.

    Diese Studie CATCH (Efficacy and Safety of Long-Term 6 Months Innohep® Treatment Versus Anticoagulation With a Vitamin K Antagonist Warfarin for the Treatment of Acute Venous Thromboembolism in Cancer Patients) soll Auskunft darüber geben, ob eine konstante therapeutische Gabe eines niedermolekularen Heparins zu einer weiteren Reduktion der VTE-Rezidive führt. Auch wird sich zeigen, ob neue onkologische Therapieregime möglicherweise eine andere antithrombotische Behandlung erfordern. Nebenwirkungsmeldungen aus der Onkologie lassen schon jetzt erkennen, dass zum Beispiel unter der Behandlung mit Substanzen, die die Angiogenese hemmen (wie zum Beispiel mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab) vermehrt Thrombosen auftreten.

    Weitere medizinische Fragestellungen werden unter anderem sein: die Analyse von geeigneten Biomarkern, die Erfassung von inzidentellen venösen Thromboembolien, die Inzidenz des postthrombotischen Syndroms und die Erfassung der Lebensqualität der Studienteilnehmer.

    Dr. Richard Roth, Kirchheim

    Quellen: Media Dinner "Die Thrombosetherapie beim onkologischen Patienten", Satellitensymposium "VTE-Therapie im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis" im Rahmen der 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie am 8. und 9. September 2011 in Frankfurt am Main. Veranstalter: LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg


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